Die Einkaufsmenge an Bio-Fleischersatzprodukten stieg 2020 um 32 Prozent auf rund 15.000 Tonnen. 16 Prozent der Haushalte haben zuletzt mindestens einmal im Jahr zu Bio-Fleischersatz gegriffen. Besonders gefragt ist nach wie vor Tofu, der zuletzt einen Anteil von 57 Prozent an der Einkaufsmenge stellte. Erst mit weitem Abstand folgen danach die (fleischlosen) Produktkategorien "Gehacktes/Bolognese" sowie "Geschnetzeltes/Gyros/Kebab".
Bio und Regional schließen sich nicht aus
Im Naturkostfachhandel findet man ein breites Sortiment an vegetarischen und veganen Fleischalternativen auf Basis unterschiedlicher Rohstoffe. Zu den pflanzenbasierten Rohstoffen zählen beispielsweise Soja, Lupinen, Weizen und Erbsen.
Auf den regionalen Anbau von Bio-Süßlupinen in der Pfalz hat sich die Purvegan GmbH mit dem Markennamen "alberts" spezialisiert. Bereits 1983 wurde das Unternehmen unter dem Namen Alberts Tofuhaus gegründet, 2013 erfolgte die Neugründung als Purvegan GmbH. "Die Lupine hat uns wieder richtig in den Markt gebracht" sagt Karl Selg-Mann, der bei der Firma für die Entwicklung und Qualität zuständig ist. Zudem ist die Purvegan GmbH am Projekt "Starke Körnerleguminosen – mehr Hülsenfrüchte auf den Teller" beteiligt. Es wird durch die EU und das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz gefördert. "Damit soll der heimische Anbau von Bio-Körnerleguminosen wie den Lupinen unterstützt werden"“, unterstreicht Karl Selg-Mann. Das Unternehmen übernimmt dabei neben den beteiligten Bio-Landwirtinnen und -Landwirten und landwirtschaftlichen Beratungsinstitutionen den Part, neue Verarbeitungsmöglichkeiten für Leguminosen zu erschließen.
Schon seit mehr als 30 Jahren produziert die Taifun-Tofu GmbH mit Sitz in Freiburg Bio-Tofu und gilt als Pionier auf diesem Gebiet. Eigenen Angaben zufolge ist Taifun-Tofu sogar der führende Hersteller von Bio-Tofu in Europa. Im deutschen Bio-Fachhandel liegt der Marktanteil laut Lina Cuypers, Pressesprecherin des Unternehmens, bei rund 70 Prozent. Der Jahresumsatz beläuft sich auf 38 Millionen Euro. Aktuell bauen 170 Landwirtinnen und Landwirte aus Deutschland, Österreich und Frankreich Bio-Sojabohnen im Vertragsanbau für Taifun-Tofu an.
Dass sich Bio und Regionalität bezogen auf den Anbau von Sojabohnen hierzulande nicht ausschließen, stellte das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim bereits zweimal mit dem Projekt "1000 Gärten – Das Sojaexperiment“ erfolgreich unter Beweis. Ziel ist es, geeignete Sojasorten zu identifizieren, die sowohl in den verschiedenen Regionen Deutschlands wachsen als auch für die Herstellung von Tofu geeignet sind. Das Mitmachprojekt trägt inzwischen die ersten Früchte: 2019 wurde „Tofina“, die erste Sojasorte von Taifun vom Bundessortenamt zugelassen, 2021 folgte die zweite Sorte „Tori“. 2022 könnte das Projekt laut Presseberichten in die dritte Runde gehen.