Bio kann jeder: Mehr Bio in Kita und Schule: Mit Ernährung für den Klimaschutz
57271 Hilchenbach
Das Problem kennen alle, die sich mit Schulverpflegung befassen: Mit zunehmendem Alter finden Schülerinnen und Schüler es oft uncool, in die Mensa zu gehen. Bereits 20 Prozent der 14- bis 15-Jährigen ersetzen fast täglich und 49 Prozent ab und zu die Hauptmahlzeiten durch Snacks. Die finden sie entweder direkt an der Schule oder sie nutzen Fast Food Angebote in der näheren Umgebung. Wer sich für eine nachhaltige Schulverpflegung stark machen möchte, muss an der Schule auch attraktive und altersgerechte Snacks anbieten. Das eröffnet auch neue Chancen: Während bei der klassischen Mittagsverpflegung die Rahmenbedingungen oft enge Grenzen setzen, können die Schulen die Zwischenverpflegung meist freier gestalten. Wenn der Schulkiosk oder die Cafeteria ein attraktives, schmackhaftes und ausgewogenes Snack-Angebot bieten, kann das eine interessante Ergänzung zum Mittagessen sein.
Dass die an einer Schule angebotenen Snacks auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler angepasst werden müssen, hat auch die Bio-Köchin Carola Petrone erkannt. Für ihre dezentralen Schulküchen im Raum München hat sie deshalb eine eigene Snack-Linie entwickelt. "Hier produzieren wir jeden Wochentag zwei neue Bio-Snacks aus frischen Biozutaten. Immer eine vegetarische Variante und eine mit Fleisch oder Wurst zur Auswahl". Zu den Top-Favoriten zählen die Döner- und die Asia-Box sowie die "Bayerischen Burger" und Salate mit Kircherbsen, Linsen oder Getreide. Natürlich müssen die Snacks in erster Linie gut schmecken. Aber damit sie bei den Kids gut ankommen, hat eine Grafikerin für die Snack-Linie ein zielgruppengerechtes Design entwickelt. Zudem gibt es jeden Tag dazu einen Aufsteller mit einprägsamen Sprüchen wie "Fast Food doesn´t have to be junk food". Das alles hat zu einer deutlichen Steigerung der Umsätze geführt. "Wo wir vorher an einer Schule nur zehn bis 15 Snacks verkauft haben, gehen heute oft 100 bis 120 Bio-Snacks über die Theke", so die Inhaberin des Bio-Cateringunternehmens Il Cielo. Zwar sind die Snacks, die gut laufen, auch aufwändiger und teurer in der Produktion. Aber Carola Petrone stellt fest, dass sich die Nachfrage bei den Schülerinnen und Schülern wandelt. "Immer mehr Jugendliche achten auf ihre Ernährung und sind bereit, dafür auch einen angemessen Preis zu bezahlen." So sind die zwei oder drei Euro, die ein Bio-Snack kostet, für die meisten kein Hinderungsgrund.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Akzeptanz der Snacks ist zudem die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler. "In einer Kreativ-Werkstatt haben wir zusammen mit den Jugendlichen die Snacks und ihre Aufmachung entwickelt, die dann von einer Testgruppe probiert und bewertet wurden", so Birgit Eschenlohr. Sie war viele Jahre lang Leiterin des BUND-Projekts Mc Möhre, bei dem an verschiedenen Orten Schülerfirmen mit nachhaltiger Pausenverpflegung initiiert wurden. So entstanden leckere Smoothierezepte und Sommercocktails aber auch Bratapfelhits für die kühleren Tage. Dabei beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler auch mit den Erntezeiten, der richtigen Lagerung von Obst und Gemüse und wie man Produkte aus dem Schulgarten für den Kiosk in Form von Sirup oder Kräutersalz haltbar machen kann.
"Frisch, knackig und fruchtig kam besonders gut an", weiß Birgit Eschenlohr aus ihren Erfahrungen. So erwiesen sich Wraps mit Kräuterfrischkäsefüllung als Hit oder Obstsalat mit Joghurt. Auch die mit Bergkäse überbackenen Salsa-Brote waren ein Renner. "Deren Duft hat nicht nur die Kids sondern auch Lehrerinnen und Lehrer schon aus der Ferne angelockt". Zur Steigerung der Attraktivität haben die Schülerinnen und Schüler noch einen wirksamen Trick angewandt: Sie produzierten nicht viele Snacks auf Vorrat, sondern eher knapp bemessene Mengen. "Wer von den begehrten Salsa-Snacks in der Pause etwas haben wollte, musste sich beeilen".
Wie viele Bereiche der Ernährung unterliegt auch die Schulverpflegung einem starken Wandel. Eigentlich als Zwischenmahlzeiten konzipierte Snacks werden immer beliebter und ersetzen oftmals bei den Schülerinnen und Schülern die Hauptmahlzeiten. Das kann man beklagen, oder darauf konstruktiv reagieren und die angebotenen Snacks aufwerten. Wenn es damit gelingt, die Jugendlichen stärker an die Mensa zu binden, ist das ein wichtiger Erfolg. Zudem lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur im Klassenzimmer. Die Konsumentinnen und Konsumenten von morgen nehmen auch in der Mensa und am Kiosk Erfahrungen für ihre späteren Essgewohnheiten mit.
Letzte Aktualisierung 10.03.2023