Lebensgrundlage Boden

Boden – Lebensgrundlage für Pflanze, Tier und Mensch

Zum Weltbodentag am 5. Dezember blickt Oekolandbau.de in die Tiefe: Der Boden umgibt die Erde wie eine dünne Haut und ist Lebensgrundlage für Pflanze, Tier und Mensch. In unserem Erklärfilm zeigt Bio-Bäuerin Anne, was einen fruchtbaren Boden ausmacht.

Multitalent Boden

Täglich treten wir ihn mit Füßen – dabei leistet der Boden so viel mehr als nur uns zu tragen oder die Pflanzen festzuhalten, die in ihm wachsen. Er ist so wertvoll, dass wir ihn eigentlich auf Händen tragen müssten! Denn der Boden erfüllt zahlreiche Funktionen:

  • Lebensraum: Eine Handvoll Boden enthält mehr Lebewesen als es Menschen auf der Erde gibt. Dieser Mikrokosmos sorgt mit seinen unterschiedlichen Stoffwechselprozessen für Durchlüftung, Fruchtbarkeit und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens.
  • Nährstofflieferant: Die Pflanzen brauchen die Nährstoffe im Boden zum Wachsen im richtigen Maß: vor allem Phosphor, Eisen, Calcium oder Stickstoff.
  • Wasserspeicher: Fruchtbare Böden nehmen viel Regenwasser auf, sie speichern und filtern das Wasser für Tier, Pflanze und Mensch.
  • Klimaschützer: Böden speichern global rund fünfmal so viel CO2 wie die gesamte oberirdische Biomasse, nur Ozeane sind noch wichtiger für den Klimaschutz.

Im Boden schlummern Klimaschutzpotenziale

Die Leistungen des Bodens in Sachen Klimaschutz will sich auch die Initiative 4per1000 zu nutzen machen. Ihr ambitioniertes Ziel: Wenn die CO2-Speicherfähigkeit der oberen 30 bis 40 Zentimeter Boden jährlich um 0,4 Prozent gesteigert wird, könnte dadurch fast der gesamte jährliche Ausstoß von Treibhausgasen kompensiert werden. Die Initiative wurde auf der Pariser Klimakonferenz 2015 gegründet und vernetzt weltweit Akteurinnen und Akteure, um dieses Ziel zu erreichen.

In der Wiedervernässung der landwirtschaftlich genutzten Moorböden steckt ebenfalls ein großes Klimaschutzpotenzial. Rund 95 Prozent der Moore in Deutschland sind heute entwässert, davon werden etwa 86 Prozent land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Sie machen zwar nur rund acht Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands aus, sind aber für mehr als ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen aus Landwirtschaft und Landnutzung verantwortlich. Denn Moorböden speichern große Mengen CO2 – allerdings nur, wenn die Flächen vernässt sind. Landwirtinnen und Landwirte könnten diese Flächen dann immer noch nutzen und Pflanzen wie Schilf oder Rohrkolben in sogenannten Paludikulturen anbauen, die mit nassen Füßen bzw. Wurzeln zurecht kommen. Darüber hinaus könnten die Flächen für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden.

Humus und Regenwürmer: im Boden gebliebene Superstars

Böden bestehen aus mineralischen und organischen Bestandteilen. Dazu gehören der Humus (bereits zersetzte organische Substanz) und die Bodenlebewesen. Kleine Bodentiere und Bakterien bauen abgestorbene Tiere und Pflanzenteile wie abgefallenes Laub in wertvollen Humus um. Der Humus speichert Nährstoffe und Wasser für die Pflanzen. Wer einen fruchtbaren Boden haben will, braucht also viel Humus.

Der Anbau von Hülsenfrüchten wie Klee oder Ackerbohnen sorgt für Nährstoffnachschub. Mithilfe von Knöllchenbakterien binden diese Pflanzen an ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft und reichern ihn so im Boden an. Organischer Dünger in Form von Mist oder Mistkompost liefert Humus, der sich nach und nach wieder abbaut. Nicht jede Pflanze "verbraucht" beim Wachstum jedoch gleich viel Humus: Zuckerrüben und Kartoffeln gehören zu den Humuszehrern. Kleegras und Ackerbohnen gelten als Humusmehrer.

Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern wechseln daher humusmehrende und humuszehrende Kulturen in langen Fruchtfolgen ab. Regenwürmer unterstützen als besonders wichtige Partner die Arbeit der Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern. Mit ihren Röhren sorgen sie für Durchlüftung und Drainage der Böden. Pro Hektar finden sich in einem guten Bio-Acker eine bis drei Millionen Regenwürmer.

Egal ob Bio oder konventionell: Der Verkauf von Eiern, Milch oder Fleisch, aber auch von Getreide, Obst oder Gemüse entzieht dem Betriebskreislauf Humus und damit Nährstoffe. Im Unterschied zu konventionell arbeitenden Betrieben dürfen Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern die Nährstoffe jedoch nicht mit schnell wirkenden Mineraldüngern ersetzen. Daher hat im Öko-Landbau der natürliche Aufbau von Bodenfruchtbarkeit eine besondere Bedeutung. Ziel ökologisch wirtschaftender Betriebe ist ein möglichst geschlossener betrieblicher Nährstoffkreislauf.


Film ab: Humus aufbauen: Boden verbessern – LindenGut Landwirtschaft


Bio-Böden hautnah erleben

Wie diese Kreislauwirtschaft funktioniert, zeigen 290 Bio-Landwirtinnen und Bio-Landwirte des Netzwerks Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau. Deutschlandweit betreiben sie tagtäglich Bodenpflege, weil sie auf eine hohe Bodenfruchtbarkeit angewiesen sind. Für alle Interessierten öffnen die Bodenexpertinnen und Bodenexperten ihre Tore: "Wir möchten Kindergartenkindern, Schülerinnen und Schülern sowie interessierten Erwachsenen mit Erlebnistagen und Hofführungen die Themen Ökologie, Zukunftsfähigkeit sowie Humusaufbau und Bodenleben näher bringen", erklärt das Ehepaar Berner vom Bio-Hof Berner in Niedersachsen. Auch auf Anfrage sind individuelle Besuche möglich.

Demobetriebe Öko-Landbau: Ackern für fruchtbare Bio-Böden


Film ab: Was bedeutet fruchtbarer Boden im Öko-Landbau?


Quizfragen rund um den Boden

Was ist los im Boden? Finden Sie es mit unserem Boden-Quiz heraus! Zum Quiz

Bio-Böden leisten viel

Eine Metastudie des staatlichen Thünen-Instituts wertete 2018 mehr als 500 Vergleichsstudien zwischen konventionellem und ökologischem Landbau aus. Die Forscherinnen und Forscher belegen, dass der Öko-Landbau gut für den Boden ist. Besonders bei der Bodenfruchtbarkeit punktet die ökologische Landwirtschaft. Die Regenwurmpopulationen waren in ökologisch bewirtschafteten Böden nahezu doppelt so hoch. Der Humusgehalt war im Öko-Landbau bis zu 26 Prozent höher und die Infiltration, also die Wasserdurchlässigkeit, war um 137 Prozent höher als bei konventionell bewirtschafteten Böden.

Die zahlreichen Regenwürmer lockern mit ihren Gängen den Boden auf. Dadurch kann bei den immer häufigeren Starkregen der Regen schneller versickern und damit wird weniger Boden fortgespült. Außerdem leistet der Öko-Landbau laut den Forschenden einen enormen Beitrag zum Klimaschutz: Jährlich speichern Öko-Böden 256 Kilogramm Kohlenstoff mehr pro Hektar als konventionelle Böden.


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Letzte Aktualisierung 30.11.2022

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