Neben dem erkennbaren Verderb an Lagergütern und der Ertragsminderung führt Pilzbefall zur Bildung von giftigen Mykotoxinen mit Auswirkungen auf Back- und Brauqualität und erheblichen gesundheitlichen Risiken. Mykotoxine sind pilzliche Stoffwechselprodukte, zu denen mehr als 400 Verbindungen zählen. Beispiele sind:
- Aspergillus: Aflatoxine, Ochratoxine, Sterigmatocystin, Cyclopiazonsäure, Citrinin
- Penicillium: Ochratoxin, Citrinin, Cyclopiazonsäure
- Fusarium: Trichothecene (DON, NIV, T-2, HT-2, DAS), Zearalenon, Fumonisine, Moniliformin
Nicht alle Fusariosen bilden Mykotoxine. Das von Fusarium-Pilzen gebildete Deoxynivalenol (DON) findet sich in ca. der Hälfte aller Futtermittelproben. - Alternaria: weniger gefährliche Toxine, Alternariol, Alternariolmethylether, unter anderem
- Epicoccum, Drechslera: keine toxische Wirkung beschrieben
Mykotoxine können bei Aufnahme kontaminierter Lebens- und Futtermittel durch Menschen oder Nutztiere bereits in sehr geringen Mengen toxische Wirkungen und eine als Mykotoxikose bezeichnete Erkrankung hervorrufen. Sie können:
- Krebs, Mutationen und Missbildungen auslösen (Aflatoxine, Ochratoxine, Sterigmatocystin und Fumonisine),
- das Hormonsystem beeinflussen (Zearalenon),
- Blutungen hervorrufen, die Haut und Zellen schädigen (Trichothecene),
- das Immunsystem beeinträchtigen (Aflatoxine, Trichothecene und Ochratoxine),
- Nierenschäden verursachen (Ochratoxin A, Citrinin), und
- das Nervensystem angreifen (Penitrem, Ergotalkaloide, Trichothecene).
Zudem können Landwirte, Verarbeiter und Nutztiere belastete Stäube einatmen und allergisch darauf reagieren, zum Beispiel beim Schroten belasteter Futtermittel oder der Einstreu belasteten Strohs. Zum Schutz des Landwirts und der Nutztiere sollte Stroh mit Verfärbungen oder grauem bis schwarzem Belag nicht verfüttert oder eingestreut werden. In der EU gelten einheitliche Höchstmengen für Mykotoxine in Lebensmitteln, Futtermitteln und Futtermittelkomponenten.
Biologie und Lebenszyklus
Der Befall von Getreide im Feld mit Fusarien und die damit verbundene Mykotoxinbelastung der Körner ist abhängig von Niederschlagsverhältnissen insbesondere nach dem Ährenschieben. Anfällige Sorten, hohe Bestandesdichten, und starke Düngung begünstigen Infektionen. Durch die langsame Rotte des Strohs ist die Infektionsgefahr nach Maisanbau erhöht. Im Mais werden Fusarien besonders durch die Fraßaktivitäten von Maiszünslerlarven übertragen. Weizen, Hafer und Triticale sind am stärksten gefährdet für Fusarium-bedingte Mykotoxinbelastung, Gerste und Roggen sind weniger anfällig. Eine Prognose für das Auftreten von Ährenfusariosen und Mykotoxinbildung ist aufgrund großer jährlicher Schwankungen problematisch.
Im Vorratslager entwickeln sich Pilze und die von ihnen gebildeten Mykotoxine insbesondere durch den Befall mit Kornkäfern: durch die Atmungsaktivität bilden sich Feuchtenester, in deren Folge es zur Mykotoxinbildung kommt, auch andere Schädlinge und Kondensationspunkte können zu Feuchtenestern führen. Pilzsporen sind immer als Infektionsquelle auf den Ernteprodukten und in der Luft vorhanden, aber ihre Entwicklung ist abhängig von einer erhöhten Korn- bzw. Luftfeuchtigkeit. Kornfeuchten von unter 13 Prozent und Luftfeuchte unter 65 Prozent verhindern die Pilzentwicklung im Lagergut. Pilzentwicklung fördert weiterhin einen Befall mit Milben, Staubläusen, und Schimmelkäfern die sich von dem Pilzgewebe ernähren.