Die Haushalte in Deutschland kauften 2019 rund 7.600 Tonnen Bio-Geflügel und damit etwa zehn Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Doch die Preisaufschläge zum konventionellen Produkt sind hoch und bremsen die Kauflust bei manchen Kundinnen und Kunden. Auch darf die Zuwachsrate bei der Einkaufsmenge nicht überbewertet werden: Bio-Geflügelfleisch stellte beispielsweise im ersten Halbjahr 2020 gerade mal einen Absatzanteil von knapp zwei Prozent an der gesamten Geflügelfleischproduktion.
Das meiste Bio-Geflügel auf dem deutschen Markt wird frisch angeboten, rund ein Drittel fließt in die Verarbeitung zu Wurst oder auch Babynahrung. Rund die Hälfte des Bio-Geflügels kaufen die Kundinnen und Kunden an der Selbstbedienungstheke. Eine Vergrößerung des Bio-Geflügelsortimentes an der Fleischtheke des Handels wird durch die besonderen Hygieneauflagen gebremst. So muss Frischgeflügel in der Bedienung vom übrigen Sortiment abgetrennt sein. Auch separate Werkzeuge und Schneidbretter müssen verwendet werden. Dadurch ist zum Beispiel auch konventionelles Geflügel seltener an den Theken zu finden.
Produktion steigt alljährlich
Die deutsche Bio-Geflügelfleischproduktion ist 2019 weiter gestiegen, so die AMI-Strukturdatenerhebung bei den Ökokontrollstellen in Deutschland. Mit einem Plus von über sechs Prozent im Vergleich zu 2018 stieg die Produktion auf 26.390 Tonnen. Das war gut ein Prozent der deutschen Geflügelfleischproduktion.
Den höchsten Bio-Anteil unter den Mastgeflügelarten hatten 2019 wie schon in den Vorjahren die Gänse inne, von denen 5,5 Prozent auf Bio-Betrieben lebten. Die Bio-Gänsebestände sind leicht geschrumpft und zwar auf 60.000 Tiere. 1.900.000 Masthähnchen wurden 2019 auf Bio-Betrieben gehalten, rund fünf Prozent mehr als 2018. Sie erreichten einen Anteil von etwa zwei Prozent an der gesamten Masthähnchenhaltung in Deutschland. Trotz der höheren Bio-Anteile bei Gänsen, Puten und Enten, lag der Fleischanteil 2019 nur bei etwas mehr als einem Prozent. Der kleine Fleischanteil kommt durch die Dominanz der koventionellen Hähnchenproduktion zustande.
Legehennen enden als Suppenhuhn
Durch die steigende Zahl von Legehennen in den vergangenen Jahren ist naturgemäß die Zahl der Althennen gewachsen. Die Lebensmittelindustrie ist hier wichtigster Abnehmer und verarbeitet sie zum Beispiel zu Bouillon, nur vereinzelt gehen sie in die Babynahrung. Ein Teil der Althennen geht auch als Suppenhenne, meist tiefgekühlt, in den Handel. Das funktioniert besonders gut bei kleinen direktvermarktenden Legehennenbetrieben, die meist auch ihre Suppenhennen an die Kundschaft bringen.
Ohnehin sind längst nicht alle in Deutschland frisch verzehrten Bio-Hühner aus deutscher Erzeugung. Einer der größten Anbieter für Bio-Hähnchen- und Bio-Putenfleisch für den süddeutschen Markt sitzt in Österreich.