Bio kann jeder: Bio-Lebensmittel und Ernährungsbildung in die Kita bringen
12051 Berlin
Immer mehr Menschen wünschen sich ein schnelles Mittagessen, das sich ohne viel Aufwand zubereiten lässt. Die Nachfrage nach Fertigprodukten in Bio-Qualität ist in den letzten Jahren gestiegen. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf diese Entwicklung ausgewirkt? Wir befragten dazu drei Verantwortliche von Unternehmen, die Bio-Fertigprodukte anbieten.
Seit Jahren greifen immer mehr Menschen für ein schnelles Mittageessen zu Convenience-Produkten – das gilt auch für den Bio-Bereich. Was in Frankreich, den Beneluxländern oder in Großbritannien längst gang und gebe ist – wird auch bei uns in Deutschland immer mehr zum Trend.
"Die Nachfrage nach Convenience steigt auch im Bio-Bereich", bekräftig der Bio-Spezialist und Marketingexperte Klaus-Jürgen Holstein. Auch Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg ist sich sicher: "Solche Produkte haben ihren Platz auf dem Markt". Er sieht darin auch Chancen, wenn die Rohstoffe für solche Convenience-Produkte von Bio-Betrieben in der Region stammen und über diesen Vertriebsweg ein Impuls für Veredelungsstrukturen entsteht.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf diese Entwicklung ausgewirkt? Für eine umfassende Bilanz mag es noch zu früh sein, aber die Ökolandbau-Redaktion interessierte sich schon jetzt für erste Stimmen aus der Praxis. Wir sprachen dazu Ende 2020 mit Unternehmen, die solche Bio-Fertigprodukte auf den Markt bringen. Welche Erfahrungen machen sie in Zeiten von Corona? Wie schätzen sie die weitere Entwicklung ein?
Seit 2009 produziert der Spezialist für vegane Suppen aus dem Glas Bio-Fertigprodukte unter der Marke "Wünsch dir Mahl" für den Naturkostfachhandel. Seit 2015 gibt es dazu die Marke Daily Soup mit Produkten für den Lebensmitteleinzelhandel. Der Online-Handel spielt nur eine untergeordnete Rolle. Die Renner sind in diesem Jahr die Süßkartoffel-Suppe und das Linsen-Dal (indisches Linsengericht).
Homepage WDM Bio Fertigprodukte
Unter der Marke "Nabio" bietet das Thüringer Familienunternehmen NABA Suppen, Eintöpfe, Veggie Bowls, Aufstriche und mehr in 100 Prozent Bio-Qualität. Die Produkte gibt es sowohl im Bio-Fachhandel als auch im gehobenen Lebensmitteleinzelhandel. Und natürlich online – über den eigenen Shop und auch über andere Plattformen wie Foodist.
Homepage von NABA Feinkost
Das Familienunternehmen der vier Tress-Brüder ist ein Bio-Pionier auf der Schwäbischen Alb. In sein Portfolio gehören mehrere biozertifzierte gastronomische Betriebe; es bietet Bio-Catering und produziert Fertiggerichte sowie Suppen und Eintöpfe in Bio-Qualität. Die Marke Tress Brüder gibt es im Lebensmitteleinzelhandel bei verschiedenen Ketten. Die nach Demeter-Richtlinien zertifizierte Marke „Rose“ ist exklusiv im Bio-Fachhandel erhältlich.
Homepage von Tress Lebensmittel
Oekolandbau.de: Was war Ihre Motivation, solche Produkte auf den Markt zu bringen?
Kevin Bäumer: Die Motivation bei der Gründung war, mehr Bio in die Welt zu bringen. Dabei wollen wir qualitativ stark sein, aber auch bezahlbare Produkte anbieten.
Donata von Reiche: Wir verbinden den Wunsch nach einem nachhaltigen Lifestyle mit der Alltagsrealität von Millionen Menschen, die sich nicht zwischen bewusster Ernährung und blitzschneller Zubereitung entscheiden wollen. Klar, selberkochen ist ideal – aber manchmal reicht die Zeit dafür einfach nicht. Deshalb machen wir Convenience Food. Damit meinen wir, dass die Zubereitung leicht ist, schnell geht und Zeit spart. Zerkochte Zutaten, Konservierungsmittel und andere Schadstoffe meinen wir nicht. Wir sind überzeugt, dass sich eine unkomplizierte und gesunde Ernährung nicht ausschließen müssen.
Dominik Tress: Wir wollten eine schnelle und vor allem gesunde Alternative schaffen zu den sonst bekannten Fertigprodukten im Kühlregal. Insbesondere ging es uns darum, dass Menschen mit wenig Zeit schnell und einfach an eine gute Qualität mit hohen Bio-Standards kommen.
Oekolandbau.de: Wie entwickelt sich die Nachfrage?
Kevin Bäumer: Die Nachfrage ist bei uns in den letzten Monaten explodiert. Wir hätten die dreifache Menge liefern können, wenn wir die Kapazitäten dafür gehabt hätten. Vor allem bei weiblichen Kundinnen und informierter Bio-Kundschaft sind die Produkte beliebt. Aber auch die Käuferschicht im Alter von 30 bis 50 Jahren interessiert sich immer stärker für das Bio-Sortiment. Auch „Flexitarier“ greifen heute mehr zu bio-veganen Produkten.
Donata von Reiche: Die Nachfrage ist groß und wir wachsen jährlich überproportional. Das liegt zum einen am wachsenden Bewusstsein für eine gute Ernährung und zum anderen an einem immer flexibler werdenden Alltag der Menschen. Corona hat uns zusätzlich einen ordentlichen Aufschub gegeben – in der ersten Hamsterphase konnten wir uns vor Bestellungen kaum retten. Das flachte über den Sommer wieder ab, aber die Nachfrage ist dennoch gestiegen.
Dominik Tress: Die Nachfrage nach unseren Produkten entwickelt sich seit Jahren konstant positiv. Wir sprechen vorwiegend Menschen an, die wenig Zeit zum Kochen haben beziehungsweise nicht so gerne kochen wollen. Das ist vor allem auch eine eher jüngere Zielgruppe. Im April und Mai, beim ersten Lockdown, als das Thema Home-Schooling anstand, war der Absatz schwächer. Aber jetzt wachsen wir wieder und die Umsätze sind über dem Niveau des Vorjahres.
Oekolandbau.de: Woher stammen die Zutaten und wer hat die Rezepte entwickelt?
Kevin Bäumer: Wir versuchen, so viele Rohwaren wie möglich aus Deutschland zu beziehen. Viele Rohstoffe stammen aus der Region Berlin-Brandenburg. 2019 ist die Regionalwert AG als Partner mit eingestiegen. Die Rezepturen haben wir selbst entwickelt und dazu auch den bekannten Vegan-Koch Timo Franke mit Ins Boot geholt.
Donata von Reiche: Die Zutaten kaufen wir von zertifizierten Bio-Großhändlern, denn wir verarbeiten viel Tiefkühl-Gemüse. Unser Tomatenmark beziehen wir jedoch direkt aus Italien und haben exklusive Verträge mit den Bauern dort. Wenn es geht, beziehen wir unsere Zutaten aus Deutschland. Wir haben gerade unsere neuen Suppen auf den Markt gebracht, bei denen die Hauptzutaten ganzjährig aus Deutschland kommen.
Dominik Tress: Das Gemüse wie Karotten und Kartoffeln kommt vorwiegend hier aus der direkten Region aus einem Radius von rund 20 Kilometern. Die Rezepturen kreiert unser Entwicklungsteam – anschließend geht es in die große Runde, wo dann alle Tress-Brüder verkosten. Natürlich hat da unser Bruder Simon als Spitzenkoch ein besonderes Gewicht.
Oekolandbau.de: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung der Nachfrage ein?
Kevin Bäumer: Nach dem steilen Anstieg im Corona-Jahr wird das Wachstum vermutlich abflauen und die Nachfrage erst einmal wieder stagnieren. Aber auf einem Niveau, das sicher höher ist als in 2019. Doch Wachstum ist für uns nicht alles. An erster Stelle steht bei uns die Qualitätssicherung. Und dafür suchen wir auch weiterhin geeignete Partner, um unser hohes Niveau zu halten.
Donata von Reiche: Wir sind überzeugt: Die Nachfrage nach vegan-vegetarischen wie auch biologischen Convenience-Produkten wird weiter steigen.
Dominik Tress: Insgesamt blicken wir positiv nach vorne und gehen davon aus, dass die Nachfrage nach biologischen Lebensmitteln und auch Convenience-Produkten nach wie vor wachsen wird.
Letzte Aktualisierung 14.01.2021