Die Online-Tagung fand Mitte November 2021 statt mit etwa 150 Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Praxis und Beratung. Initiatoren der vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) geförderten Veranstaltung sind das Julius-Kühn-Institut (JKI) und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW). Im Mittelpunkt des Fachgesprächs standen die Ergebnisse der Kupferminimierungsstrategie, auf die sich ökologische und konventionelle Anbauverbände in Absprache mit der Politik geeinigt haben. Ziel der Strategie ist es, mithilfe innovativer Ansätze aus Forschung und Praxis Alternativen zu Kupfer zu entwickeln und die eingesetzten Mengen weiter zu verringern.
Klage der Kupfer Task Force abgewiesen
Matthias Weidenauer, Vorsitzender der europäischen Kupfer Task Force, berichtete, dass die Klage der Task Force gegen die Einstufung von Kupfer als Substitutionskandidat vom Europäischen Gerichtshof abgewiesen wurde. Kern der Klage war, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beim Naturstoff Kupfer die gleichen Bewertungskriterien anlegt wie bei synthetischen Wirkstoffen. Da es sich bei Kupfer um einen Naturstoff handelt, fordert die Task Force, andere Maßstäbe bei der Bewertung der Persistenz und Anreicherung im Boden anzulegen.
Der Status Substitutionskandidat bedeutet, dass Kupfer ersetzt werden soll, sobald es vergleichbar wirksame Wirkstoffe gibt. Aufgrund dieser Einstufung gilt eine Zulassung nur für sieben Jahre, während andere Pflanzenschutzmittel für jeweils 15 Jahre zugelassen sind. In den EU-Staaten ist die Zulassung von Kupfer für alle relevanten Kulturen bis Ende 2025 gesichert.
Die Task Force ist laut Weidenauer von der Sicherheit von Kupfer überzeugt. Dabei beruft er sich unter anderem auf eine Langzeitstudie mit Regenwürmern, bei der die Ausbringung von Kupfer in den gesetzlich vorgegebenen Mengen über 18 Jahre keine Auswirkungen auf die Tiere hatte. Die Task Force behält sich deshalb vor, Widerspruch gegen das Urteil einzulegen.
Jutta Kienzle von der Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau (Föko) beurteilt das Anbaujahr 2021 aufgrund der Witterung als sehr durchwachsen mit großen Befallsunterschieden von Betrieb zu Betrieb. Nachdem lange Zeit vor allem Apfelschorf Probleme bereitete, sieht sie seit einigen Jahren einen steigenden Druck durch andere Pilzkrankheiten. Als Alternative zu Kupferpräparaten hat laut Kienzle in Ringversuchen vor allem das Präparat NEU1143 ein hohes Potenzial gezeigt. Wie auch bei anderen Wirkstoffen, die für den ökologischen Anbau geeignet sind, warte man hier weiterhin auf eine Zulassung. Kienzle wünschte sich zudem eine stärkere finanzielle Förderung der Züchtung resistenter Sorten. Die Praxis könne den großen Aufwand der Züchtungsarbeit nicht alleine stemmen.