Vom Schulgarten in die Mensa

Vom Schulgarten in die Mensa

Vom kleinen Beet mit Salaten und Radieschen über Beerensträucher bis hin zu 1.000 oder mehr Quadratmeter großen Schulgärten – alles ist möglich und für die verschiedensten Varianten finden sich Beispiele in der Praxis. Zwar fehlt bislang eine fundierte Studie über die Anzahl der Schulgärten in Deutschland. "Doch die Bedeutung darf auch nicht unterschätzt werden", so Dr. Karlheinz Köhler von der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe. "Nach unseren Erhebungen hat in Baden-Württemberg derzeit etwa ein Drittel der Schulen einen Schulgarten". Auf jeden Fall bieten Schulgärten ein wichtiges Erfahrungsfeld für Kinder und sind ein ganzheitlicher Lernort für eine Bildung zur nachhaltigen Entwicklung. Daneben werden in den Schulgärten auf naturnahe Weise Lebensmittel erzeugt und geerntet, die von den Kindern und Jugendlichen gegessen werden. Dabei stehen natürlich nicht die Mengen im Vordergrund sondern die Beziehung, die Schülerinnen und Schülern zu den Lebensmitteln und ihrer Herkunft gewinnen.

Lernen mit Kopf und Bauch

"In unserem Schulgarten erfahren die Kinder, dass Lebensmittel nicht einfach aus dem Supermarkt stammen", so Verena Knöpfle, Mensaleiterin im Schulzentrum Erbach, "sondern ganz schön viel Anstrengung und Arbeit dahinter steckt, bis sie auf den Tisch kommen". Der Impuls für den inzwischen 1.000 Quadratmeter großen Schulgarten kam ursprünglich von ihr – und damit der Mensa!

Doch ein Schulgarten ist natürlich kein Selbstläufer und jemand muss sich von Frühjahr bis Herbst darum kümmern. Seit 2011 betreut eine Gärtnerin und Landschaftsarchitektin die Kinder und Jugendlichen bei der Schulgartenarbeit. Die Stadt Erbach finanziert die Gartenarbeit seit 2017 mit einer halben Stelle. Über das Jahr hinweg pflegen rund 300 bis 350 Schülerinnen und Schüler das Gemüse, die Sträucher und Kräuter. "Die Fünftklässler sind beispielsweise für das Gemeinschaftsbeet zuständig, andere Kinder für das Suppenbeet: Dort wächst von Kohl, Zwiebeln, Lauch und Kartoffeln all das, was in der Mensa in die Suppe kommt", so die Gärtnerin Konstanze Altmann. Daneben wandern hier gezogene Salate, Buschbohnen, Tomaten, Kürbisse und vor allem auch Kräuter in die Schulküche.

"Wer sät und erntet, möchte auch probieren"

Viel Erfahrung mit der Integration von Schulgartenarbeit in den Unterricht haben auch die Freien Waldorfschulen. Einen mit 7.000 Quadratmeter ausgesprochen großen Garten hat beispielsweise die Freie Waldorfschule in Böblingen. Hier erfahren die Schülerinnen und Schüler die Prinzipien des biodynamischen Gartenbaus hautnah. "Vom Samen bis zum Teller sollen die Kinder den Weg der Pflanzen kennenlernen", so das Motto des engagierten Gartenbaulehrers Jürgen Bernschneider. "Jedes Lebensmittel, das wir hier ernten, ist vorher durch viele Kinderhände gegangen". Die Mensaleiterin Sandra Stober weiß das zu schätzen. Denn wer sät, pflegt und erntet, will am Ende auch probieren.

Schulgarten – ein Baustein der Bildungspolitik?

In der ehemaligen DDR war der Schulgartenunterreicht von der ersten bis vierten Klassenstufe fest im Bildungsplan verankert. Allerdings mit ganz anderen Zielen und Methoden. "Damals stand die Produktion von Lebensmitteln für die Schulküche im Vordergrund", so Dr. Karlheinz Köhler, "heute spielen ökologische und Nachhaltigkeitsaspekte eine viel größere Rolle". Jede Schule hatte damals einen – meist außerhalb des Schulgeländes liegenden – Schulgarten, dessen Erntegut in der Schulverpflegung verwendet wurde. Heute gibt es das Schulfach "Schulgarten" nur noch in Thüringer Grundschulen. In anderen Bundesländern erscheint das Thema eher marginal in den Bildungs- oder (Rahmen-)Lehrplänen. Auch wenn das Thema Schulgarten bundesweit zurzeit unzureichend im Bildungssystem verankert ist, bringen in den letzten Jahren vor allem außerschulische Akteure neue Impulse für die Einrichtung und Pflege von Schulgärten.


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Letzte Aktualisierung 10.03.2023

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