Besonders wertvoll für Boden und Pflanze sind die sehr fein vermahlenen Urgesteinsmehle. Denn die Fraktionen von unter 0,005 Millimeter (fünf Mikrometer) dienen als Ionenaustauscher. Das heißt, sie haben – wie Tonminerale – die Fähigkeit, Ionengruppen anzulagern und abzugeben. Damit tragen sie zum einen zu einer gesunden Nährstoffdynamik zwischen Boden und Pflanzenwurzeln bei. Zum anderen fungieren sie als Stoffwechselkatalysator für Bodenmikroben und haben somit eine direkte Wirkung auf deren Vitalität und Dynamik.
Eine weitere wichtige Eigenschaft von Urgesteinsmehlen ist ihre Fähigkeit zur Bildung von Ton-Humus-Komplexen. Das sind wasserunlösliche, stabile Verbindungen, die eine besondere Bedeutung für die Bodenfruchtbarkeit und Bodenstruktur haben. Denn zusammen mit Sandteilchen und der Lebendverbauung durch Mikroorganismen entstehen durch sie stabile Bodenkrümel mit einer hohen Luft- und Wasserhaltefähigkeit, an die austauschbar Nährstoffe gebunden werden können. An der Krümelbildung sind übrigens auch die gröberen Fraktionen (mehr als fünf Mikrometer) im Urgesteinsmehl beteiligt.
Urgesteinsmehl liefert Spurenelemente in optimaler Dosis
Spurenelemente sind zentrale Bausteine von Enzymen, Vitaminen und anderen Botenstoffen, die lebenswichtige Prozesse steuern. So ist Molybdän zum Beispiel wichtig für die Stickstofffixierung der Knöllchenbakterien. Kobalt, um ein anderes Beispiel zu nennen, ist für die Bildung von Vitamin B12 von Bedeutung. Dieses Vitamin wird von einigen freilebenden Mikrobenarten benötigt, die – den Knöllchenbakterien gleich – Luftstickstoff binden können. Aber auch Tiere und Menschen brauchen Spurenelemente, die sie mit dem Futter bzw. der Nahrung aufnehmen – oder eben nicht mehr.
Einige Spurenelemente müssen Tieren und Menschen heute künstlich zugeführt werden, weil Futter- und Lebensmittel zunehmend auf Böden heranwachsen, in denen diese Spurenelemente nicht mehr oder nur in unzureichenden Mengen enthalten sind. Versuche, dem Boden und den Kulturpflanzen diese Minerale und Elemente über eine gezielte Düngung zurückzugeben, führen nicht selten zu Fehldosierungen, da entweder das Wissen um die pflanzenphysiologischen Zusammenhänge und/oder die relativ aufwändigen Analyse- und Auswertungsverfahren fehlen.
Urgesteinsmehl hingegen gewährleistet, dass zur Verfügung steht, was gebraucht wird und freigesetzt werden kann, ohne dass Auswaschungen oder Überdosierungen zu befürchten sind.
Gute Pufferwirkung
Basische Gesteinsmehle erhöhen die Basensättigung des Bodens und puffern im sogenannten Silikatpufferbereich zwischen pH 5 und 6,2. Dies ist jener Bereich, in dem sich ein Großteil der Böden, vor allem Grünlandböden, befindet und der das biologische Optimum in Bezug auf unter- und oberirdisches Pflanzenwachstum und bodenchemische Prozesse darstellt. In diesem Bereich kommt es zu keinen nennenswerten Auswaschungen und keinen chemischen Wachstumshemmungen. Ein starkes und schnelles Anheben des pH-Wertes, wie es bei so mancher Kalkung geschieht, ist bei Gesteinsmehlen nicht zu erwarten.
Verbesserung organischer Wirtschaftsdünger
Durch die komplexbildenden und belebenden Eigenschaften feiner Urgesteinsmehle werden die damit behandelten organischen Dünger wie Gülle, Mist oder Kompost in ihrer Bodenverträglichkeit und organischen Wertigkeit verbessert. Besonders auffällig ist dieser Effekt bei Gülle. Das Gesteinsmehl kann in die Gülle eingebracht werden, während diese gerührt wird. Die Gülle wird dadurch homogener und fließfähiger, und die Bildung von Sinkschichten und Schwimmdecken wird vermieden. Zudem wird Ammoniak gebunden, was die Geruchsbelastung mindert.
Tabelle: Empfohlene Aufwandsmengen
Die Angaben verstehen sich als Richtwerte und können in der Praxis unter Umständen stark abweichen |
Anwendung | Sanierung | laufend |
Stall (Festmist) | | 0,5 – 1 kg/GVE/Tag |
Gülle | | ca. 25 – 30 kg/m3 |
Mistaufbereitung | | ca. 25 kg/m3 |
| 3000 kg/ha* | 500 – 1000 kg/ha/Jahr |
* bei Bedarf wiederholen, unter Umständen auch höhere Aufwandmengen, Quelle: Urgesteinsmehl – Der Versuch einer Annäherung an sein wahres Wesen. Markus Danner, Bio Austria
Warum verwenden heute so wenige Öko-Betriebe Urgesteinsmehl?
Trotz ihrer positiven Wirkungen und der langen Tradition werden Urgesteinsmehle heute im Öko-Landbau kaum noch eingesetzt. Das bestätigen auch zahlreiche Öko-Beraterinnen und -Berater auf Nachfrage von Oekolandbau.de. Wenn überhaupt, würden Gesteinsmehle nur noch in der Einstreu oder als Zusatz für organische Dünger verwendet.