Pflanzenkohle und Terra Preta

Pflanzenkohle und Terra Preta im Trend

Terra Preta-Produkte, Pflanzenkohle und Schwarze Erden boomen. Aber was ist was und vor allem was nützt es? Sicher ist: Richtig angewendet bietet Pflanzenkohle ein großes Potenzial für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Aber auch in Gärten und auf Balkonen kann die Schwarze Erde reichere Ernten bescheren.

Terra Preta heißt auf Portugiesisch "Schwarze Erde" und bezeichnet einen tiefschwarzen Boden im Amazonasgebiet. Der ist durch jahrhundertelange Bewirtschaftung entstanden. Die Indios sammelten Holzkohlereste, Essensabfälle, Fäkalien und Tonscherben, kompostierten oder fermentierten alles und verteilten den dunklen Mix auf ihren Feldern. Mit der Zeit entwickelte sich der magere Urwaldboden in fruchtbare Erde. Nach diesem Vorbild bieten immer mehr Substrathersteller nachgeahmte Terra Preta-Produkte an. Die müssten eigentlich anders heißen. Denn streng genommen meint Terra Preta nur einen gereiften menschengemachten Boden. Ebenfalls verwirrend ist der Begriff Biokohle, übersetzt vom englischen biochar. Die Vorsilbe "Bio" führt leicht zur Verwechslung mit bio-zertifizierten Produkten aus der Landwirtschaft. Deshalb sprechen Fachleute lieber von Pflanzenkohle. Die ist aber nur ein Bestandteil von Terra Preta.

Amazonas Erde in Mitteleuropa nachmachen

Aus Holz und Pflanzenresten wie Heckenschnitt, Laub oder Grünabfällen entsteht im Pyrolyse-Verfahren unter Abschluss von Sauerstoff pflanzliche Kohle. Um die Qualität zu sichern, müssen die Rohstoffe auf Schadstoffe kontrolliert werden und aus nachhaltiger Produktion stammen. Das European Biochar Certificate (EBC) garantiert solche Qualitätsstandards.

Pflanzenkohle kann Wasser und Mineralien besonders gut speichern. Die poröse Kohle wirkt unter dem Mikroskop wie ein zerklüftetes Hochgebirge und hat es in sich: ein Gramm Pflanzenkohle hat eine innere Oberfläche von 300 bis zu 800 Quadratmetern!

Pflanzenkohle mit Kompost und Co. mischen

Pflanzenkohle gehört jedoch nicht pur auf den Boden. Sonst würde sie dort Wasser und Nährstoffe wie ein Schwamm aufsaugen. Stattdessen muss sich die Kohle erst einmal mit Mikroorganismen, Wasser und Nährstoffen aufladen. Daher mischen die Erdhersteller Pflanzenkohle mit Kompost und Co. Daraus entstehen dann Bio-Aktiverden und andere Substrate. Deren Wirkung ist in zahlreichen Studien wissenschaftlich nachgewiesen, wie Prof. Dr. Bruno Glaser in seinem Vortrag "Pflanzenkohle – Stand der Forschung" zeigt.


Film ab: Prof. Dr. Bruno Glaser, Pflanzenkohle – Stand der Forschung


Substrate mit Pflanzenkohle verbessern die Bindung von Stickstoff, den Humusaufbau und steigern den Ertrag im Mittel um zehn Prozent. Außerdem fördern Pflanzenkohle-Produkte die Wasserspeicherung auf sandigen Böden und lockern schwere Böden. Seit 2020 ist Pflanzenkohle auch im EU-Bioanbau zugelassen. Die Bio-Anbauverbände mit ihren strengeren Auflagen erlauben ihn teilweise schon oder prüfen den Einsatz.

Gut für Mikrofarming und in Privatgärten

Für einen großflächigen Einsatz auf unseren Äckern sind Pflanzenkohle-Produkte jedoch noch zu teuer. Besser fruchten sie in Gartenbaubetrieben und bei Mikrofarming-Projekten. Überall dort, wo auf kleinen Flächen viel zu ernten ist. Auch Privatgärten können Pflanzenkohle-Substrate verbessern. Am besten wirken sie auf mageren Standorten und bei Pflanzen mit einem hohen Nährstoffverbrauch, sogenannten Starkzehrern. Dazu gehören Tomaten, Kartoffeln, Kohl und Gurken. Bei säureliebenden Pflanzen wie Heidelbeeren und Rhododendren kann der ph-Wert zu hoch sein. Hier eignen sich nur aschearme und damit pH-neutrale Pflanzenkohlen.

Drei Fragen an Benedikt Zorn vom Fachverband Pflanzenkohle

Pflanzenkohle contra Klimawandel

Zu den Wirkungen von Pflanzenkohle wurde bereits viel geforscht. Jetzt ist die Zeit reif für die Praxis. Benedikt Zorn vom Fachverband Pflanzenkohle beschreibt die weltweiten Anwendungsfelder von Pflanzenkohle.

Oekolandbau.de: Wo rentiert sich der Einsatz von Pflanzenkohle besonders?

Benedikt Zorn: Bei organischen Abfällen und Ernteresten, die man zur Düngung einsetzen will: zum Beispiel beim Kompostieren oder aber auch als Einstreu in Ställen. Dann kann sich die poröse Pflanzenkohle mit den Nährstoffen aufladen. Und Mikroorganismen können sich in den Hohlräumen ansiedeln. Diese Substrate sind ein hervorragender Dünger.  Im globalen Kontext wäre es für viele Kleinbauern eine rentable Alternative zur teuren Agro-Chemie. Besonders schön zeigt dies ein Projekt des Ithaka-Instituts in Nepal. Dort konnten Kleinbauern mit Hilfe von selbst erzeugter und aufgeladener Pflanzenkohle, hochwertigsten Dünger selbst produzieren und reiche Ernten einfahren. Zuvor kahle Hänge wandelten sich in üppige Waldgärten.

Oekolandbau.de: Die Sahara und andere Wüsten breiten sich immer mehr aus. Kann Pflanzenkohle die Wüstenerweiterung stoppen?

Benedikt Zorn: Mit Pflanzenkohle allein geht das nicht. Doch sie kann ein wertvolles Schlüsselelement bilden in einem Bündel von Maßnahmen, die Bodenleben und Humusbildung fördern. Dazu gehören Bodenabdeckung, Mischkultur, Waldgarten-Systeme und Wasser-Rückhaltung. Pflanzenkohle unterstützt hier als langfristiger Speicher und Puffer für Nährstoffe und Wasser. Es wirkt wie ein Schwamm, der sich jedoch nicht zersetzt wie Holz und andere organische Masse.

 Oekolandbau.de: Kann Pflanzenkohle ein Mittel gegen den Klimawandel sein?

Benedikt Zorn: Ja! Neben allen positiven Effekten der Pflanzenkohle wäre dies ein ungemein wichtiger Aspekt für eine globale Klimastrategie. Da Pflanzenkohle nur extrem langsam abgebaut wird, ist der in ihr enthaltene Kohlenstoff über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gebunden. Wenn Pflanzenkohle aus nachwachsenden Reststoffen wie Ernterückständen oder Grünschnitt hergestellt wird, entziehen die Pflanzen beim Nachwachsen der Atmosphäre aktiv Kohlendioxid.


Letzte Aktualisierung 19.04.2021

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