So geht Quereinstieg in die Bio-Landwirtschaft

So geht Quereinstieg in die Bio-Landwirtschaft

Mehr Kontakt zur Natur, Suche nach sinnvoller Arbeit oder einfach Lust auf Veränderung – es gibt viele Motive, in den Öko-Landbau oder -Gartenbau einzusteigen. Wir zeigen einige Aus- oder Fortbildungen für den Quereinstieg. Selbst wer danach in der Landwirtschaft keine Wurzeln schlägt, hat sich auf jeden Fall geerdet und seinen Horizont erweitert. Nur Mut!

Quereinstieg in den Bio-Gemüsebau

Mit dem Anbau von Gemüse lässt sich auf kleiner Fläche viel erwirtschaften. Daher können fachfremde und landlose Menschen hier viel leichter einsteigen als im Ackerbau oder bei der Tierhaltung.

Erste praktische Erfahrungen lassen sich leicht bei einer Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) sammeln. Die Solawis freuen sich immer über helfende Hände und geben auch betriebswirtschaftliche Einblicke.

Die Solawi-Bewegung ermöglicht eine selbstorganisierte Gemüsebau-Ausbildung. Dabei schließen sich Gleichgesinnte zusammen und organisieren sich ihre eigene Ausbildung. Diese ist nicht formal anerkannt, aber selbstbestimmt.Wer eine eigene Gruppe gründen möchte, kann sich über einen E-Mail-Verteiler mit anderen Interessierten vernetzen: Vernetzen & Gruppe gründen.

Quereinstieg mit der Tiny Farms Academy

Die Tiny Farms Academy Tiny Farms Academy bietet eine Fortbildung für den Quereinstieg in den Bio-Gartenbau an. Das Lernprogramm ist offen für alle: jede und jeder kann hier innerhalb eines Jahres lernen, bio-intensiv zu gärtnern oder sein eigenes landwirtschaftlich-gärtnerisches Projekt anzugehen. Das Programm teilt sich in zwei Schwerpunkte: Field Work und Inner Work. In elf Online-Sessions werden die Grundtechniken des Bio-Gemüsebaus nach dem Market Garden-Prinzip vermittelt. Hinzu kommt ein Teil zur Selbstreflexion und Entwicklung einer persönlichen Vision: Warum mache ich das? Wo will ich hin? An drei Praxis-Wochenenden lernen die Teilnehmenden das Pflanzen, Pflegen und Ernten.

Co-Farming als Test

Wer direkt loslegen möchte, kann zusätzlich oder aufbauend im Co-Farming-Programm auf einer bestehenden Tiny Farm in Brandenburg selbständig Bio-Gemüse erzeugen. In Zweier-Teams beackern die Teilnehmenden einen Schlag (acht Beete). Erfahrene Gärtnerinnen und Gärtner begleiten die Neulinge. Diese können ihr geerntetes Gemüse dann über Tiny Farms vermarkten und damit die Kosten für ihre Weiterbildung begleichen.

Bei diesem Gärtnern im geschützten Raum kann sich jeder testen, ob das Berufsfeld wirklich zu ihm passt. Ziel ist es, dass sich die neuen Tiny Farmerinnen und Tiny Farmer mit ihrem eigenen Projekt selbstständig machen können oder als Teilzeit-Gärtnerin oder -Gärtner auf der Tiny Farm arbeiten. "Wir haben aber auch IT-Fachkräfte, Architekten oder Marketing-Beschäftigte, die neben ihrem Hauptjob gärtnern möchten. Wir nennen das Stadt-Work-Life-Balance", erklärt Katharina Henning, Marketing & Communications Lead von Tiny Farms.

Schneller Landwirtin oder Landwirt werden

Normalerweise dauert eine Ausbildung zum Landwirt/zur Landwirtin oder zum Gärtner/zur Gärtnerin drei Jahre. Aber es gibt auch verkürzte Angebote für Menschen mit Studium oder Ausbildung. Beispielsweise dauert die Ausbildung in der Freien Landbauschule Bodensee nur zwei Jahre. "Wir bilden Menschen aus diversen Erstberufen zu Landwirten oder Gärtnern in biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise aus. Gut drei Viertel unserer Auszubildenden hat eine allgemeine Hochschulreife, der Rest eine Ausbildung und will sich umorientieren. Da ist vom Designer bis zur Pädagogin alles dabei", berichtet Schulleiter Markus Knösel. Gemeinsamer Nenner für die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sei der Wunsch, etwas mit oder in der Natur zu tun.

Der theoretische Teil findet in zwei Wintern mit sechs Blockwochen im Umkreis von Überlingen statt, der praktische Teil auf Demeter-Höfen in der Region. Die Praxis lässt sich auch in Teilzeit absolvieren. Die meisten Absolventinnen und Absolventen schlagen später im grünen Berufsfeld Wurzeln.

Quereinstieg soziale Landwirtschaft

Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) bietet seit 2020 einen fünftägigen Kompaktkurs "Landwirtschaftliches Grundwissen und Soziale Landwirtschaft" an, immer in den Semesterferien Ende Februar/Anfang März. Auf dem Stundenplan stehen Tierhaltung, Bodenkunde, Pflanzenbau sowie die Unterschiede zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft. Bei Exkursionen und Hospitationen schnuppern die Teilnehmenden Landluft und machen praktische Arbeiten.

"Unsere Hauptzielgruppe sind Personen mit einem sozialen beruflichen Hintergrund - zum Beispiel Erzieher, Sozial- oder Heilpädagogen, Therapeuten -, die sich einen Einstieg in die Soziale Landwirtschaft überlegen", erklärt Martin Nobelmann von der HNEE. Aber auch andere Interessenten seien willkommen: egal ob sie sich aus beruflichen Gründen fortbilden möchten oder einfach aus privatem Interesse.

Einstieg in den Bio-Handel oder die Lebensmittelverarbeitung

Natürlich gibt es auch viele andere Möglichkeiten in die Bio-Branche einzusteigen. Wer sich für die Lebensmittelverarbeitung und den Handel interessiert, erhält konkretes Bio-Knowhow bei vielfältigen Angeboten. Beispielsweise gibt es ein  Traineeprogramm für Ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft. Der Bundesverband Naturkost bietet ebenfalls diverse Weiterbildungen an.

Text: Jutta Schneider-Rapp


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Letzte Aktualisierung 20.09.2024

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