Mikroalgen

Mikroalgen: Wie Algenfarmen das Superfood produzieren

Klein und gesund: Mikroalgen gelten dank hochwertiger Inhaltsstoffe als veganes Superfood. Mikroalgen gibt es auch in Bio-Qualität. Eine erste Algenfarm in Deutschland züchtet Bio-Spirulina. Die meisten Algenfarmen befinden sich jedoch noch in Asien.

Was sind Mikroalgen?

Mikroalgen sind winzige, photosynthetisch aktive Organismen, die in Süß- und Salzwasser vorkommen. Im Gegensatz zu den Makroalgen, wie die Meeresalgen Wakame und Nori, lassen sich Mikroalgen nur mit einem Mikroskop erkennen. Es gibt Tausende von Mikroalgenarten. Sie dienen zahlreichen Tieren als Nahrungsquelle. In der menschlichen Ernährung spielen Spirulina und Chlorella die Hauptrolle. Diese beiden Mikroalgen kommen bisher bei uns vor allem als Nahrungsergänzungsmittel und Detoxkuren zum Einsatz. Schade, denn sie können noch viel mehr.

Für was sind Mikroalgen gut?

Mikrolagen gelten als ein Rohstoff der Zukunft. Sie können vielfältig zu einer nachhaltigen Ernährung beitragen. Mikroalgen sind:

  • Gesund: Mikroalgen enthalten viele Spurenelemente, Aminosäuren, Vitaminen (einschließlich B12) und viel Chlorophyll.
  • Umweltfreundlich: Mikrolagen wachsen schnell. Ihre Produktion benötigt wenig Wasser und Energie. Dadurch haben sie einen kleinen ökologischen Fußabdruck.
  • Ressourcenschonend: Mikroalgen lassen sich auf kleinen Flächen züchten. Das spart landwirtschaftliche Nutzfläche.
  • Klimafreundlich: Mikroalgen speichern viel Kohlendioxid.

Algenproduktion: Wo werden Algen gezüchtet?

Die meisten Algen stammen aus Asien: Dort ist es üblich, Mikroalgen unter freiem Himmel zu züchten. Damit sie ausreichend Sonnenlicht bekommen, ist das Wasser in den offenen Kulturbecken nur etwa zwanzig Zentimeter tief und wird ständig umgewälzt. Die meisten Farmen beziehen ihr Wasser aus eigenen Brunnen. Die vermehrungsfreudigen Algen lassen sich kontinuierlich ernten. Aber auch in Europa gibt es immer mehr Algenfarmen. Hier werden die Mikroalgen oft in geschlossenen Systemen wie Glasbecken, Beuteln oder Röhren gezogen. Einige von ihnen züchten auch Bio-Algen.

Wie unterscheiden sich Bio-Algen zu konventionell angebauten Mikroalgen?

Genau wie die Pflanzen an Land benötigen Spirulina und Chlorella zum Wachsen neben Licht und CO2 viele Nährstoffe: vor allem Stickstoff, Phosphor und Kalium.Die Düngemittel müssen bei Bio-Mikroalgen laut der EU-Öko-Verordnung pflanzlich sein. "Dagegen können konventionelle Algen auch mit synthetischem Mineraldünger oder Gülle gedüngt werden", erklärt Stefan Holler, Aquakulturexperte bei Naturland. Der Öko-Anbauverband geht bei der Düngung noch einen Schritt weiter und schreibt vor, dass der pflanzliche Dünger von bio-zertifizierten Pflanzen stammen müsse. Oft kämen Sojabohnen zum Einsatz. Die müssten zuvor kompostiert oder fermentiert werden, damit sich das algenverfügbare Nitrat bildet. Einfach Sojabohnen ins Becken zu schmeißen, reiche nicht. Die notwendigen Mineralien liefern Gesteinsmehle.

Viele Kontrollen in Algenfarmen und auf Rückstände

Wie bei Bio-Betrieben üblich werden auch Bio-Algenfarmen mindestens einmal jährlich kontrolliert. Im Mittelpunkt stehen dabei die Wasserqualität und der Dünger. Die akkreditierten Öko-Kontrollstellen überprüfen dann im Betrieb, ob die Algenfarmen die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung und gegebenenfalls zusätzlich die Richtlinien der Öko-Anbauverbände einhalten. Hinzu kommen bei Naturland unangemeldete Kontrollen und beratende Qualitätsbesuche.

Rückstandskontrollen auf Schadstoffe sind ebenfalls Pflicht. "Unsere zertifizierten Betriebe überprüfen jede Charge auf Schwermetalle, Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Keime und Microcystine", versichert Stefan Holler von Naturland. Microcystine sind Zellgifte von anderen, ungewollten Mikroalgen, die in Algenprodukten schon nachgewiesen wurden.

Algenfarm in Deutschland züchtet Bio-Algen

Die Agri Nova Projektmanagement GmbH züchtet Bio-Spirulina in Gewächshäusern im Landkreis Oldenburg. In ihren 2500 Quadratmeter großen, flachen Wasserbecken wachsen pro Jahr etwa zwei Tonnen Algen heran. Spirulina mag es warm. Das Wasser sollte 34 Grad haben. Die Wachstumszeit reicht von Frühjahr bis Herbst.

Die Agri Nova baut schon seit dreißig Jahren Spirulina in Norddeutschland an, ist aber erst seit einem Jahr bio-zertifiziert. Knackpunkt war es, einen geeigneten organischen Dünger zu finden. "Wir haben lange daran getüftelt, bis wir einen geeigneten pflanzlichen Abfallstoff aus der Lebensmittelproduktion gefunden haben", erklärt Caroline Cordes, Mitinhaberin von Agri Nova. Woher genau der Dünger stammt, bleibt ein Betriebsgeheimnis. Aber natürlich ist er von der Bio-Kontrollstelle zugelassen.

Spirulina-Zucht in Deutschland braucht keinen Pflanzenschutz

Anders als die heimische Chlorella-Alge brauche die Spirulina bei uns keinen Pflanzenschutz. Denn die aus Südamerika stammende Alge bekommt hier keine Krankheiten oder Schädlinge. Das sei bei der heimischen Chlorella-Alge anders. "Die wird von anderen Algen überwuchert oder von Wasserflöhen gefressen", weiß Gartenbauingenieurin Cordes aus Erfahrung.

Neben Wärme benötigt Spirulina einen hohen ph-Wert: der liegt bei zehn und macht das Wasser hoch alkalisch und seifig. Daher wird den Algen Biocarbonat zugesetzt. Ein sogenannter "Blubber" sorgt für ausreichend Sauerstoff im Becken und vor allem dafür, dass sich die Algen im Wasser verteilen und nicht auf den Grund sinken.

Bio-Spirulina verarbeiten

Die Algen lassen sich im Sommer täglich ernten. Denn die Algen teilen sich jeden zweiten Tag. Zur Ernte wird das Wasser im Becken durch eine spezielle Erntemaschine gepumpt, die die Algen herausfiltert. Das nährstoffreiche Wasser fließt wieder in die Becken zurück. Ein wassersparendes Kreislaufsystem. Die so geernteten Algen lassen sich auf großen Blechen trocknen. 40 Grad muss reichen, damit keine wertvollen Inhaltsstoffe verloren gehen.

Nach einem Trocknungstag lassen sich die Spirulina zu Pulver oder Krümeln vermahlen oder zu Flakes, Tabletten und Kapseln weiterverarbeiten.

Vermarktet werden die norddeutschen Bio-Algen unter dem Namen Lüttge Superfood Produkte – Lüttge Superfood– online oder im regionalen Einzelhandel. Fürs Müsli oder Bowls eignen sich die Krümel am besten. "Die lösen sich leicht auf, aber stauben nicht so wie das Pulver", so Cordes.

Hohe Kosten für heimische Bio-Algenfarmen

Die heimischen Algenfarmen können preislich nicht mit der Auslandsware konkurrieren. Vor allem die Personalkosten und aufwändige Rückstandsanalysen schlagen schwer zu Buche. . "Wir hiesigen Algenfarmen müssen Händlern gegenüber nachweisen, dass unsere Spirulina keine Schwermetalle oder Mineralölbestandteile enthalten, obwohl sie in unseren geschlossenen Gewächshäusern ja gar nicht mit Schadstoffquellen in Kontakt kommen", beklagt Cordes.

Tipp: Die Verbraucherzentrale rät bei Algen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln auf die Herkunft zu achten und Produkte aus Nicht-EU-Ländern mit Vorsicht zu genießen. Wer heimische oder europäische Mikroalgen will, muss genau auf die Verpackung schauen. Nur wenn als Herkunftsland Deutschland angegeben ist, handelt es sich um heimische Algen. Der Hinweis "Hergestellt in Deutschland" reicht nicht.


Letzte Aktualisierung 10.02.2025

Nach oben
Nach oben