Der VegOrganic e.V. will Bio und Veggie wieder zusammenbringen. Das gelingt nur, wenn der Staat und die Bio-Branche selbst mitmachen, erklärt Geschäftsführer Matthias Beuger im Interview.
Oekolandbau.de: Die veganen Produkte boomen, aber der Trend geht an Bio vorbei. Wie kommt das?
Matthias Beuger: Das stimmt leider. Die pflanzliche Bewegung im Markt hat ihren Ursprung größtenteils in der Bio-Bewegung. Im Rahmen der Vollwerternährung waren schon früh pflanzliche Alternativprodukte am Markt. Leider hat die Branche aus meiner Sicht zu wenig dafür getan, den "Vegan-Trend" für Bio zu nutzen. Daher hat sich 2015 auch der VegOrganic e.V. gegründet, um eine Abgrenzung zu konventionellen pflanzlichen Produkten zu schaffen und den Trend wieder für Bio nutzbar zu machen. Dennoch hat sich der Markt in den vergangenen Jahren insbesondere im konventionellen Bereich entwickelt. Dort haben die Hersteller den Mehrwert von veganen Produkten gut und öffentlichkeitswirksam kommuniziert.
Oekolandbau.de: Was wäre denn nötig, um das zu ändern?
Beuger: Wenn wir bis 2030 einen Bioanteil von 30-Prozent erreichen wollen, müssen wir Bio und vegan näher zusammenbringen. Der Staat sollte Hürden wie die geforderte hohe Ähnlichkeit von veganen und vegetarischen Produkten zu den tierischen Vorbildern abbauen und stattdessen bio-vegane Produkte gezielt fördern. Der Mehrwert von bioveganen Lebensmitteln muss den Verbraucherinnen und Verbrauchern kommuniziert werden. Mit dem EcoVeg Zeichen versuchen wir genau diese Kommunikation zu unterstützen. Nur durch die Kombination beider großen Hebel - pflanzlich und ökologisch - kann aus meiner Sicht ein enkeltaugliches Ernährungssystem erreicht werden.
Oekolandbau.de: Was muss die Bio-Branche tun?
Beuger: Die Bio-Branche muss sich mehr öffnen für den veganen Gedanken. Längst ist es keine ideologische Frage mehr. Die biozyklisch vegane Landwirtschaft zeigt, dass eine Kreislaufwirtschaft ohne Tiere funktionieren kann. In Zukunft wird die Bio-Branche Antworten auf die Frage geben müssen, wie eine rein ökologische Landwirtschaft aussehen kann. Der höhere Flächenbedarf ist in der Diskussion immer noch eines der stärksten Gegenargumente. Eine rein ökologische Landwirtschaft kann aus meiner Sicht nur funktionieren, wenn wir überwiegend pflanzliche Produkte konsumieren. Die Entwicklungen im Konsumverhalten links liegen zu lassen, ist ein Fehler und birgt die Gefahr, dass bei entsprechenden staatlichen Vorgaben die großen Lebensmittelunternehmen eine Bio-Linie etablieren und die Pioniere der Branche auf der Strecke bleiben.