Die Nachfrage nach gesünderen und umweltfreundlicheren Lebensmitteln bescherte dem Bio-Fachhandel während des ersten Lockdowns im April einen Umsatzzuwachs von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – und bewegte sich im Jahresverlauf zwischen einem Umsatzplus von 15 Prozent im Sommer und von 24 Prozent im Dezember. Insgesamt legte der Umsatz im Naturkostgroßhandel um etwa 21,7 Prozent von gut 1,92 Milliarden (2019) auf rund 2,34 Milliarden Euro im Jahr 2020 zu, so der Bundesverband Naturkost Naturwaren im BÖLW Branchenreport 2021. Der Bio-Facheinzelhandel erhöhte 2020 seinen Umsatz auf 3,70 Milliarden Euro und damit um 16,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Verkaufsfläche entwickelte sich positiv und der Anteil der Bioladenfilialen an der Verkaufsfläche stieg ein weiteres Jahr in Folge. Von Schließungen waren eher die kleinen Läden betroffen. Oftmals spielt hier auch die fehlende Nachfolge eine Rolle.
Insgesamt gab es laut Klaus Braun 2020 2.519 Bio-Geschäfte mit einer Gesamt-Verkaufsfläche von 680.000 Quadratmetern. So bleibt die Zahl der Geschäfte seit Jahren ungefähr gleich groß, aber die Ladenfläche und damit die Geschäfte werden größer. Die Verkaufsfläche des Naturkostfachhandels hat sich von 2010 bis 2020 um 55 Prozent erhöht, 2020 waren 64 Prozent der Geschäfte Filialbetriebe.
Zunehmende Konkurrenz für den Fachhandel
Der Kommunikationsberater Klaus Braun stellte anlässlich des diesjährigen digitalen Biofach-Kongresses die aktuellen Zahlen des Naturkostfachhandels vor. Er sieht die Entwicklung des Fachhandels mit gemischten Gefühlen. Einerseits zeigt das Umsatzbarometer eine durchaus positive Entwicklung des Fachhandels. Andererseits darf sich dieser nicht auf seinen Erfolgen ausruhen, damit er nicht den Anschluss verliert. Gemeint sind damit vor allem die seit Jahren überdurchschnittlichen Wachstumsraten des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels (LEH). So hat nach Einschätzung von Klaus Braun die Naturkostbranche das Alleinstellungsmerkmal, „Bio“ zu verkaufen, zunehmend verloren. Immer mehr Unternehmen außerhalb des Fachhandels erweitern ihr Bio-Sortiment und führen auch vermehrt Bio-Handelsmarken.