Potenzial von Zweinutzungshühnern

Welches Potenzial hat die Haltung von Zweinutzungshühnern im Öko-Landbau?

Im Öko-Landbau werden zunehmend Zweinutzungshühner als Alternative zu konventionellen Hybridzüchtungen eingesetzt. Lange Zeit galt die Haltung als unrentabel. Das ist eine Frage der Perspektive, meint Inga Günther von der Ökologische Tierzucht GmbH (ÖTZ). Sie muss es wissen, denn die ÖTZ züchtet seit 2015 Zweinutzungsrassen und kümmert sich um die Vermehrung und den Verkauf.

Offensichtlich steigt in der Gesellschaft die Bereitschaft, mehr Tierwohl über höhere Preise zu unterstützen. Das bestätigt auch Anja Lindner, Betriebsleiterin des LindenGuts in Dipperz am Westrand der Rhön. Sie hält auf ihrem Mischbetrieb etwa 1.460 Hennen der Rassen "Cream", "Coffee" „Caramel“ sowie knapp 350 Hähne Pro Durchgang. Die Hennen legen etwa 230 Eier im Jahr und werden im Schnitt 18 Monate alt. Gehalten werden sie in Hühnermobilen, deren Standort wöchentlich gewechselt wird.

Lindner bestätigt, dass die Hennen sehr anpassungsfähig sind. Auch bei extremen Minusgraden können die Tiere problemlos im Hühnermobil gehalten werden. Der Futterbedarf pro Henne liegt bei 140 bis 150 Gramm, gefüttert wird 60 Prozent betriebseigener Weizen und zugekauftes Demeter Ergänzungsfutter. Mit Preisen von 55 bis 59 Cent pro Ei kann der Betrieb wirtschaftlich arbeiten. Hinzu kommen die Einnahmen aus der Vermarktung von Suppenhühnern und männlichen Tieren.

Kostengünstige Haltung der Hähne

Die Hähne werden ab der zehnten Woche von den Junghennen getrennt und in einem Aufzuchtmobil, in dem sie aufgewachsen sind, weiter gehalten. Sie erhalten Gras, Weizen und Mineralien, bei einer Futteraufnahme von etwa 150 Gramm pro Tier und Tag. Im Alter von 17 bis 18 Wochen sind sie schlachtreif mit einem Gewicht von 2 bis 2,7 Kilogramm.

Etwa die Hälfte der Ware vermarktet der Hof direkt, der andere Teil wird in einem ausgegliederten Bio-Catering-Unternehmen verarbeitet. Eine Querfinanzierung der männlichen Tiere über einen höheren Preis für die Eier ist nicht notwendig, die Hähne finanzieren sich laut Lindner selbst. Die Kundinnen und Kunden schätzten vor allem den guten Geschmack des Fleisches und seien dafür bereit, mehr Geld auszugeben.

Zusammenarbeit mit Elterntierbetrieben und Brütereien

Das LindenGut bezieht seine Zweinutzungstiere von der ÖTZ. Die Nachzucht stellt der Zuchtbetrieb  über eine enge Zusammenarbeit mit spezialisierten Brütereien sicher. Die Zweinutzungshühner können je nach Betriebskonzept als Ein-Tages-Küken, mit sechs Wochen oder mit 18 Wochen zur Legereife bezogen werden.

Wer bei den Partner-Brütereien der ÖTZ-Zweinutzungshühner kauft, verpflichtet sich damit automatisch zur Abnahme der Hähne, die immer entsprechend dem Alter der Hennen mitgeliefert werden. "Das heißt, wer zum Beispiel legereife Hennen bezieht, bekommt geschlachtete Bruderhähne zur eigenen Vermarktung", erklärt Günther. Damit wird sichergestellt, dass alle männlichen Tiere wie gewünscht auch sinnvoll verwertet werden.

Haltung von Zweinutzungshühnern hat sich etabliert

IInsgesamt hat sich nach Einschätzung von Günther die Zweinutzungshaltung im Bereich Verbands-Bio als Alternative etabliert. Auch wenn das Segment derzeit noch sehr klein ist und seit Beginn des Ukraine-Kriegs stagniert, geht sie von weiterem Wachstumspotenzial aus. Denn sie registriert ein wachsendes Interesse am Thema von Seiten des Handels, aus der Praxis im benachbarten Ausland und auch aus der Politik. "Wir professionalisieren uns mit der Züchtung auf allen Ebenen. Und parallel dazu professionalisieren sich auch die Betriebe und die Vermarktung", sagt Günther. "Deshalb bin ich bezüglich der weiteren Entwicklung sehr zuversichtlich."


Letzte Aktualisierung 10.01.2024

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