Blumen

Bio-Schnittblumen

Saisonal und regional – das ist auch bei Schnittblumen ideal, aber noch lange nicht real. "Das Interesse der Verbraucher an Bio-Blumen ist noch nicht so groß wie bei Lebensmitteln, schließlich isst man Blumen ja nicht", bedauert Andrea Frankenberg, Koordinatorin beim Bio-Zierpflanzenprojekt. Derzeit stammen gut 80 Prozent der in Deutschland verkauften Schnittblumen vor allem aus Afrika und Südamerika. Da es für Pestizide in Schnittblumen keine Grenzwerte gibt, wachsen die Blumen in Monokulturen mit viel Chemie heran. Das hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die Erzeugerinnen und Erzeuger vor Ort. Die hantieren häufig ohne Schutzkleidung mit giftigen Chemikalien. Frauen pflegen und pflücken die Blumen in hochbelasteten Gewächshäusern.

Fairtrade ist bei Blumen nicht Bio

Besser machen möchte es Fairtrade. Nach den international gültigen Standards der Nichtregierungsorganisation bauen derzeit auf 74 Farmen in sechs Ländern Blumen und Pflanzen an.  Die Standards umfassen soziale, ökonomische und ökologische Kriterien. Letztere verlangen, die eingesetzten Pestizide auf den Blumenfarmen zu minimieren und zu kontrollieren, aber nicht gänzlich zu verbieten.

Fairtrade bedeutet also nicht Bio:"Faire Bio-Blumen gibt es nicht, da Blumen in Plantagen-Monokulturen unter Glas beziehungsweise Folie angebaut werden, und daher sehr anfällig für Pilzbefall und Schädlinge sind. Bei einem Befall gäbe es häufig einen immensen Ernteverlust im Gewächshaus", erläutert Edith Gmeiner von Fairtrade Deutschland (TransFair e.V.). Pilze oder Schädlinge könnten gar zu Totalausfällen führen. Ein weiterer Aspekt sei der Anspruch der Käuferinnen und Käufer. Nur "makellose" Schnittblumen ohne Schorf- oder Fraßschäden seien verkäuflich. Dies wiederum würde das Aus für die Blumenfarmen und viele Existenzen bedeuten. Um die Beschäftigten zu schützen, darf nur geschultes Personal mit Pflanzenschutzmitteln umgehen. Schutzkleidung muss gestellt werden und für die Gewächshäuser gelten strenge Sperrzeiten nach der Ausbringung

Heimische Bio-Blumen

Fairtrade begrüße jedoch den Verkauf regionaler Schnittblumen – insbesondere aus Bio-Anbau. Beim Anbau von Bio-Blumen gelten gleich strenge Vorschriften wie bei Bio-Lebensmitteln. Bio-Schnittblumen wachsen entweder im Freiland oder in Gewächshäusern mit organischen Düngern wie zum Beispiel Horn, Kompost oder Schafwolle auf. Mineralische Dünger sind genauso tabu wie Herbizide oder chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Um die Bio-Pflanzen abzuhärten, bekommen sie häufig sogenannte Pflanzenstärkungsmittel: je nach Art und Anwendungsziel können das pflanzliche Kräuterauszüge, homöopathische Präparate und Gesteinsmehle sein, oder ein Mix aus allem. Machen sich doch einmal Schädlinge breit, werden sie mit im Bioanbau zulässigen Pflanzenschutzmitteln wie Kaliseife bekämpft. Beim vorbeugenden Pflanzenschutz spielen Nützlinge die Hauptrolle. Raubmilben vertilgen Thripse und Spinnmilben. Gegen Läuse helfen Marienkäfer und Schlupfwespen.

Gärtnerisches Geschick gefragt

Allerdings ist Laus nicht gleich Laus. Je nachdem, um welche Art Sauger es sich handelt, sind unterschiedliche Schlupfwespenarten gefragt. Während die Nützlinge im Gewächshaus gezielt und effektiv zuschlagen können, ist das im Freiland schwieriger. Hier lohnt es sich, neben dem Schnittblumenfeld einen Blühstreifen mit Wildkräutern anzulegen. Dort können sich dann Marienkäfer und Co. ansiedeln und sich bei Bedarf, beispielsweise fetter Läusebeute, massenhaft vermehren.

Um Pilzkrankheiten im Freiland erst gar nicht aufkeimen zu lassen, sollten die Blumen nicht zu dicht beieinanderstehen und der Wind durch die Blumenfelder pusten können. Dann trocknen die Blumen nach dem Regen wieder schnell ab und die Feuchtigkeit liebenden Pilze halten sich von den Pflanzen fern. Bio-Gärtnerinnen und Bio-Gärtner brauchen viel Fachwissen, um ihr Grün gesund zu halten.

Sag mir, wo die Bio-Blumen sind

Mittlerweile gibt es bereits einige Gärtnereien, die ausschließlich Bio-Blumen anbauen. Der Bio-Gärtner Bernd Brüx aus Straelen am Niederrhein bietet sogar das ganze Jahr über Bio-Blumen an und vermarktet sie über den Großhändler Weiling in Naturkostläden. Das Angebot startet im Frühjahr mit Ranunkeln und Anemonen und wächst im Sommer mit Rosen und diversen Sommerblühern rasant an. Im Herbst dominieren Dahlien und Chrysanthemen. Im Winter gibt es Christrosen. Aus den Niederlanden kommen auch Bio-Amaryllis und Tulpen auf den deutschen Markt.

Darüber hinaus gibt es immer mehr Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern, die ihr Sortiment um Blumensträuße oder Blumenfelder zum Selbstpflücken erweitern. Naturgemäß haben sie zwischen Mai bis Oktober das meiste zu bieten. Besonders beliebt sind nach wie vor die Sonnenblumen. Hier finden Sie eine Übersicht von Anbietern von Bio-Blumen.

Nachfrage säen, Bio-Blumen ernten

"Letztlich wird es an den Kunden hängen", sagt Agraringenieurin Andrea Frankenberg, "ob Bio-Blumen sich ihren Markt erobern können". Vieles spricht für dafür: Sie sind nicht nur umweltfreundlich produziert, sondern auch strahlend schön. "Der organische Dünger bringt die Bio-Rrosen besonders zum Leuchten. So verziert manch eine unserer Bio-Rosen eine feine Torte", freut sich Gärtnermeister Bernd Brüx.

Bio-Blumen wachsen durch die organische Düngung langsam heran. Dabei entwickeln sie harte Zellfasern und kräftige Stiele. Damit können sie sich auf dem Feld und später in der Vase gut mit Wasser versorgen. Deshalb halten sie sich auch lange. Es lohnt sich also, im Naturkostladen einmal nachzufragen, wann die Bio-Blumen in den Markt kommen.


Letzte Aktualisierung 10.02.2021

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