Johann-Peter Schomisch vertreibt seit dreißig Jahren pflanzlich gegerbtes Leder. Der Gründer des Allgäuer Ledervertriebs Ecopell würde am liebsten nur Bio-Leder verkaufen. Doch dann müssten Verbraucherinnen und Verbraucher mitziehen.
Oekolandbau.de: Warum gibt es so wenig Bio-Leder?
Johann-Peter Schomisch: Die Schwierigkeiten beginnen bei der Beschaffung der Rohware. Die ökologischen Schlachtereien liegen verstreut und können keine großen Mengen auf einen Schlag liefern. Unsere Gerberei in Bayern braucht mindestens 250 Rinderhäute am Stück, um sie industriell zu verarbeiten. Neben der Beschaffung sind das naturnahe Gerben und Färben hochwertiger ökologischer Häute eine schwierige und langwierige Angelegenheit. Mit Naturstoffen zu arbeiten, macht mehr Mühe als mit genormten einheitlichen Chemikalien.
Oekolandbau.de: Wo liegen die wichtigsten Unterschiede zwischen echtem Bio-Leder und konventionellem?
Schomisch: Das fängt beim Rohstoff an. Bio-Kuhhäute haben eine dichtere Faserstruktur, aber mehr natürliche Merkmale als konventionelle. Denn Bio-Tiere leben länger, sind mobiler und mehr draußen.
Biokreis-Leder enthält kein Chrom und keine schwermetallhaltigen Substanzen, die Mensch und Umwelt belasten. Unser Leder bei Ecopell ist streng schadstoffgeprüft und voll deklariert. Außerdem besitzen Biokreis-Leder eine naturbelassene Oberfläche. Dagegen sind konventionelle Lederprodukte häufig mit Kunststoffen wie Polyurethan versiegelt. Solche beschichteten Leder fühlen sich künstlich an, behalten aber länger die Farbe und sind unempfindlicher. Bei Schuhen merken Sie den Unterschied am stärksten. Beschichtete Schuhe sind in der Regel härter und luftundurchlässig, daher schwitzen die Füße mehr.
Oekolandbau.de: Wie können wir die Bio-Lederproduktion voranbringen?
Schomisch: Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich einfach mehr Gedanken machen, woher ihre Schuhe, Taschen oder Möbel stammen und wie sie hergestellt werden. Grundsätzlich gilt es auch die eigenen Erwartungen zu hinterfragen: Leder ist ein Naturmaterial, darf ruhig ein paar Kratzer haben und im Laufe der Jahre eine Patina entwickeln. Übrigens: Wer Bio-Rindfleisch statt konventionellem Fleisch kauft, sorgt dafür, dass mehr Bio-Tierhäute auf den Markt kommen.