QC_RegioBio: Weiterbildung für den Aufbau von Bio-Wertschöpfungsketten

QC_RegioBio: Weiterbildung für den Aufbau von Bio-Wertschöpfungsketten

Wer bio-regionale Wertschöpfungsketten aufbaut, hat alle Hände voll zu tun: Moderation unterschiedlicher Interessen und Kommunikation sind nur einige der Aufgaben. Um die Managerinnen und Manager für diese vielfältige Arbeit zu wappnen, konzipiert das Forschungsteam von "QC_RegioBio" ein Weiterbildungsangebot. Projektleiterin Katharina Meyer erklärt im Interview, wie das aussieht.

Katharina Meyer

Die Projektleiterin des Forschungsprojekts "QC_RegioBio" ist seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Deutschland. In ihrer Masterthesis im Studiengang "Global Change: Ecosystem Science & Policy" befasste sie sich zuvor mit Öko-Saatgut. Als Bereichsleitung für Wertschöpfungsketten beim FiBL ist sie federführend verantwortlich für Projekte in diesem Themengebiet.

Wenn Wertschöpfungsketten-Managerinnen und -Manager erfolgreich sind, wird der ländliche Raum gestärkt und die sozial-ökologische Transformation der Land- und Lebensmittelwirtschaft vorangetrieben. 

Oekolandbau.de: Um was geht es bei dem Projekt? Welche Probleme aus der Praxis werden adressiert?

Katharina Meyer: Viele, die Wertschöpfungsketten initiieren oder aufbauen, sind frisch von der Uni, meist aus den Agrar- oder Ernährungswissenschaften, und müssen direkt komplexe Verhandlungsgespräche mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort führen. Sie sind fachlich gut aufgestellt, aber ihnen fehlen häufig die sogenannten "Soft Skills": Moderation, Prozessbegleitung, Öffentlichkeitsarbeit. Es kann passieren, dass gute Projekte nicht richtig in die Umsetzung kommen, weil die Wertschöpfungsketten-Managerinnen und -Manager mit der Vielzahl an Aufgaben überfordert sind. Das sehen wir zum Beispiel an der relativ hohen Jobfluktuation. Deswegen konzipieren wir ein Weiterbildungsangebot, welches die Akteurinnen und Akteure in ihrem Tun befähigt und in ihrer Rolle stärken soll. Darüber hinaus erarbeiten wir ein Kompetenzprofil, um festzuhalten, was eine WSK-Managerin und ein WSK-Manager im besten Fall alles mitbringen sollten und wie passend der Begriff "Management" in diesem Kontext eigentlich ist.

Oekolandbau.de: Wie soll das Weiterbildungsangebot aussehen?

Katharina Meyer: Es soll auf jeden Fall berufsbegleitend umsetzbar sein, denn die WSK-Managerinnen und -Manager haben schon genug zu tun. Im Rahmen unseres Projektes sind neben Online-Seminaren, Lernmaterialien zum Selbststudium und digitalen Lernsprints auch Präsenzveranstaltungen geplant. Der diesjährige Kurs ist ein Testballon. Vielleicht stellt sich heraus, dass künftig nur digitale Inhalte oder einzelne Bausteine getrennt voneinander angeboten werden. Das hängt von den Rückmeldungen des Pilotkurses und der Zielgruppe ab. Boris Liebl und Hannah Hattemer von der FiBL Akademie sind für die Konzeption verantwortlich.

Oekolandbau.de: Wie ist der aktuelle Forschungsstand und wo sehen Sie die Forschungslücke, die Ihr Projekt füllen soll?

Katharina Meyer: Immer mehr Menschen initiieren und begleiten Wertschöpfungsketten für bio-regionale Lebensmittel, sei es in Öko-Modellregionen, Bio-Städten, Verbänden, Initiativen oder geförderten Projekten. Doch bisher gibt es keine anerkannte Ausbildung oder ein Studium "Wertschöpfungsketten-Management". Wir gehen daher im dritten Arbeitspaket einen Schritt zurück und schauen uns erstmal die Berufsbezeichnung an: Ist Managerin/Manager überhaupt die richtige Bezeichnung? Oder passt Koordinatorin/Koordinator, Entwicklerin/Entwickler oder Begleiterin/Begleiter vielleicht besser? Vor diesem Hintergrund werden wir die Tätigkeiten des Jobs definieren und daraus Berufsbilder ableiten, um dann hoffentlich ein klareres Bild zu haben.

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Aufgabe im Projekt? Welche Projekt- und Praxispartner sind mit im Boot?

Katharina Meyer: Wir sind ein Kooperationsprojekt des FiBL Deutschland e.V. und dem Bundesverband der Regionalbewegung e.V. Darüber hinaus sind wir natürlich im Austausch mit weiteren Bildungsinstitutionen, die Coaching- und Weiterbildungsangebote für die Land- und Lebensmittelwirtschaft anbieten. 

Oekolandbau.de: Was sind die nächsten Schritte innerhalb des Projekts?

Katharina Meyer: Wir haben eine Umfrage unter den WSK-Akteurinnen und -Akteuren gestartet, welche Weiterbildungsbedarfe es überhaupt gibt. Unsere Inhalte stimmen wir auf die Ergebnisse ab. Die Bewerbungsphase für unser Weiterbildungsangebot läuft bald an. Ab 14. Mai ist eine Anmeldung möglich. Bis Ende Juli können sich dort Interessierte auf einen der 20 Plätze bewerben. Hier liegt der Fokus eher auf Neueingestiegene in dem Berufsfeld, aber "alte Hasen" nehmen sicherlich auch neue und hilfreiche Impulse für ihren Berufsalltag mit. Im November ist dann die erste Präsenzveranstaltung mit den Teilnehmenden geplant. Darüber hinaus recherchieren wir derzeit weitere geeignete Weiterbildungsformate für die Akteurinnen und Akteure. Diese Lernangebote möchten wir künftig online zur Verfügung stellen.

Die Plätze für den Pilotkurs sind begrenzt. Eine Anmeldung ist ab sofort bis 31. Juli 2024 möglich. Für die einjährige Weiterbildung sind elf fixe Termine für Präsenz- und Online-Treffen vorgesehen. Am Ende erhalten die Absolventinnen und Absolventen ein gemeinsames Zertifikat der FiBL Akademie und des Bundesverband der Regionalbewegung e.V.

Weitere Informationen zur Anmeldung

Oekolandbau.de: Was sind die besonderen Herausforderungen in diesem Projekt?

Katharina Meyer: Für die WSK-Managerinnen und -Manager ist es durchaus schwierig, ihre Aufgaben und Tätigkeitsfelder abzugrenzen. Sie können nicht bei jedem Thema Fachwissen mitbringen oder die Marketingarbeit für die beteiligten Unternehmen übernehmen – es geht um die "Soft Skills": Wie können Leute zusammengebracht, Entscheidungen herbeigeführt oder ein Produkt gemeinsam an den Markt gebracht werden? Es ist eine fortlaufende Prozessbegleitung. Da ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Unser Weiterbildungsprogramm bietet für alle Beteiligten eine Rollenklärung: Was ist meine Aufgabe? Was muss ich leisten? Was nicht? Was erwartet das Umfeld? So kann das Selbstbewusstsein der Managerinnen und Manager gestärkt werden. Wenn sie erfolgreich sind, wird der ländliche Raum gestärkt und die sozial-ökologische Transformation der Land- und Lebensmittelwirtschaft vorangetrieben. 

Veranstaltungen rund um regionale Wertschöpfungsketten

Kongress "Erfolgreiche Regionalvermarktung – Erfahrungen und Best Practice"
Der Kongress "Erfolgreiche Regionalvermarktung" des BMEL findet am 13. Juni 2024 in Berlin statt. Auf dem Kongress dreht sich alles um den Ausbau und Erhalt regionaler Wertschöpfungsketten und bietet einen Erfahrungsaustausch über erfolgreiche Initiativen und Projekte der regionalen Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln.
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Tag der Wertschöpfungsketten
Der erstmalig stattfindende Tag der Wertschöpfungsketten bringt im Rahmen der DLG-Feldtage am 13. Juni alle Verarbeitungsstufen für die Öffentlichkeit zugänglich zusammen. Diskussionen zu Fragestellungen zur Steigerung der Wertschöpfung für heimische pflanzliche Produkte stehen ebenso im Fokus wie der branchenübergreifende bilaterale Austausch beim anschließenden Get-Together in gemütlicher Atmosphäre“.
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Letzte Aktualisierung 10.05.2024

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