Entscheidend für die Wahl des Anbausystems ist für die Betriebe die Profitabilität der angebauten Kulturen. Besonders hohe Deckungsbeiträge werden mit dem Anbau von Soja und anderen Bohnen erzielt. Denn bei vergleichbaren Erträgen fallen hier geringere Kosten für die Erzeugung an. Dagegen lagen die Deckungsbeiträge für Bio-Mais, -Baumwolle und -Weizen zu Beginn der Erhebungen niedriger als bei konventionell erzeugten Kulturen.
Die Wirtschaftlichkeit des ökologischen Anbaus hängt in allen untersuchten Ländern wesentlich davon ab, welche Preisaufschläge für die Cash-Crops, also die wichtigsten lokalen Kulturen (Kakao, Baumwolle, Kartoffeln, Mais) erzielt werden können. Hinzu kommt, dass für die anderen erzeugten Bio-Kulturen der einzelbetrieblichen Fruchtfolge oft kein Mehrerlös gegenüber konventioneller Ware erzielt werden kann. Dafür fehlt in vielen Entwicklungsländern ein organisierter Markt für Bio-Ware.
Wirtschaftlichkeit abhängig von Höhe des Bio-Aufschlags
Werden Bio-Aufschläge gezahlt, verbessert sich die Profitabilität der Öko-Landbaus deutlich. So konnten etwa die beteiligten Bio-Betriebe in Kenia ab dem dritten Jahr des Projektes einen zusätzlichen Preisaufschlag von 25 bis 30 Prozent generieren, was den ökologischen Anbau wirtschaftlicher machte. Bei den untersuchten Bio-Betrieben lagen die Deckungsbeiträge über alle Kulturen hinweg im Zeitraum von 2007 bis 2018 im Schnitt knapp 30 Prozent höher als bei den konventionellen Betrieben.
Bei den indischen Bio-Baumwoll-Betrieben reichte dagegen ein Preisaufschlag von zehn bis 15 Prozent für ihre Ware nicht aus, um die Verluste durch den Verkauf der anderen ökologisch erzeugten Produkte aus der Fruchtfolge auszugleichen, für die kein Aufpreis gezahlt wurde. Die konventionellen Betriebe erreichten hier im untersuchten Zeitraum etwa 25 Prozent höhere Deckungsbeiträge bezogen auf alle angebauten Kulturen.
Geringeres Verschuldungs-Risiko im Öko-Landbau
Die Fachleute der SysCom-Studie ermittelten in allen drei Ländern eine höhere Rentabilität bei Bio-Betrieben für die eingesetzte Arbeitszeit und die Investitionen. Das macht das Anbausystem nach Einschätzung der Fachleute attraktiver für die überwiegend kleinbäuerlichen Betriebe, die meist über ausreichend Arbeitskräfte verfügen, aber nur über geringe finanzielle Mittel. Dagegen erfordere der konventionelle Anbau oft höhere Investitionen, etwa in Dünger und Pflanzenschutzmittel, die das Risiko für eine Verschuldung bei Missernten erhöhen.
Eine sechs Jahre lang durchgeführte, vergleichende Studie zeigte, dass die erzeugten Lebensmittel der konventionellen Betriebe zum Teil hohe Konzentrationen Rückstände von Wirkstoffen verschiedener Pflanzenschutzmittel aufwiesen. Auch auf den genutzten konventionellen Flächen wurden Rückstände gemessen, die die Grenzwerte überschritten. Auf den ökologischen bewirtschafteten Flächen traten dagegen weder in den geernteten Kulturen, noch im Boden oder im Grundwasser Rückstände dieser Wirkstoffe auf.
Höhere Artenvielfalt auf Bio-Flächen
Auch in Bezug auf die Biodiversität zeigten sich auf den ökologisch genutzten Flächen Vorteile. So wurden auf den Flächen der indischen Bio-Betriebe etwa 45 Prozent mehr Regenwürmer nachgewiesen als auf den konventionellen Äckern. In Bolivien traten mehr Vogelarten auf, während in Kenia sechs statt nur zwei verschiedene Termitenarten auf den untersuchten Bio-Flächen gefunden wurden. Besonders positiv wirkten sich Agroforstsysteme auf die Biodiversität aus, auch bei konventioneller Bewirtschaftung.
Aufgrund der überwiegend vorteilhaften Wirkungen des Öko-Landbaus haben die Autorinnen und Autoren der Studie auch Empfehlungen für die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erarbeitet. Dazu gehört zum Beispiel, den Markt für alle lokalen Bio-Produkte zu stimulieren, damit die Betriebe für alle erzeugten Lebensmittel angemessene Bio-Zuschläge erzielen können, also nicht nur für Cash-Crops wie Baumwolle und Kakao.
Anbau-Know-how systematisch verbessern
Zudem sollten Anreize geschaffen werden, die Betriebe stärker in Kooperativen und Selbsthilfe-Gruppen zu organisieren. Denn in diesem Rahmen ließe sich das Know-how für den Anbau durch regelmäßige Fortbildungen und einen stärkeren fachlichen Austausch unter Betrieben kontinuierlich verbessern. Um den Arbeitsaufwand für den Anbau zu verringern, sollten darüber hinaus technische Innovationen und eine stärkere Mechanisierung vorangetrieben werden, die an die lokalen Anforderungen angepasst sind. Das sei ein wichtiger Schlüssel, um ökologisch wirtschaftende Kleinstbetriebe zu stärken.