Oekolandbau.de: Wie garantieren Sie an der Theke die Unterscheidung zwischen bio und konventionell? Wie sind die Bio-Produkte platziert und gekennzeichnet?
Spröckl: Bio-Ware liegt an der Theke in grünen Schalen neben den weißen Schalen, in denen konventionelles Fleisch liegt. So sind die Fleischarten für die Kunden gut unterscheidbar. Auch die Preisetiketten haben diese Farbgebung. Bio-Rind- und -Schweinefleisch liegen separat, während das Geflügel direkt neben dem konventionellen Geflügel platziert ist, genau wie die Wurst. Das muss jeder ausprobieren. Wichtig ist die eindeutige Kennzeichnung und gern auch Hinweisschilder, Werbematerialien des Vermarkters oder des Bio-Verbandes.
Klug: Neben den grünen Schalen, Tabletts und Etiketten, die den Kundinnen und Kunden die Orientierung erleichtern, benutzen wir in der gesamten Produktion Werkzeuge, die auch für die Mitarbeitenden leicht zu unterscheiden sind: grüne Messer, grüne Schneidbretter, grüne Regale und so weiter. Viele Werkzeuge und Maschinen müssen doppelt beschafft werden, zum Beispiel Fleischwolf und Zuschneidemaschine. Das ist aufwändig und teuer, hat sich aber bei uns gelohnt.
Oekolandbau.de: Haben Sie gleichzeitig verpacktes Bio-Fleisch im Laden und ist das eine Konkurrenz?
Spröckl: Ja – wir haben verschiedene verpackte Produkte des Edeka-Bio-Sortiments im Laden. An der Theke haben wir nur Bioland-Produkte und können uns so gut vom anderen Edeka-Sortiment abgrenzen. Außerdem sind an der Theke stärker die Edelteile von Schwein und Rind sowie Geflügel gefragt. Im verpackten Sortiment sind eher Hackfleisch und Wurst zu finden. Durch die Abgrenzung insbesondere von Verbandsware und EU-Bio-Ware ergänzen sich beide Sortimente.
Klug: Ja, wir haben schon lange auch das Rewe Bio SB-Fleisch- und Wurstsortiment in den Läden. Beide Sortimente ergänzen sich.
Oekolandbau.de: Kaufen immer die gleichen Kundinnen und Kunden oder probieren viele mal etwas aus?
Spröckl: Wir haben eine große Stammkundschaft, in der alle Altersklassen vertreten sind. Natürlich kommt auch immer neue Kundschaft dazu. Dabei ist Werbung in verschiedenen Medien genauso wichtig wie Empfehlungen unter den Kundinnen und Kunden. Und viele, die einmal den Geschmack erlebt haben, bleiben dabei.
Oekolandbau.de: Was würden Sie Einsteigerinnen und Einsteigern raten, die auch Bio-Fleisch in ihre Theke legen wollen?
Spröckl: Einsteigerinnen und Einsteiger sollten mit wenigen Produkten beginnen und ausprobieren. Verkostungen zwei bis dreimal im Jahr sind ein gutes Mittel, um den guten Geschmack in den Mittelpunkt zu stellen. Flyer und Aufsteller vom Erzeugungsbetrieb oder vom Bio-Verband locken und informieren die Kundschaft. Und ganz wichtig ist ein langer Atem: In der Regel muss es sich erst rumsprechen und die Kundinnen und Kunden müssen wiederkommen. Am Anfang fährt man wahrscheinlich Verluste ein, aber man muss es immer wieder versuchen. Man muss dahinterstehen, nicht nur als Eigentümerin oder Eigentümer, sondern das gesamte Personal, das man entsprechend schulen sollte. Die Bio-Verbände oder Bio-Großhändler bieten solche Seminare an.
Klug: Bio kann eine Chance sein, aber man braucht einen langen Atem und muss anfangs sicher Lehrgeld bezahlen, welche Produkte an dem Standort gehen. Man muss bereit sein, die gesamte Dokumentation umzusetzen, garantieren und dokumentieren, dass es keine Verwechslung mit der konventionellen Ware gibt. Die Mitarbeitenden müssen geschult sein.
Hohe Qualität sowie die Geschichte hinter dem Produkt, die geschultes Personal auch überzeugend erzählen kann, sind die wichtigsten Erfolgsbringer, um Bio-Fleisch in der Fleischtheke zu etablieren. Wer hört nicht gerne, dass das Fleisch aus artgerechter Tierhaltung in der Region stammt?
Betriebsintern ist damit ein Mehraufwand verbunden. Eine umfangreiche Dokumentation sowie getrennte Werkzeuge und Maschinen gehören dazu – aber auch die Lust etwas Neues auszuprobieren.