Ein wichtiges Ziel im Öko-Weinbau ist es, die natürliche Fruchtbarkeit und biologische Aktivität zu erhalten oder durch geeignete Maßnahmen zu verbessern. Eine Maßnahme ist zum Beispiel die Einsaat von Gründüngungen, insbesondere mit Leguminosen und Tiefwurzlern. Da eine ausreichende Nährstoffversorgung allein durch Gründüngung und Begrünungsmanagement in der Regel nicht gewährleistet werden kann, dürfen auch Düngemittel eingesetzt werden. Welche zulässig sind, wird durch die EU-Öko-Verordnung sowie die Richtlinien der Anbauverbände geregelt. Darüber hinaus sind die Anwendungsbestimmungen der Düngeverordnung zu beachten.
Wirtschaftsdünger
Wichtige Düngemittel sind die Wirtschaftsdünger, wobei in erster Linie Pferdemist aus Reitställen sowie getrockneter Hühnermist aus extensiver Bodenhaltung für den Weinbau in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. In der Mehrzahl der Betriebe wird der Pferdemist als „tierische“ Komponente in der eigenen Kompostbereitung eingesetzt.
Für die Ausbringung aller Wirtschaftsdünger gilt eine Obergrenze von 170 Kilogramm Gesamtstickstoff je Hektar und Jahr (bei den Anbauverbänden weniger). Wird Stallmist zugekauft, ist darauf zu achten, dass die Tiere extensiv gehalten wurden (max. zwei Großvieheinheiten je Hektar). Eine Öko-Haltung der Tier, von denen der Mist stammt, ist nicht vorgeschrieben.
Tabelle 1: Nährstoffgehalte in Wirtschaftsdüngern, in Kilogramm pro Tonne | TS (%) | N | P2O5 | K2O | MgO | N-Freisetzung im ersten Jahr [%] |
---|
Rindermist | 25 | 6 | 4 | 8 | 1 | 50 |
Pferdemist | 30 | 4,5 | 3 | 8 | 1 | 50 |
Schafsmist | 30 | 8 | 3 | 7 | 2 | 50 |
Hühnermist | 45 | 24 | 18 | 17 | 5 | 75 |
Eigene Komposte
Bei den betriebseigenen Komposten handelt es sich zum einen um Wirtschaftsdünger in Form von Stallmistkomposten, zum anderen um Erdkomposte und kompostierte Ernterückstände. Als wichtigster Ernterückstand und Bestandteil eines Kompostes ist der Trester zu nennen. Hinzu kommen noch aus der Weinbereitung die Kellereiabfälle wie Hefe-Kieselgurtrub. Die Ernterückstände werden über eine Flächenkompostierung oder eine Haufenkompostierung aufbereitet.
Einsatz von Sekundärrohstoffdüngern
Neben den betriebseigenen Komposten kommt dem Einsatz von Sekundärrohstoffdüngern eine wichtige Rolle zu. Dabei handelt es sich um Produkte aus nicht landwirtschaftlichen Betrieben. Die am häufigsten in der Landwirtschaft verwendeten Sekundärrohstoffdünger sind Siedlungsabfälle, wie Grünschnittkompost aus kommunaler Entsorgung oder Bioabfallkompost.
Im ökologischen Weinbau kommen ausschließlich qualitätsgesicherte Komposte in Frage, die den hohen Anforderungen der EU-Öko-Verordnung entsprechen. Für verbandsgebundene Betriebe gelten meist noch strengere Regeln. Darüber hinaus sind die gesetzlichen Grundlagen der Düngeverordnung für das Ausbringen von Grünschnitt- oder Hausmüllkomposten zu beachten.
Tabelle 2: Nährstoffgehalte in wichtigen Sekundärrohstoffdüngern, in Kilogramm pro Tonne | TS [%] | N | P2O5 | K2O | MgO | N-Freisetzung im ersten Jahr [%] |
---|
Bioabfallkompost | 60 | 9,5 | 4 | 7,5 | 4,5 | 50 |
Grünschnittkompost | 60 | 4,5 | 2,5 | 5 | 3,5 | 50 |
Organische Handelsdünger
Neben den Humuslieferanten (Mist, Kompost) gibt es eine große Palette an stickstoffhaltigen organischen Düngern, die für den Spezial- und Sonderkulturbetrieb auch wirtschaftlich von Bedeutung sind. Bei der Anwendung sollte stets der hohe Anteil an leichtverwertbarem Stickstoff beachtet werden.
Tabelle 3: Gebräuchliche organische Handelsdünger im ökologischen Weinbau | Nährstoffmenge [%] | N-Freisetzung im ersten Jahr [%] |
---|
| N | P2O5 | K2O | |
Rapsschrot | 5,5 | 2,5 | 1 | 50 - 75 |
MaltaFlor | 4,5 | 1,3 | 5,2 | 50 - 75 |
Vinasse | 5,2 | 0,5 | 8,8 | 75 |
Hornspäne | 14 | k.A. | k.A. | 50 - 75 |
Hornpellets | 12 | k.A. | k.A. | 75 |
Haarmehlpellets | 14 | 0,9 | 0,2 | 50 -75 |
Horngries | 14 | k.A. | k.A. | 75 |
Guano | 11 | 3 | 1 | 75 |
Hühnertrockenkot, pelletiert (Bio-Herkunft) | 3,6 | 2,8 | 2,2 | 75 |
Mineralische Ausgleichsdüngung
Reichen die aus der organischen Düngung zugeführten Nährstoffe (insbesondere die Spurenelemente) nicht aus, um eine harmonische Ernährung der Pflanze sicherzustellen, so kann dieser Mangel mit schwerlöslichen Mineralstoffen ausgeglichen werden. Die natürlichen Mineralstoffe enthalten die Nährelemente in meist sehr geringer Konzentration und in wasserunlöslicher Form. Erst der mikrobielle Aufschluss macht die darin enthaltenen Nährstoffe pflanzenverfügbar. In der folgenden Tabelle sind gebräuchliche Mineraldünger für den ökologischen Weinbau mit ihren Gehalten an den wertbestimmenden Mineralstoffen aufgeführt.
Tabelle 4: Im Öko-Weinbau gebräuchliche Kalke und MineraldüngerDünger | Gehalte [%] |
---|
Kalk | |
Algenkalk | 53 % CaO, 12 % MgO |
Hüttenkalk | 47 % CaO, 10 % MgO, 33 % SiO2, 3 % Mn |
Carbokalk | 48 % CaCO3 |
Kohlensaurer Kalk | 45-53 % CaO |
Muschelkalk | 31-46 % CaO, 1,4-12 % MgO |
Phosphor | |
Weicherdiges Rohphosphat | 25 % P2O5 |
Rohphosphat mit kohlensaurem Magnesiumkalk | 15 % P2O5, 46 % CaO, 7 % MgO |
Rohphosphat mit Calciumcarbonat | 17 % P2O5, 36 % CaO, 5 % MgO |
Kalium | |
Kaliumsulfat | 52 % K2O, 18 % S |
Patentkali | 30 % K2O, 10 % MgO, 17 % S |
Magnesium | |
Bittersalz | 16 % MgO, 13 % S |
Kieserit, fein | 27 % MgO, 22 % S |
Spurennährstoffe |
Bor (Borax) | 11 % B |
Eisenchelat | 6-13 % Fe |
Mangancarbonat | 27 % Mn |
Je feiner die Naturprodukte vermahlen sind, desto größer ist die Oberfläche für die biologisch-chemisch-physikalische Verwitterung. Die allmähliche Freisetzung der Nährstoffe entspricht damit den Anforderungen an einen kontinuierlichen Nährstoffeintrag.