Zum anderen macht der Strukturwandel auch vor den Bio-Gemüsebetrieben nicht Halt – kleinere Betriebe hören auf, die größeren Bertriebe werden größer. 2023 stiegen mehrere kleinere Betriebe aus der Bio-Gemüseproduktion aus, so dass die durchschnittliche Bio-Freilandgemüsefläche pro Betriebgewachsen ist. 2024 dürfte dieser Strukturwandel weiter fortschreiten. Deutlich gestiegene Kosten für Arbeitskräfte, Betriebsmittel und Energie konnten nicht aufgefangen werden, denn die Preise für ökologisch produziertes Gemüse sind nicht im selben Maße gestiegen. Das führt dazu, dass gerade die Kulturen, bei denen viel Handarbeit gefragt ist, die krankheitsanfälliger sind oder gegenüber konventionell erzeugtem Gemüse deutlich kleinere Erträge aufweisen, im Ökolandbau weniger favorisiert werden.
Auch der geschützte Anbau von Bio-Gemüse zeigte bis 2022 eher einen rückläufigen Flächentrend. 2023 legte die Unterglas-Fläche von 282 Hektar auf 337 Hektar zu. Das Wachstum wird insbesondere durch Tomaten, Salatgurken und Paprika vorangetrieben, die über einen großen Zeitraum aus Spanien, Italien und den Niederlanden nach Deutschland gelangen. Lediglich in den Sommermonaten stützt sich der Markt vorwiegend auf deutsche Ware.
Unabhängig davon, dass die deutsche Saison recht kurz ist, werden die genannten Fruchtgemüsekulturen ganzjährig nachgefragt und stellen neben Möhren und Zwiebeln einen hohen Marktanteil. Aber dennoch: Der ökologische Anbau von Gemüse unter Glas ist nur etwas für Spezialbetriebe und zeigt gegenüber konventionellen Produktionen etliche Herausforderungen wie der Einstellung von Licht und Temperatur sowie dem Wegfall von mineralischen Substraten, die im Bio-Bereich nicht erlaubt sind.
Witterung setzt Bio-Gemüsemarkt unter Druck
Der Markt für Bio-Gemüse schrumpft 2024 das zweite Jahr in Folge. Zum einen liegt das an einem eingeschränkten Angebot, denn erneut haben ungünstige Witterungsverhältnisse zu Ernteausfällen geführt. Dem Bio-Feldgemüse fehlte es an Sonne, Temperatur und trockeneren Phasen; dem Unter-Glas-Gemüse mangelte es an Licht und es war zu feucht. Der Krankheitsdruck ist 2024 nochmal höher als 2023, und gerade beim Lagergemüse wird sich zeigen, in welchem Zustand die Ware in die Läden kommt. Auch hat die unstetige Verfügbarkeit von Bio-Gemüse und das Auf und Ab in den Temperaturen im Sommer das Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher beeinflusst. Gerade bei Möhren und Zwiebeln, die einen großen Anteil an der deutschen Bio-Gemüsefläche stellen, haben die ungünstigen Witterungsbedingungen das stetige Flächenwachstum ausgebremst.
Zum anderen steht der Bio-Gemüsemarkt in starker Wettbewerb zum konventionellen Gemüsemarkt. Seit mehreren Jahren zieht es die Verbraucherinnen und Verbraucher immer mehr in die Discounter und Vollsortimenter, wo Produkte aus beiden Produktionsschienen direkt nebeneinander im Regal liegen. Das beeinflusst nicht nur die Erzeugerpreise, auch die Vielfalt an nachgefragtem Bio-Gemüse konzentriert sich zunehmend auf ein ganzjährig verfügbares Standardprogramm mit Möhren, Zwiebeln, Tomate, Paprika und Salatgurken.
Zwar nehmen die Discounter und Vollsortimenter über das Saisongemüse hinaus immer wieder neue Produkte in ihre Programme auf, die wahre Vielfalt findet sich aber in den Fachgeschäften, Bio-Läden, Wochenmärkten oder direkt bei den Erzeugerinnen und Erzeugern. Gerade die letztgenannten Einkaufsstätten stehen jedoch durch die angespannte Konsumstimmung weiterhin unter Druck, auch beim Bio-Gemüse, so dass zunehmend die Vielfalt im nachgefragten Sortiment abnimmt.