antonius: gemeinsam wachsen: Führung Max-Eyth-Schule Alsfeld
36041 Fulda - Haimbach
Besonders in der kalten Jahreszeit ist Stricken angesagt. Aus ökologischer Sicht schneidet Wolle von Bio-Schafen aus der Region am besten ab. Denn wer Bio-Wolle deutscher Herkunft kauft, fördert nicht nur regionale Bio-Schäfereien, sondern trägt auch zum Erhalt von Kulturlandschaften und alter Schafrassen bei.
Atmungsaktiv, flauschig, wärmend und noch dazu aus Naturfasern – so wünschen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Winterbekleidung. Wolle von deutschen Bio-Schäfereien erfüllt all diese Anforderungen und es gibt sie reichlich. Im Gegensatz zu Schafwolle aus Neuseeland oder Australien hat sie keine weiten Transportwege hinter sich.
In jeder Schäferei fällt automatisch Wolle bei der Erzeugung von Schafmilch und Lammfleisch an. "Das Scheren der Schafe im Frühjahr bereitet zusätzlich Mühe, die sich für die Schäfereien eigentlich nur rechnet, wenn sie die Wolle verkaufen können", erklärt Andreas Kern, gelernter Schäfer und Berater für Schaf- und Ziegenhaltung beim Bioland e.V. Bio-Wolle lässt sich für Textilien, aber neuerdings auch als nachhaltiger Gartendüngereinsetzen.
Wer Wollprodukte heimischer Herkunft kauft, hilft nicht nur einem bedrohten Berufsstand, sondern nützt auch dem Naturschutz.
Dank der traditionellen Wanderschäferei haben Kulturlandschaften wie die Lüneburger Heide oder die Schwäbische Alb über Jahrhunderte hinweg ihren ursprünglichen Charakter bewahren können,
erläutert der Bio-Schafexperte.
Denn die Schafe halten die Wiesen kurz und bewahren so die offene Landschaft davor, zu verbuschen und dadurch sonnenliebende Arten wie etwa Heide, Orchideen und Silberdistel zu verdrängen. Einigen engagierten Bio-Schäfereien ist es auch zu verdanken, dass alte Rassen wie etwa das Rhönschaf oder das Coburger Fuchsschaf hierzulande erhalten bleiben.
Natürlich muss Bio-Wolle auch von Bio-Schafen stammen. Welche Anforderungen der Wolle liefernde Ökobetrieb bei der Haltung und Fütterung seiner Bioschafe zu erfüllen hat, regeln im Detail die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau und die Richtlinien der Öko-Anbauverbände. Für Bio-Schäfereien hat das Wohl ihrer Herde oberste Priorität. Sie sorgen dafür, dass ihre Tiere ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben können. Dazu gehört zum Beispiel, dass Bio-Schafe ausreichend Auslauf, frische Luft und Tageslicht bekommen. Im Sommer fressen sie frisches Gras, im Winter Heu oder Silage – alles aus ökologischem Anbau. Während der Wander- oder Hüteperiode ist es allerdings zulässig, dass die Bio-Schafe zu einem kleinen Anteil auf konventionellen Flächen grasen. Gemäß den Bioland-, Biokreis- und Naturland- Richtlinien darf maximal zehn Prozent dessen, was die Schafe pro Jahr fressen, von konventionellen Weiden stammen. Sonst können sie ihren Job als Landschaftspfleger in Naturschutzgebieten nicht machen. Wie bei anderen Bio-Tieren auch ist der Einsatz von Medikamenten stark reglementiert.
Erst in verarbeiteter Form, also nach dem Waschen, Kämmen und Spinnen, eignet sich Wolle zum Stricken, Häkeln oder Weben. Auch wenn die Wolle von Bio-Schafen stammt, muss sie nicht zwangsläufig naturbelassen oder pflanzengefärbt sein. Denn Vorgaben für den Wollverarbeitungsprozess sind in den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau und den Richtlinien der Öko-Anbauverbände nicht enthalten. Dafür liefern eigens für den Naturtextilsektor entwickelte Qualitätsstandards Anhaltspunkte für eine möglichst umweltverträglich hergestellte Wolle – vom Schaf bis zum Verkauf. Wegweisend sind hier der Richtlinienkatalog des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN)sowie der Global Organic Textile Standard (GOTS).
Beide beinhalten umfangreiche Anforderungen an möglichst umweltverträglich hergestellte Kleidung, Wollfasern und sonstige Textilfasern. Nach Aussage des IVN handelt es sich bei dem GOTS um einen Mindeststandard, den Naturtextilien grundsätzlich erfüllen sollten:
Er ist ein international etablierter Standard, der weltweit einen Maßstab für Umwelt- und Sozialverträglichkeit in Sachen Textil setzt,
heißt es auf der IVN-Website. In manchen Punkten geht der IVN mit seinem Siegel "Naturtextil Best" über den GOT Standard hinaus: Um das GOTS-Label "Made with organic" tragen zu dürfen, müssen Textilien aus Wolle mindestens 70 Prozent bio-zertifizierte Fasern enthalten, für das GOTS-Label "Organic" ist ein Bio-Anteil von mindestens 95 Prozent erforderlich. Dagegen müssen beim IVN-Siegel "Naturtextil Best" 100 Prozent der Wollfasern aus kontrolliert biologischer Tierhaltung stammen.
Welche Zusätze und Verfahren im Einzelfall zum Einsatz kommen dürfen, hängt vor allem vom Verwendungszweck der Wolle ab. Für Handstrickwolle ist vorrangig der GOT-Standard relevant. Verboten sind hier problematische Zusätze wie zum Beispiel Formaldehyd und aromatische Lösungsmittel. Zudem schreibt der GOT-Standard vor, dass Biowolle mit Sauerstoff statt mit Chlor gebleicht wird. Für das Färben der Wolle sind bis auf Eisen und Kupfer toxische Schwermetalle tabu. Beim Standard "Naturtextil Best" gilt diese Ausnahme lediglich für Eisen.
Viel Chemie vermeiden lässt sich beim Färben. So hat sich die in der Nähe von Osnabrück ansässige Woll-Manufaktur Filges auf Naturfarben spezialisiert. Sie färben die Bio-Wolle unter anderem mit Birkenblättern, Zwiebelschalen, Indigoblättern, Walnussschalen oder Cochenille, einem aus Läusen gewonnenen roten Farbstoff.
Dabei sind der Farbenvielfalt keine Grenzen gesetzt, denn durch Überfärbungen können wir fast alle Farben produzieren,
sagt Katrin Filges, die seit rund vierzig Jahren Wolle von Bio-Schäfereien aus der Region färbt. Die Farbstoffe bezieht die niedersächsische Biowollverarbeiterin von einem Arzneipflanzen- und Gewürzkräuteranbieter, der die Pigmente sorgfältig auf etwaige Rückstände hin untersucht.
Neben pflanzengefärbter Wolle vom Bio-Schaf gibt es aber auch Bio-Wolle mit chemischen Farbstoffen. Damit die Wolle gesundheitlich unbedenklich ist, verzichten GOTS- oder IVN-zertifizierte Färbereien auf gesundheitsschädliche Azofarbstoffe und zusätzlich auf schwermetallhaltige Farben. Ausnahme: bei GOTS sind Eisen und Kupfer (bis zu einem Gewichtsanteil von 5 Prozent in blauen, grünen und türkisfarbenen Farbstoffen) und Eisen erlaubt, beim IVN Best-Standard ausschließlich Eisen.
Von naturfarbener Biodochtwolle, Biosockenwolle, pflanzengefärbter Biobastel- und Biohandstrickwolle bis hin zu edler chemisch gefärbter Biomerinowolle reicht die Angebotspalette. Zu kaufen gibt es Biowolle unter anderem bei einigen Bioschäfereien, Online-Shops oder pur beim Umweltversandhändler Waschbär.
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Ihr Angebot ebenfalls aufgenommen werden soll, melden Sie sich bitte unter info@oekolandbau.de.
Letzte Aktualisierung 18.12.2024