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Widerstandsfähigere Böden dank regenerativem Ackerbau

Seit Sommer 2020 untersuchen Forschende unter Leitung der Universität Kassel im Projekt "AKHWA", ob der regenerative Ackerbau eine geeignete Strategie ist, um die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen. Ein zentrales Ergebnis aus der ersten Projektphase ist die Erhöhung des Kohlenstoffgehalts in den oberen Bodenschichten, wodurch dieser unter anderem widerstandsfähiger gegen extreme Wetterbedingungen wird.

Ansicht eines Ackers von oben.

Die Feldaufnahme zeigt die unterschiedlichen Behandlungen kurz nach der Kompostapplikation und die Größe der Anlage eines der Langzeitexperimente. Foto: Stephan Junge

Mit fortschreitendem Klimawandel mehren sich ausgeprägte Dürre- und Hitzeperioden sowie Extremniederschlagsereignisse. Diese belasten zunehmend die menschliche Gesundheit und schränken wichtige Ökosystemleistungen wie die Wasserversorgung, die Bodenfruchtbarkeit, die Schaffung eines gemäßigten Lokalklimas und die Lebensraumfunktion für Tier- und Pflanzen ein.

Um den Klimafolgen zu begegnen, beschreitet die Praxis seit Jahren im Rahmen der "regenerativen Landwirtschaft", die sich durch eine reduzierte Bodenbearbeitung und eine dauerhafte Bodenbedeckung auszeichnet, neue Wege – so auch das Projekt "Anpassung an den Klimawandel in Hessen – Erhöhung der Wasserretention des Bodens durch regenerative Ackerbaustrategien" (kurz: AKHWA). Die erste Förderphase, die seit 2020 lief, hat bereits zu vielversprechenden Ergebnissen geführt: Durch eine reduzierte Bodenbearbeitung und Kompostgaben konnte der Kohlenstoffgehalt in den oberen 100 Zentimetern des Bodens um bis zu 27 Prozent erhöht werden. Das heißt, der Boden ist besser in der Lage, Nährstoffe und Wasser zu speichern und zu halten. Einerseits kann so Starkregen besser aufgenommen werden, andererseits trocknet der Boden nicht so schnell aus.

Zudem konnten die beteiligten Forschenden nachweisen, dass eine Mulchdecke den Boden deutlich kühlen und Wasser speichern kann. Eine zentrale Erkenntnis, denn bei sehr hohen Temperaturen kann der Boden in den oberen fünf bis 15 Zentimetern sehr heiß werden, was für das Pflanzenwachstum schädlich ist. Kartoffeln werden zum Beispiel ungenießbar oder weniger lagerfähig. Aus unbedecktem Boden verdunstet außerdem das Wasser, ohne den Pflanzen zugute zu kommen. Die Ergebnisse der Forschenden zeigten jedoch, dass der Boden unter dem Mulch in 15 Zentimetern Tiefe in den heißesten Tagen des Jahres 2022 etwa vier Grad Celsius kühler war – somit konnte auch die Wasserverdunstung reduziert werden. 

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Solche positiven Wirkungen der regenerativen Landwirtschaft steigern die Resilienz des Bodens und der Bodenstruktur gegenüber extremen Wetterbedingungen; zugleich zeigen erste Ergebnisse des Forschungsprojekts trotz der erhöhten Kohlenstoff- und Nährstoffgehalte der Böden bisher keine Erhöhung der Treibhausgasemissionen. 

Forschung geht weiter

Nach diesen ersten positiven Erkenntnissen bleiben jedoch wichtige Fragen offen, die das Konsortium nun in einer vierjährigen Projektverlängerung, die mit etwa 2,5 Mio. Euro gefördert wird, untersuchen wird. In dieser Zeit wollen die Beteiligten unter anderem die Kosten- und Leistungsdaten aus den landwirtschaftlichen Betrieben ermitteln und den Ökosystemleistungen gegenüberstellen. In einer Erweiterung des Projektes werden außerdem mögliche Auswirkungen des Regenerativen Ackerbaus auf Landschaftsebene in Hessen modelliert.

"Das Projekt AKHWA ist ein wegweisendes Projekt, das sowohl für die ökologische als auch konventionelle Landwirtschaft wichtige Methoden zur Anpassung an den Klimawandel und zur Ökologischen Nachhaltigkeit entwickelt“, betont Prof. Dr. Maria Finckh, Leiterin des Fachgebiets Ökologischer Pflanzenschutz an der Uni Kassel, das auch die Gesamtleitung des Projekts innehat. „Durch die Verlängerung bis 2028 werden die Aussagen der beiden seit 2010 und 2011 laufenden Experimente zum Anbausystem deutlich belastbarer. Ebenfalls wird das Projekt Aussagen über einen ungewöhnlich langen Zeitraum von mindestens fünf bis sechs Jahren zu Treibhausgasemissionen sowie Nährstoff- und Wasserrückhalt liefern und damit eine Evaluation des Gesamtsystems ermöglichen – über die gesamte Fruchtfolge und über viele sehr unterschiedliche Jahre, was das Wetter betrifft."

Hintergrund zum Projekt "AKHWA"

Neben dem Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz beteiligen sich an der Uni Kassel die Fachgebiete Bodenkunde und Betriebswirtschaft an dem Projekt, ebenso wie Partner an der Universität Gießen, der Hochschule Geisenheim und am Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. "AKHWA" ist daher auch von hoher Relevanz für die Hessische Argrarforschungsallianz (HFA). Das Projekt dient außerdem als eine Vorstufe in der Vorbereitung eines Innovationszentrums für Agrarsystemtransformation (IAT) mit der Universität Gießen und der Hochschule Geisenheim. In den letzten vier Jahren wurde es vom Land Hessen im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans 2025 bereits mit 1,7 Mio. Euro gefördert, die Förderung verlängert sich nun um weitere vier Jahre bis 2028 mit 2,55 Mio. Euro.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Kassel

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