Verpackungsloses Einkaufen in einem Unverpackt-Laden erfordert etwas mehr Planung als in einem Supermarkt. Denn vor dem Einkauf müssen die Kundinnen und Kunden überlegen, was und wie viel sie einkaufen möchten und entsprechende Behältnisse für den Kauf mitnehmen. Auch das Wiegen und Abfüllen der Produkte im Laden ist zeitintensiver als der Griff ins Supermarktregal. Dafür kauft die Kundschaft bewusster ein und spart Verpackungsmüll.
Junge Branche muss sich behaupten
Nach der Corona-Pandemie haben Kriege und hohe Inflationsraten in den vergangenen beiden Jahren aber auch dazu geführt, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland verstärkt preisbewusst einkaufen. Sonderangebote, Handelsmarken oder ein Wechsel der Einkaufsstätte sind Strategien, mit denen die Haushalte die gestiegenen Lebenshaltungskosten kompensieren. In diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten hat es die Unverpackt-Branche schwer, sich zu behaupten. So machten 2023 vermehrt Pressemeldungen die Runde, dass zahlreiche Unverpackt-Läden um ihre Existenz kämpfen und letztendlich schließen müssen.
Christine Holzmann, Vorständin Marketing und Öffentlichkeitsarbeit von Unverpackt e.V. - Verband der Unverpackt-Läden, bringt die aktuelle Entwicklung auf den Punkt: "Derzeit gibt es deutschlandweit 222 Unverpacktläden. Diese Zahl ist weitaus kleiner, als sie zu unseren Hochzeiten war. In den Jahren 2019 und 2020 haben die meisten Läden eröffnet, so dass wir Ende 2020 auf eine Gesamtzahl von über 330 Läden blicken konnten. Unsere Branche ist also nicht nur sehr jung, sondern musste sich auch mitten in der Stapelkrise entwickeln. Dass diese den Einzelhandel vor große Herausforderungen stellt, ist allerdings branchenunabhängig: Innenstädte verändern sich, der Trend geht zum Online-Shopping und zu den Supermarktriesen."
Mit Qualität, Produktwissen und Service glänzen
Laut des GfK-Nachhaltigkeitsindex sorgen sich die Menschen in Deutschland derzeit stärker um die Inflation und das Begleichen ihrer Rechnungen als um den Klimawandel. Nachhaltiges Einkaufen hat aber weiterhin einen hohen Stellenwert, wenngleich dabei auf den Preis geachtet wird. Und genau hier zeigt sich das aktuelle Dilemma der Unverpackt-Läden: "Wir Unverpackt-Läden können (und wollen) weder mit dem großen Angebot noch mit den kleinen Preisen mithalten. Es ist herausfordernd und manchmal anstrengend, uns zu erklären und zu rechtfertigen und gleichzeitig Aufklärungsarbeit über unser warum zu leisten. Dennoch gehen wir die Extrameile und setzen auf bestmögliche, wann immer möglich regionale Qualität und punkten mit Produktwissen und Service", so Christine Holzmann. Neben ihrer Tätigkeit beim Verband der Unverpackt-Läden betreibt Holzmann den Unverpackt-Laden "Servus Resi – natürlich unverpackt" im Münchener Süden.
Ein Konzept mit Zukunft
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher begrüßen zwar das Konzept der Unverpackt-Läden, aber nur ein Bruchteil davon zählt tatsächlich zur Stammkundschaft. Das jedenfalls zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov mit dem Titel "Verpackungsloses Einkaufen – Konzept mit Zukunft?". Hierzu wurden Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland und der Schweiz befragt, wie sie dem Konzept der Unverpackt-Läden gegenüberstehen. Demnach kaufen 22 Prozent der Befragten in Deutschlandgelegentlich in einem Unverpackt-Laden ein, in der Schweiz sind es 33 Prozent der Befragten. Sowohl in Deutschland als auch der Schweiz stehen Frauen dem Konzept offener gegenüber. Auch die Generation Z, junge Menschen die zwischen 1996 und 2009 geboren wurden, kauft in Deutschland häufiger in Unverpackt-Läden ein als der Durchschnitt.