Bio in Europa: Wachstum bei Fläche und Umsatz setzt sich fort

Bio in Europa: Wachstum bei Fläche und Umsatz setzt sich fort

Die ökologische Landwirtschaft in Europa wächst, sowohl was die Anbauflächen als auch den Markt betrifft. Spanien bewirtschaftet die größte Bio-Fläche, während Liechtenstein und Österreich die höchsten Bio-Anteile aufweisen. Im Einzelhandel war 2023 vor allem in Ländern mit etablierten Bio-Märkten eine steigende Nachfrage zu verzeichnen.

Der ökologische Landbau in Europa hat im Jahr 2023 weiter Fuß gefasst. Die Gesamtfläche, die nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet wird, ist um 3,6 Prozent auf 19,5 Millionen Hektar gestiegen. Besonders stark war der Zuwachs in Ländern wie Spanien und der Ukraine. Spanien liegt nun bei der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der Spitze Europas – vor Frankreich und Italien.

Deutschland belegt im europäischen Vergleich den vierten Platz. Auch hierzulande ist die Bio-Fläche gewachsen, wenn auch weniger dynamisch als in anderen Ländern. Damit unterstreicht Deutschland seine zentrale Rolle nicht nur als größter Markt für Bio-Produkte, sondern auch als bedeutendes Land für den ökologischen Landbau.

Der anhaltende Flächenzuwachs zeigt, dass sich immer mehr Betriebe für eine nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung entscheiden – ein Signal für die wachsende Bedeutung des Öko-Landbaus in Europa insgesamt.

An der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche machte die biologische Landwirtschaft in Europa 3,9 Prozent aus, während der Anteil in der Europäischen Union bei 10,9 Prozent lag. Liechtenstein erreichte mit 44,6 Prozent den weltweit höchsten Bio-Flächenanteil. Österreich, auf dem zweiten Platz im weltweiten Ranking, nimmt mit 27,3 Prozent den Spitzenplatz innerhalb der Europäischen Union ein. In 15 europäischen Ländern wurden mindestens zehn Prozent der landwirtschaftlichen Flächen nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet.

Italien stark bei Erzeugung und Verarbeitung aufgestellt

Auch die Anzahl der biologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetriebe nahm leicht zu. In Europa waren mehr als 490.000 Bio-Landwirtschaftsbetriebe tätig, davon über 430.000 in der Europäischen Union. Dies entspricht einem Anstieg von 1,4 Prozent in Europa und 1,8 Pro-zent in der Europäischen Union. Italien hatte mit 82.593 Betrieben die höchste Anzahl an bio-logisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben.

Neben den landwirtschaftlichen Betrieben gab es in Europa über 94.000 Bio-Verarbeitungsbetriebe, davon mehr als 89.000 in der Europäischen Union. Darüber hinaus wurden fast 8.000 im-portierende Unternehmen gezählt, wovon sich über 6.700 in der Europäischen Union befan-den. Italien führte mit fast 25.000 Verarbeitungsbetrieben, während Deutschland mit fast 2.000 die meisten importierenden Unternehmen verzeichnete.

Deutschland ist größter Bio-Markt in Europa

Der Einzelhandelsumsatz mit Bio-Produkten in Europa erreichte 2023 einen Gesamtwert von 54,7 Milliarden Euro, davon 46,5 Milliarden Euro in der Europäischen Union. Deutschland behauptete dabei seine Rolle als größter Bio-Markt Europas – kein anderes Land setzte mehr Bio-Produkte im Einzelhandel um.

Die Europäische Union ist nach den USA weltweit der zweitgrößte Absatzmarkt für Bio-Lebensmittel. Das Wachstum im Jahr 2023 war zwar moderat, aber spürbar – getragen vor allem durch höhere Verbraucherpreise, während die verkauften Mengen zunächst stabil blieben. Erst 2024 kehrte sich dieser Trend um: Bei weitgehend konstanten Preisen wurden wieder mehr Bio-Produkte nachgefragt. Ein besonders starkes Wachstum zeigten einige kleinere Märkte wie Estland und die Niederlande.

Im Durchschnitt gaben die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa 66 Euro pro Person für Bio-Lebensmittel aus, in der Europäischen Union waren es 104 Euro. Die Pro-Kopf-Ausgaben haben sich zwischen 2014 und 2023 mehr als verdoppelt. Die höchsten Ausgaben pro Kopf verzeichneten die Schweiz mit umgerechnet 468 Euro und Dänemark mit umgerechnet 362 Euro. Auch 2023 wurden in europäischen Ländern weltweit die höchsten Marktanteile für Bio-Lebensmittel erzielt. Dänemark blieb mit einem Marktanteil von 11,8 Prozent führend, knapp gefolgt von der Schweiz mit 11,6 Prozent.

Bio boomt in Kantinen, Schulen und Restaurants

Der Außer-Haus-Verzehr von Bio-Lebensmitteln entwickelt sich in Europa in den vergangenen Jahren dynamischer als der Privatkonsum. Besonders starke Zuwächse verzeichnen die Niederlande, gefolgt von Dänemark, Schweden und Frankreich. Nach der Corona-Delle 2020 und 2021 haben die Außer-Haus-Umsätze in allen Ländern, aus denen Daten vorliegen, die Umsätze aus 2019 deutlich übertroffen. Diese Entwicklung zeigt, dass Bio zunehmend Einzug in Kantinen, Schulen, Betrieben und die Gastronomie hält.

Allerdings liegt das absolute Umsatzniveau deutlich unter dem des Einzelhandels. Mit 1,074 Milliarden Euro Umsatz ist Italien führend, vor Frankreich und Schweden. In Italien beispielsweise fördern die Regionen und Kommunen insbesondere seit 2017 mit einem Dekret den Einsatz von Bio-Produkten in der Schul- und Kindergartenverpflegung, so dass sich der Einsatz von Bio-Produkten bis 2023 verdreifacht hat. Länder wie Spanien und Norwegen verzeichnen allerdings Rückgänge – ein Hinweis auf strukturelle oder politische Herausforderungen beim Ausbau des Bio-Angebots in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV).

Die AHV rückte in den zurückliegenden Jahren in den Fokus der Ernährungspolitik, da sie als ein bedeutungsvoller Hebel für gesellschaftliche Ernährungsbildung und die ökologische Agrartransformation (EU-Ziel: 25 Prozent bis 2030) gesehen wird. In Deutschland unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Unternehmen der AHV finanziell bei der Beratung und Schulung von Mitarbeitenden, um den Einsatz von Bio-Lebensmitteln zu steigern. Um die Transparenz von Bio in der AHV zu erhöhen, führt die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) und Ecozept Deutschland seit Anfang 2025 im Auftrag des BMEL und den Agrarresorts der Bundesländer ein Projekt zur Erfassung des Bio-Anteils in der AHV durch.


Letzte Aktualisierung 23.04.2025

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