Der Markt für Bio-Kräuter

Der Markt für Bio-Kräuter

Ob Basilikum, Kresse oder Petersilie: Bio-Kräuter haben in den zurückliegenden Jahren eine steigende Nachfrage erfahren – wenngleich etwas gebremst im Jahr 2022. Kennzeichen des Marktes ist der hohe Anteil, den Bio-Topfkräuter dabei an der Vermarktungsmenge stellen.

Frische Kräuter in Bio-Qualität werden ganzjährig angebaut und gekauft. Dabei stellt der Frühlingsmonat April den Höhepunkt bezüglich der Nachfrage dar. So bringen frische Kräuter nicht nur symbolisch den Frühling ins Hause, auch Speisen verleihen sie einen besonderen Geschmack. Dabei kann auf ein vielfältiges Angebot jenseits von Basilikum, Kresse und Petersilie, den meistgekauften Bio-Kräutern in Deutschland, zurückgegriffen werden.

Markteinblicke

Drei Fragen an Dr. Radoslaw Rudnik und Andreas Brinker von der Gartenbauzentrale eG

Die Gartenbauzentrale eG (GBZ) in Papenburg wurde 1931 als genossenschaftlicher Zusammenschluss gegründet und beschäftigt sich seitdem mit dem Anbau und der Vermarktung von Kräutern, Salatgurken, Paprika, Salaten und Zierpflanzen. Eigenen Angaben zufolge ist die GBZ Marktführer bei frischen Kräutern und Salatgurken in Deutschland. Dr. Radoslaw Rudnik, Leiter Qualitätsmanagement und Nachhaltigkeit, und Andreas Brinker, Leiter Vertrieb, standen der Redaktion Rede und Antwort zu Bio-Kräutern.

Oekolandbau.de: Wie hat sich der Markt für Bio-Kräuter in den vergangenen Jahren entwickelt? Welche Kräuter liegen im Trend?

Andreas Brinker: In Papenburg werden seit über 20 Jahren Bio-Kräuter im Topf angebaut. Damit zählen wir zu den Pionieren in diesem Segment. In den ersten Jahren galt es, Erfahrungen zu sammeln, damit die Ware ganzjährig eine vergleichbare Qualität gegenüber den schon seit über 40 Jahren hier angebauten konventionellen Topfkräutern erreichen konnte. Besonders bei der Substratwahl und der Düngung mussten die Gärtnerinnen und Gärtner immer wieder Anpassungen vornehmen und viele Versuche waren nötig. Unseren Betrieben gelang es dann jedoch, die Kundschaft über das gesamte Jahr mit Bio-Kräutern beliefern zu können. Waren die Kräuter zu Beginn EU-Bio zertifiziert, so kam dann einige Jahre später die Anerkennung als Verbandsware (Naturland und Bioland) dazu. Seit 2019 kann die GBZ auch Demeter-Kräuter liefern. Auch wenn es sicherlich noch Kundinnen und Kunden gibt, die konventionell erzeugte Kräuter nachfragen, so ist der Anteil der Bio-Ware in den vergangenen Jahren immer stärker gestiegen. Diese machen aktuell den mit Abstand höchsten Anteil unserer verkauften Ware aus.

Auch bei den Bio-Kräutern dominiert im Topfbereich das Basilikum, gefolgt von Petersilie, Schnittlauch und Minze. Stark zugenommen hat in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach Koriander. Mit den Kräuterarten Salbei, Thymian, Oregano, Rosmarin, Dill und Melisse werden dann sicherlich 95 Prozent der Kräuternachfrage abgedeckt. Anderseits sind früher sehr beliebte Kräuter wie Liebstöckel, Borretsch, Bohnenkraut etwas aus dem Blickfeld der Verbraucherinnen und Verbrauchern verschwunden. 

Oekolandbau.de: Stichwort Verpackung: Welche Herausforderungen sind hier zu meistern?

Andreas Brinker: Die Verpackung ist eine immer wichtigere Komponente beim Verkauf eines Bio-Topfkrautes. So wurde von der GBZ als erstes Unternehmen ein Topf aus 100 Prozent Recyclingmaterial eingesetzt, der mittlerweile bundesweit bei sehr vielen Kräuterbetrieben im Einsatz ist. Zum Thema abbaubare Töpfe testen wir hier grundsätzlich alle auf den Markt kommenden Produkte. Nicht alle erfüllen jedoch die Vorrausetzung einer einwandfreien Qualität zu Erntebeginn, das heißt die Töpfe sind nach sechs- bis zehnwöchiger Kulturzeit nicht mehr ansehnlich und verkaufsfähig. Andere Töpfe sind im Vergleich zu den Recyclingtöpfen zum Teil über 500 Prozent teurer, die Zusage der Abbaubarkeit kann nicht eingehalten werden oder sie kommen aus tropischen Ländern mit weiten Transportwegen und zum Teil unklarer Öko-Bilanz. Umtopfen vor Erntebeginn zum Beispiel in einen abbaubaren Papiertopf halten wir für keinen sinnvollen Weg.

Die Folie um den Kräutertopf wird immer mehr durch eine Papiertüte ersetzt. Durch die Empfindlichkeit der Kräuter kann man hier leider nicht auf einen Schutz verzichten Auch sind Deklarationspflichten und Hinweise nötig, die sonst an einem unverpackten Kraut nicht oder nur sehr schwierig angebracht werden können. Auch hier beobachtet die GBZ den Markt und testet neue Produkte.

Oekolandbau.de: Welche Substrate kommen aktuell für die Bio-Kräutererzeugung in Betracht?

Dr. Rudnik: Bio-Topfkräutererzeuger der Gartenbauzentrale eG nutzen Bio-Substrate mit einem Anteil an Torfersatzstoffen von 50 Prozent. Somit werden die Anforderungen von Bio-Verbänden wie Bioland und Naturland zur Reduzierung des Torfanteils bereits übertroffen. Torf besitzt pflanzenbaulich optimale physikalische, chemische und biologische Eigenschaften. Diese Eigenschaften vereint kein anderer bisher bekannter Ausgangsstoff allein. Schon seit vielen Jahren und lange vor Beginn der Diskussion über Nachhaltigkeit wurde der Anteil der Torfersatzstoffe im Substrat erhöht. Ebenfalls wird darauf geachtet, nur Torf aus Produktionsstätten zu beziehen, die eine Renaturierung der Moorflächen garantieren. Die GBZ unterstützt daneben aktiv Moorschutz durch die Beteiligung an Projekten verschiedener Umweltverbände.

So werden aktuell verschiedene Torfersatzstoffe wie Holzfasern, Kokosfasern und Kompost kombiniert. Aufgrund ihrer Eigenschaften und starken Schwankungen in der physikalischen, chemischen und biologischen Qualität erhöht sich jedoch das Kulturrisiko. Holzfasern haben eine hohe Luft- und geringe Wasserkapazität. Eine Austrocknung des Substrates findet schneller statt, entsprechend muss öfter gegossen werden. Dies kann die Haltbarkeit einschränken. Auch wird bei Holzfasern durch eine hohe mikrobielle Aktivität Stickstoff festgelegt und steht der Pflanze nicht mehr zur Verfügung. Es muss nachgedüngt werden.

Neben der Eignung als Torfersatzstoff spielen vermehrt auch die Verfügbarkeiten eine entscheidende Rolle. So wird Holz in einem hohen Maße für die Energiegewinnung benötigt. Dies schränkt eine Verfügbarkeit für die Substratherstellung stark ein. Der Torfersatzstoff Kokos wird aus Ländern wie Indien oder Sri Lanka bezogen. Der sich hieraus ergebende lange Transportweg als auch die Aufbereitung mit Trinkwasser in den Ländern vor Ort sind problematisch. Zudem beeinflussen hohe Salzgehalte die Kulturführung negativ. Kompost kann einen Befall der Kultur mit Trauermücken auslösen und so zu Qualitätseinbußen und Ertragsausfällen führen. All diese Herausforderungen müssen bei den Vorhaben langfristig komplett torffreie Bio-Substrate zu nutzen zunächst gelöst werden. Deshalb finden in den Bio-Betrieben im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte auch Versuche mit komplett torffreien Substraten statt.


Letzte Aktualisierung 02.05.2023

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