Wie auch im konventionellen Landbau zählt die Geflügelhaltung und hier besonders die Putenhaltung im Ökolandbau zu den intensiven Formen der Tierhaltung. Die Tiere stammen bis heute zum Teil aus konventioneller Zucht und sind meist einseitig auf Leistung, wie zum Beispiel den Fleischansatz, gezüchtet. Alternative Rassen sind zwar in größerer, aber noch nicht ausreichender Zahl verfügbar. Sie sind an die Bio-Bedingungen und das Bio-Futter angepasst und wachsen langsamer, aber ihre Leistung bleibt häufig hinter den Hochleistungsrassen zurück.
Weil es nur Jungtiere aus konventioneller Hybridzucht gab, haben manche Betriebe 2015 und 2016 die Bio-Putenhaltung eingeschränkt. Erst mit dem Zuchtfortschritt bei den robusten Rassen standen ab 2017 mehr Tiere für die Bio-Haltung zur Verfügung, so dass mehr Betriebe die Bio-Putenhaltung (wieder-)aufgenommen haben. Denn die Nachfrage nach dem mageren, Bio-Putenfleisch ist da. Es landet häufig in Kindernahrung, Salaten und sogenannten Fitnessprodukten.
Auch bei Bio-Puten gibt es gesundheitliche Probleme
Bei Bio-Puten gibt es immer wieder gesundheitliche Probleme: Besonders verbreitet sind Schäden an den Fußballen und krankhafte Veränderungen der Leber. Hinzu kommen Skeletterkrankungen, Herz-Kreislauf-Störungen und Verhaltensstörungen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscherinnen und Forscher der Universität Leipzig und der Freien Universität Berlin in einer dreijährigen Studie, die vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert wurde. Trotzdem, so das Forschungsteam, sind die bioputenhaltenden Betriebe mit entsprechend angepasster Einstreu auf einem guten Weg.
Bio bedeutet langsam wachsende Rassen
Werden in der Bio-Haltung zwei Tiere pro Stallplatz und Jahr gehalten, sind es in der konventionellen Haltung rund drei Tiere pro Jahr. Erst in den vergangenen Jahren ist es den Zuchtunternehmen gelungen, angepasste Rassen bereitzustellen. Um von den konventionellen, gesundheitlich anfälligen Rassen wieder auf ursprüngliche, robuste und vor allem langsam wachsende Tiere zu kommen, war viel Zuchtarbeit nötig. In der ökologischen Putenmast werden überwiegend die Bronzeputen der Rassen Kelly oder Goubin gemästet, seltener weißbefiederte Herkünfte. Auch schwarze Putenrassen, wie Auburn kommen zum Einsatz.
Wichtig ist bei den langsam wachsenden Rassen dennoch der große Brustanteil, denn auch die Bio-Kundschaft bevorzugt Brustfleisch. Diese langsam wachsenden Rassen weisen weniger gesundheitliche Schäden, wie beispielsweise Gelenkschäden, Knochenbrüche und Gewichtsüberlastung durch zu schnelles Muskelwachstum auf. Durch das langsame Wachstum der angepassten Rassen und ausreichend Auslauf hat sich das Tierwohl in den Bio-Putenbeständen deutlich verbessert.