Wer sein Getreide für Backzwecke selbst mahlt, sollte das Mahlerzeugnis möglichst ablagern. Denn nachgereiftes Dinkelmehl ergibt einen stabileren Teig, der zudem mehr Wasser aufnehmen kann. Dies wirkt sich günstig auf die Krumenlockerung und das Backvolumen aus. Beim Nachreifen reagieren die einzelnen Mehlpartikel mit dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft. Alternativ bietet sich für Bäckerinnen und Bäcker die Zugabe von natürlicher Ascorbinsäure in Form von Acerola-Kirschsaftpulver an. Backversuche haben ergeben, dass dies die Volumenausbeute um bis zu 20 Prozent erhöht. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass zwar mit der Zeit der sortentypische Geschmack nachlässt, Vollkornbrot jedoch durch die vorangehende Mehlreifung erst richtig backfähig wird und sein volles Aromapotential entfalten kann.
Schonende Verarbeitung des Dinkels
Dinkelteige sollten bei einer Teigtemperatur von 22 bis 24 Grad Celsius geführt werden. Das Knetverhalten des Mehls ändert sich aufgrund der Nachreifung mit der Zeit, selbst wenn ein und dieselbe Partie verarbeitet wird. Am sichersten ist es, wenn die Dinkelteige möglichst schonend geknetet werden, das heißt ausschließlich im langsamen Gang, um ein Überkneten zu verhindern. Teige gelten als ausgeknetet, wenn sie sich vom Kesselrand lösen und ihre Oberfläche etwas heller und weniger feucht erscheinen als das Teiginnere.
Bei der Verwendung von Oberkulmer Rotkorn oder anderen Dinkelsorten mit weichen, fließenden Klebereigenschaften kann es sinnvoll sein, den Teig aufzuziehen bzw. zusammenzulegen. Am besten gelingt dies, der Teig auf dem Backtisch ausgebreitet und dann mit beiden Händen seitwärts und anschließend von unten nach oben zusammengelegt wird. Dies verbessert den Teigstand und die Gärtoleranz und ist besonders für frei geschobene sowie genetzte Backwaren und Brote empfehlenswert.
Sauerteig, Fett und mehr
Bei der Verarbeitung von Dinkelvollkornmehlen lohnt sich der Einsatz von Sauerteig: Neben den geschmacklichen Vorzügen bleiben Vollkorn-Sauerteigbrote länger frisch und haben eine elastische Krume. Empfohlen wird eine zehnprozentige Versäuerung (auf keinen Fall jedoch mehr als 20 Prozent, da ansonsten das Gebäck einseitig sauer schmecken würde). Für Dinkelsauerteige sind inzwischen spezielle biologische Dauerstarterkulturen erhältlich. Allerdings neigen Sauerteig- bzw. Backfermentführungen aus 100 Prozent Dinkel zu einer schleppenden Gare. Bäcker und Bäckerinnen sind daher gut beraten, bei einer zweistufigen Sauerteigführung in der ersten Stufe Roggenmehl für den Vorteig zu verwenden oder Hefe zum Teig zuzusetzen.
Je nach Qualität der Dinkelmahlerzeugnisse hat es sich bewährt, zusätzlich Brüh- oder Quellstücke einzusetzen. Besonders gut eignen sich hierfür Dinkelflocken wegen ihrer guten Quelleigenschaften. Für die Herstellung von Dinkelkleingebäck kommen als weitere Zutaten Fett und Zucker in Betracht. Durch Zugabe von zwei bis drei Prozent Fett wird der Teig wolliger, Zucker beziehungsweise Malzmehl sorgt für eine gute Bräunung und Krustenbildung der Dinkelbackwaren.