Bio-Importe 2022/23

Bio-Importe 2022/23: Differenzierter Bedarf trotz wachsender Eigenproduktion

Um die Nachfrage nach Bio-Produkten in Deutschland zu decken, müssen neben den heimischen Rohstoffen oftmals zusätzliche Mengen aus dem Ausland eingeführt werden. Je nach Bio-Produkt sind die Importanteile unterschiedlich hoch. Wie haben sich die Importe an Bio-Futtermitteln im Wirtschaftsjahr 2022/23 entwickelt?

Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) erhebt alljährlich die Importmengen und Herkunftsländer der wichtigsten Bio-Produkte auf dem deutschen Markt. Zwar ermittelt das Statistische Bundesamt im Rahmen der Außenhandelsstatistik monatlich die Exporte und Importe Deutschlands, eine Unterscheidung nach ökologischer und konventioneller Erzeugung wird dabei aber nicht getroffen. Daher schätzt die AMI die Importmengen für ausgewählte Bio-Produkte mittels verschiedener Werkzeuge:

  • Befragung von rund 350 Importeurinnen und Importeuren,
  • Auswertung betriebsindividueller Daten aus der Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes von Unternehmen mit Einverständniserklärung, 
  • Produktions- und Flächenanalyse in der Europäischen Union und den weltweit jeweils wichtigsten Lieferländern,
  • Analyse der CPS GfK-Paneldaten für Produkte, bei denen der Handel im Laden die Herkunft kennzeichnen muss (zum Beispiel bei Obst, Gemüse, Kartoffeln oder Eiern).

Für Drittlandimporte gibt es eine Statistik

Seit 2017 wird die Kontrollbescheinigung für den Import von Bio-Produkten in die EU elektronisch mit dem System TRACES ausgestellt. Mit Inkrafttreten der neuen EU-Öko-Verordnung am 1. Januar 2022 haben sich für die Ausstellung und Abwicklung der Kontrollbescheinigung einige Änderungen ergeben. Im Jahr 2022 wurden rund 2,73 Millionen Tonnen Bio-Lebensmittel in die EU importiert. Die wichtigsten Importprodukte nach Menge waren Bananen mit rund 705.000 Tonnen und Futtermittel wie Sojabohnen und Ölkuchen mit insgesamt 415.000 Tonnen. Besonders hervorzuheben ist hier Togo, das seine Soja-Exporte in die EU verdoppelte.

Markteinblicke

Lupinen werden wichtiger im Speise- und Futtersektor

Oekolandbau.de befragt Lars Zumpe, zuständig für Ein- und Verkauf von Bio-Futtergetreide bei Öko-Bauernhöfe Sachsen GmbH (ÖBS), zur aktuellen Marktsituation. Seit 1994 steht die ÖBS für die Bündelung und Vermarktung von Getreide, Ölsaaten und Leguminosen von über 100 regionalen Landwirtinnen und Landwirten. Durch Hilfe bei der Beratung und Planung des Anbaus sowie der Erfassung werden Partnerinnen und Partner nachhaltig unterstützt. Langjährige Verträge, Terminkontrakte und Vertragsanbau bieten sowohl den Kundinnen und Kunden als auch den Landwirtinnen und Landwirten Planungssicherheit und Verlässlichkeit.

Oekolandbau.de: Wie hat sich der Ukraine-Krieg auf Ihre Getreide- und Ölsaatenlieferketten ausgewirkt, auch im Hinblick auf Bio-Futtermittel?

Zumpe: Da wir unser Getreide und unsere Ölsaaten überwiegend aus deutschem, regionalem Anbau beziehen, haben wir keine direkten Auswirkungen auf die Versorgung gespürt. Bis jetzt ist die Versorgung immer recht stabil gewesen. Die nachgelagerten Preisschwankungen dagegen schon, sie haben die Märkte, insbesondere bei Sonnenblumen, bis heute durcheinandergewirbelt. Der Absatz von Öl und Sonnenblumenkernen stockt teilweise noch immer, weil im Frühjahr 2022 so viel Öl gepresst wurde, das die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlreich gehamstert haben. Als Lagerprodukt sind die Einkäufe danach ziemlich eingeknickt, sodass wir auf der Vermarktungsseite noch immer auf Restbeständen sitzen. Das betrifft dann auch die Verfügbarkeit und Preisgestaltung von Presskuchen.

Oekolandbau.de: Welche Getreidesorten und Eiweißfrüchte werden in Deutschland besonders häufig als Bio-Futtermittel nachgefragt?Gibt es eine Veränderung der Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen im Zeitverlauf?

Zumpe: Beim Futtergetreide spielen Weizen, Mais und Triticale die Hauptrolle. Gerste, Roggen und Hafer werden dagegen kaum nachgefragt. Die Situation ist aber beim Futtergetreide im Grunde seit längerem dieselbe. Bei den Leguminosen sehen wir dagegen im Futterbereich eine Zunahme bei Lupinen zu Lasten der Ackerbohne, die traditionell aber noch am stärksten angebaut wird. Lupinen punkten durch ihre vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten im Futtersektor. Auch im Speisebereich wird ihr Einsatz häufiger unter die Lupe genommen. Lupinenkaffee ist da nur ein Beispiel. Der Ölkuchenmarkt ist dagegen seit dem Krieg in der Ukraine angespannt. Sind die Öltanks voll, so kann auch kein Kuchen gepresst werden.

Oekolandbau.de: Welche Rolle spielt Soja als Bio-Futtermittel in Ihrem Geschäft und wie decken Sie den Bedarf angesichts der Importabhängigkeit?

Zumpe: Noch spielt Soja als Futtermittel bei uns eine kleine Rolle, wenn dann eher für den Speisebereich, zum Beispiel für vegane beziehungsweise vegetarische Alternativen. Noch reichen die Mengen für die Futterversorgung nicht aus, nur dann, wenn die Qualitäten für den Speisesektor nicht genügen. Durch die gestiegene Nachfrage gehen wir davon aus, dass der Anbau in Deutschland in den nächsten Jahren wachsen dürfte. Dann dürfte auch mehr Menge für den Futtermarkt zur Verfügung stehen. 

Text: Christine Rampold, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI)


Letzte Aktualisierung 02.10.2024

Nach oben
Nach oben