Alternative Milchvermarktung

Alternative Milchvermarktung in Sachsen

Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Strukturwandels in der sächsischen Milchwirtschaft zeigt eine Studie zur alternativen Milchvermarktung in Sachsen Wege auf, um die Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsstärke der sächsischen Milcherzeugerbetriebe zu sichern und auszubauen. Sowohl die Nachfrage als auch Potenziale sind vorhanden.

Die konventionelle Milchvermarktung in Sachsen bietet nicht allen Marktteilnehmenden ein wirtschaftliches Auskommen. Spätestens seit 2015 die Milchquote und mit ihr die Erzeugerpreise gefallen sind, suchten viele Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter nach Alternativen. Diese werden überwiegend abseits der gängigen Vermarktung an die Molkereien gesehen. Welche alternativen Vermarktungswege gibt es und welche Produktqualitäten sind dabei gefragt? Hiermit setzten sich die Agrarmarkt Informations- Gesellschaft mbH (AMI) und Ecozept Deutschland GbR im Auftrag des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) in einer Studie auseinander.

Laut AMI und Ecozept gibt es in Sachsen rund 300 Marktagierende mit alternativen Formen der Milchvermarktung. Dazu zählen neben den direktvermarktenden Erzeugerbetrieben auch Schulmilchlieferanten sowie Erzeugerbetriebe mit besonderen Milchqualitäten (Bio-, Weide-, Heu-, oder Tierschutzmilch) unabhängig davon, über welchen Vertriebsweg diese besonderen Qualitäten vermarktet werden. Manche der Betriebe nutzen mehrere alternative Vermarktungswege gleichzeitig. Am häufigsten wurden Betreiber von Milchautomaten (56 Betriebe), Bio-Milchverarbeiter und -Erzeuger (46 Betriebe), Hofkäsereien (45 Betriebe) und Schulmilchlieferanten (41 Betriebe) gezählt.

Zweistufige Befragung identifiziert Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken

Nach der Datenanalyse und Erhebung des Ist-Zustands erfolgte im Herbst 2020 eine zweistufige Befragung nach der Delphi-Methode bei Erzeugerbetrieben, Verarbeitungs-, Handels- und Verbandsvertretungen. Hierbei wurden Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der sächsischen Milchwirtschaft identifiziert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Die Befragten haben den meisten dieser alternativen Vertriebswege hohes Entwicklungspotenzial zugeschrieben, insbesondere der hofeigenen Verarbeitung mit Ab-Hof-Verkauf. Voraussetzungen hierfür sind aber eine authentische Kundenkommunikation und Kundennähe, ein angepasstes Förderinstrumentarium und der Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräften.

Viele Erzeugerbetriebe wünschen sich mehr Wertschätzung gegenüber ihrer Art zu wirtschaften und gegenüber den von ihnen erzeugten Produkten – nicht nur seitens der Kundschaft, sondern auch seitens der Politik und Verwaltung.

Qualität statt Quantität

Die steigende Nachfrage nach gering verarbeiteten, naturbelassenen Qualitätsprodukten, wie sogenannter "Tierwohlmilch", Bio-Milch, Weidemilch oder auch laktosefreien Produkten, wird als Chance für eine höhere Wertschöpfung gesehen. Jedoch waren sich die Befragten auf allen Ebenen einig, dass Produktionssteigerungen bestimmter höherwertiger Produkte nur im Einklang mit der Nachfrage erfolgen sollten.

Im Hinblick auf eine zukünftige Machbarkeitsstudie erstellten AMI und Ecozept eine Reihe von Handlungsempfehlungen für das LfULG, die nach den jeweiligen Tierarten Kuh, Schaf und Ziege gegliedert sind. In einer digitalen Abschlussveranstaltung im Februar 2021 wurden die Handlungsempfehlungen von den teilnehmenden Marktakteurinnen und -akteuren priorisiert.

Die wichtigsten Empfehlungen lauten demnach:

  • Lokale Best-Practice-Lösungen entwickeln beziehungsweise bestehende gut funktionierende Modelle als Demonstrationsbetriebe nutzen
  • Marktpotenziale in einzelnen Produktbereichen ausloten und Wirtschaftlichkeit prüfen (zum Beispiel Bio-Milch)
  • Verlässliche Herkunftsnachweise für sächsische Milchprodukte
  • Imagekampagne für Milchprodukte bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern

Wie geht es weiter?

Für die Milcherzeugerinnen und Milcherzeuger in Sachsen gibt es eine Vielzahl alternativer Vermarktungswege, wie die Studie aufgezeigt hat. Der Abschlussbericht erscheint in Kürze im Medienportal des LfULG. Allerdings brauchen die Erzeugerinnen und Erzeuger mehr Unterstützung. Dazu gehören der Aufbau eines regionalen Herkunftsnachweises ebenso wie Entbürokratisierung, Wissenstransfer oder Investitionsförderung. Die Prüfung der Wirtschaftlichkeit verschiedener Varianten der alternativen Milchvermarktung in Sachsen soll nun Gegenstand einer weiteren Studie werden.


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Letzte Aktualisierung 11.11.2021

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