Auch wenn die EU-Öko-Verordnung keinen Grenzwert für Rückstände in Bio-Produkten vorschreibt, sollten sie unbelastet sein. Schließlich ist der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel verboten.
Die Studie belegt, dass die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Mittel nicht nur benachbarte Bio-Äcker treffen. Stattdessen können sie – je nach Wind und Wetter – auch auf Feldern, Wiesen und Obstanlagen von weit entfernten Bio-Betrieben landen. "Immer wieder werden biologisch bewirtschaftete Äcker durch Ackergifte kontaminiert, ganze Ernten gehen so verloren", beklagt Boris Frank, Vorsitzender vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft.
Mehr Rückstandskontrollen nötig
Sind Bio-Flächen belastet, müssen Bio-Betriebe mit massiven Verlusten rechnen. Die Ernte der Produkte von betroffenen Flächen muss getrennt erfolgen und lässt sich nicht mehr als Bio vermarkten. Außerdem gibt es für die betroffene Flächen keine Ökoprämie mehr. Im schlechtesten Fall wird sogar der Ökostatus der Fläche aberkannt. Diese durchläuft dann erneut die zweijährige Umstellungsphase, bis die Produkte als Bio-Ware vermarktet werden dürfen.
Ein Schadenskataster oder genaue Zahlen zu den Folgekosten gibt es bisher noch nicht. Aber die Bio-Betriebe und -Lebensmittelhersteller müssen schon jetzt ihre Ware aufwendig auf Rückstände kontrollieren. Bislang trage die Bio-Branche die Kosten dafür weitgehend selbst. "Solange Pestizide in großem Ausmaß angewendet werden, müssen Öko-Landwirte bei Kontaminationen ihrer Ernte über einen Schadensausgleichs-Fonds entschädigt werden", fordert Frank.
Folgen für die Gesundheit?
Ob bestimmte Wirkstoffe unserer Gesundheit schaden, ist umstritten. Bestes Beispiel ist die Diskussion darüber, ob Glyphosat Krebs verursacht.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung beruft sich in einer aktuellen Stellungnahme zum Abdrift und zur Verfrachtung von Pflanzenschutzmitteln auf ihr umfangreiches Zulassungsverfahren: "Die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels erfolgt nur, wenn bei sachgerechter und bestimmungsgemäßer Anwendung der Mittel keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier und auf das Grundwasser entstehen." Der alleinige Nachweis von Substanzen in der Umwelt lasse keine hinreichenden Rückschlüsse auf mögliche Wirkungen zu.
Allerdings wird bei der Zulassung jeder Wirkstoff einzeln geprüft: "Wir wissen nicht, wie sich der Cocktail aus verschiedenen Pflanzenschutzmitteln auswirkt", meint Umweltministerin Svenja Schulze bei der Vorstellung der Studie.
Fazit: Die gesundheitlichen Folgen durch die Verbreitung von konventionellen Pflanzenschutzmitteln lassen sich nur schwer abschätzen. Aber die Schäden für den Ökolandbau und die Biodiversität sind schon sichtbar. Daher plant die EU die gesamte Landwirtschaft mit ihrer "Farm-to-Fork"-Strategie nachhaltiger zu machen: So soll der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft bis 2030 halbiert werden. Der Flächenanteil für den ökologischen Landbau soll auf 25 Prozent wachsen.