Pluspunkte für Bio-Palmöl

Pluspunkte für Bio-Palmöl

Jedes zweite Produkt aus dem Supermarkt enthält heute Palmöl. Es findet sich in Kosmetika und vielen verarbeiteten Lebensmitteln, unter anderem in Back- und Konditoreiwaren, vegetarischen Brotaufstrichen, Nougatcremes, Margarine, Schokolade, Fertigsuppen und vielem mehr. Weil das Palmöl sehr billig ist und sich vielseitig einsetzen lässt, wachsen Nachfrage und Herstellung ungebremst. Seit 2003 ist die weltweite Palmölproduktion von rund 30 Millionen Tonnen auf 76 Millionen Tonnen (Erntejahr 2021/2022) angestiegen. Damit ist Palmöl, genauer gesagt Palmfruchtöl, weltweit das wichtigste Pflanzenöl. Über 80 Prozent davon stammen aus Indonesien und Malaysia. Aber auch in Lateinamerika und Afrika wächst der Palmölanbau rasant. Denn keine andere Pflanze liefert so viel Öl pro Fläche wie die Ölpalme.

Massenhafte Palmölproduktion schadet Mensch und Natur

Das schnelle Wachstum zerstört Regenwälder, mindert die biologische Vielfalt und schadet der lokalen Bevölkerung. Es gibt deshalb verschiedene Versuche, Palmöl durch Zertifizierungssysteme nachhaltiger zu produzieren. Das wichtigste davon ist der im Wesentlichen von der Industrie getragene "Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl" (Roundtable on Sustainable Palm Oil = RSPO).

Rund ein Fünftel der weltweiten Palmölproduktion wird bereits nach diesem Standard zertifiziert. Doch Umweltverbände kritisieren, dass die RSPO-Kriterien in der Praxis häufig nicht konsequent umgesetzt werden und die Regenwälder nach wie vor bedroht bleiben. Zudem erlaubt RSPO den Einsatz von Pestiziden und mineralischen Düngemitteln.

Palmöl-Studie in Afrika und Lateinamerika

Bietet die ökologische Palmölproduktion dazu eine nachhaltigere Alternative? Das schweizerische Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) hat im Auftrag der Supermarktkette Coop und dem Staatssekretariat für Wirtschaft diese Frage unter die Lupe genommen und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: "Ja, Palmöl kann man nachhaltig produzieren", fasst der Projektleiter Thomas Bernet die Ergebnisse zusammen. Um ökologisch und soziale Auswirkungen verschiedener Produktionsmethoden vergleichen zu können, hat das FiBL eine "Palmöl-Hotspot-Analyse" entwickelt. Mit Hilfe von 22 Kriterien wurden acht verschiedene Palmölproduzenten in Afrika und Lateinamerika untersucht.

Am besten Bio plus RSPO-Standard

Die Ergebnisse zeigen klare Unterschiede zwischen den verschiedenen Anbausystemen. Alle biozertifizierten Unternehmen, die gleichzeitig auch nach fairen Standards oder dem RSPO-System zertifiziert sind, erzielten "gute und sehr gute Bewertungen" für die 22 Nachhaltigkeitskriterien in den Bereichen "Landnutzung", "Ölqualität", "soziale Effekte" und "ökologische Auswirkungen". Dagegen schnitten die konventionellen Betriebe deutlich schlechter ab. Auch das ausschließlich RSPO-zertifizierte Unternehmen erhielt eine nur durchschnittliche Bewertung, weil insbesondere der Einsatz von Mineraldüngern und Herbiziden zu Punktabzügen führte.

"Als Ergänzung zum Bio-Standard ist die RSPO-Zertifizierung interessant", bekräftigt Thomas Bernet. Denn die RSPO-Kriterien bringen auch für die Biobetriebe einen wichtigen Mehrwert: Während die Biozertifizierung zu vielen Pluspunkten bei der ökologischen Nachhaltigkeitsbewertung führt, steigert der RSPO-Standard die Nachhaltigkeitswirkung in Bezug auf die "soziale Verantwortung" und "Transparenz".

Keine Rodung tropischer Wälder

"Wenn Palmöl, dann aus ökologischer Produktion", empfiehlt deshalb Thomas Bernet. Die biologische Palmölproduktion garantiere nicht nur, dass kein Primär- und Sekundärregenwald gerodet wurde, sondern fördere auch die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität. Ökoanbauverbände wie Naturland, Demeter oder Bio Suisse haben für die Palmölproduktion eigene, noch strengere Richtlinien als die EU-Bioverordnung entwickelt. Diese Verbände und engagierte Naturkosthersteller setzen sich dafür ein, dass bei der Palmölproduktion auch soziale Aspekte gut abgedeckt sind. 

Die ökologische Palmölproduktion rentiert sich für kleinbäuerliche Betriebe. "Palmölkulturen sind sehr langlebig, machen relativ wenig Arbeit und bringen bei fairen Preisen ein gutes und sicheres Einkommen", weiß der Agrarökonom. Bei gutem Management ließen sich damit ähnlich hohe Erträge erzielen wie bei der konventionellen Wirtschaftsweise. Würden die Ölpalmen dann künftig in Mischkultur mit Kakao oder anderen tropischen Bäumen kultiviert werden, könnte die Biodiversität noch weiter steigen.

Letzte Aktualisierung 06.06.2023

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