Die Hauptblüte der Roten Lichtnelke endet meist im Mai. Eine spätere erneute Blüte ist oft die Folge von Mahd oder Fraß, beispielsweise durch Rehe. Die Rote Lichtnelke bietet zahlreichen Insekten Nahrung. Aufgrund ihres langen Blütenkelchs gelangen aber nur langrüsselige Bestäuber wie Schmetterlinge mühelos an den Nektar. Hummeln tricksen, indem sie den Kelch seitlich aufbeißen, um leichter an die süße Belohnung zu kommen. Den frei zugänglichen Pollen nutzen Käfer, Hummeln und Schwebfliegen. Einige Furchen- und Sandbienen sammeln ihn gezielt, um ihren Nachwuchs zu versorgen. Auch für verschiedene Schmetterlingsraupen ist die Pflanze eine wichtige Nahrungsquelle. Zum Beispiel leben die Raupen der Kapseleulen und Kapselspanner versteckt in den Samenkapseln der Lichtnelke, wo sie Nahrung und Schutz finden.
Wir können also vieles entdecken, wenn wir uns die Rote Lichtnelke in den Garten oder auf den Balkon holen. Sie mag frischen bis feuchten Boden mit vielen Nährstoffen. Bei den Lichtverhältnissen ist sie flexibel, sodass sie auch für (halb-)schattige Stellen im Garten oder für den Nordbalkon geeignet ist.
In der Natur wächst die Rote Lichtnelke vor allem in Auwäldern, an Waldrändern, in feuchteren Wiesen und an Gewässerufern. Sie ist mehrjährig, lebt jedoch nur wenige Jahre. Für ihren Fortbestand sorgt sie mit zahl-reichen Samen, die in Kapseln lagern. Sobald der Wind sie bewegt, werden die Samen "herausgeschaukelt". Auf offenen Bodenstellen können sie dann keimen. Übrigens: Samen brauchen in aller Regel offene Boden-stellen zum Keimen. In dichtem Bewuchs haben sie keine Chance. Offene Bodenstellen können wir im Garten künstlich schaffen. In der Natur können sie etwa durch Erosion, Witterungseinflüsse oder durch Tiere entstehen, die wühlen, scharren oder die Erde auftreten.
Text: Stiftung für Mensch und Umwelt, Markus Schmidt