Formieren
Durch Formieren der Seitentriebe kann ebenfalls eine Triebberuhigung erreicht werden. Waagerecht gestellte Triebe verringern ihr Wachstum und setzen deutlich mehr Früchte an.
Das Formieren von Seitentrieben bewährt sich vor allem in den ersten Jahren bei steil wachsenden Apfelsorten und bei der Spindelerziehung von Süßkirschen. Allerdings ist diese Maßnahme sehr arbeitsaufwändig und sollte zumindest beim Apfel nur in Ausnahmefällen angewendet werden. Formiert werden kann durch Gewichte, Astklammern und Herunterbinden mit Schnüren oder Gummibändern.
Wurzelschnitt beim Kernobst
Da Trieb- und Wurzelwachstum sehr eng miteinander verbunden sind, kann durch Verringern der Baumwurzelmasse das Triebwachstums begrenzt werden. Ein Wurzelschnitt sollte in Jahren mit einem hohen zu erwartenden Ertrag erfolgen, da dieser zusätzlich das Triebwachstum hemmt. Der ideale Zeitpunkt für einen Wurzelschnitt ist März. Einem Wurzelschnitt sollte ein stärkerer Winterschnitt vorausgehen. Denn Ziel eines Wurzelschnittes ist immer die Verringerung des Kronenvolumens, ohne im Folgejahr das Wachstum stärker zu fördern.
Mögliche positive Effekte eines Wurzelschnitts:
- Reduzierung des Kronenvolumens ohne Förderung des Wachstums im Folgejahr
- Förderung des Blütenbesatzes im Folgejahr
Mögliche negative Effekte eines Wurzelschnitts:
- Deutliche Verringerung der Fruchtgröße
- Stärkere Berostung
- Zu starke Hemmung des Triebwachtums
Wurzelschnitt ist eine Kulturmaßnahme, die viel Erfahrung erfordert. Die Grenzen von Nutzen und potentiellen Nachteilen müssen sorgfältig abgewogen werden. Richtiger Zeitpunkt, gesicherte Zusatzbewässerung und Erfahrung machen dieses Instrument aber zum wichtigsten Regulatorium im Öko-Obstbau.
Einsägen des Stammes beim Kernobst
Bei starken Wuchsproblemen kann durch Einsägen des Stammes eine Beruhigung des Triebwachstums erzielt werden. Dabei werden im unteren Stammbereich mit der Motorsäge (ältere Bäume) oder Handsäge (jüngere Bäume) zwei versetzte Schnitte gemacht, die jeweils 50 Prozent des Stammumfangs umfassen. Gegenüber dem Wurzelschnitt wird bei dieser Maßnahme die Fruchtgröße nicht wesentlich verringert. Der optimale Zeitpunkt liegt um die Blüte herum. Das Einsägen des Stammes hat sich vor allem bei stärkerwachsenden Sorten-Unterlagen-Kombinationen bewährt.