Die Einschränkungen in der Raffination machen insbesondere das Produktangebot für weiterverarbeitende Unternehmen zu einer Herausforderung. So wünscht sich die Kundschaft zum Beispiel für ein Frittier- oder Backfett Geruchs- oder Geschmacksneutralität oder andere individuelle Eigenschaften. Spezifische, maßgeschneiderte Modifikationen sind beim ökologischen Produkt nicht in demselben Umfang realisierbar wie bei der konventionellen Alternative. So ist beispielsweise der Prozess der Fetthärtung nicht erlaubt, um eine fettere Konsistenz zu erreichen. Es kann lediglich auf den mechanischen Prozess der Desodorierung zur Entfernung flüchtiger Komponenten, wie zum Beispiel Aromastoffe, zurückgegriffen werden. Dies erfordert eine sehr gute Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden sowie Kreativität in der Produktentwicklung.
Höhere Standards bei Verbänden
Möchte die Ölmühle ihre Produkte mit einem Bio-Verbandssiegel kennzeichnen, ist sie in der Anwendung der Verarbeitungshilfsstoffe und Verarbeitungsschritte oftmals noch weiter eingeschränkt. Die meisten Verbände erlauben den Einsatz von Papier- und Stofffiltern sowie Kieselgur, Stickstoff und den Einsatz von Zitronensäure und Aktivkohle. Vereinzelte Unterschiede sind zwischen den Verbänden vorhanden. Auch in den Verarbeitungsmethoden gehen die Verbände über die gesetzlichen Vorschriften hinaus. Sie verbieten teilweise die Bleichung oder sogar auch Entschleimung der Öle. Dies führt dazu, dass viele Bio-Produkte lediglich als kaltgepresste oder kaltgepresste native Öle auf dem Markt sind.
Heimischer Anbau mit Luft nach oben
Laut den Strukturdaten im ökologischen Landbau der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) macht der Anteil ökologischer Anbaufläche für Ölsaaten keine zwei Prozent der gesamten Anbaufläche aus. Im Jahr 2018 bestand die Fläche für Ölsaaten in Deutschland aus 17.800 Hektar. Der größte Anteil fiel dabei auf Raps, Rübsen und Soja. Da die Nachfrage nach heimischer Ware sehr groß ist, konnte hier im Vergleich zum Vorjahr jedoch ein Wachstum von 36 Prozent verzeichnet werden. Es zeigt aber auch, dass die meisten Ölverarbeitungsunternehmen ihren Rohstoffbedarf aus anderen Quellen decken müssen.
Ölsaaten sind häufig Importware
Viele Saaten zur Ölherstellung werden daher aus europäischen Ländern, wie Rumänien, Frankreich oder Italien und weiteren osteuropäischen Ländern geholt. Doch auch aus dem außereuropäischen Ausland wurden 2018 laut Auswertung des Systems TRACES.NT immerhin 192.927 Tonnen an Ölsaaten importiert. Dies macht 5,6 Prozent der gesamten importierten Menge aus. Hauptimportländer sind dabei die Türkei mit circa 45.000 Tonnen, die Vereinigten Arabischen Emirate mit knapp 40.000 Tonnen, die Ukraine mit circa 29.000 Tonnen sowie China mit ca. 21.000 Tonnen.