Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense)

Acker-Kratzdistel

Cirsium arvense, Familie: Korbblütengewächse

Schadwirkung

Wegen ihres hohen Versamungspotentials, ihrer stark regenerationsfähigen Wurzel sowie der Herbizidresistenz wird die Acker-Kratzdistel als eines der bedeutendsten Problembeikräuter in der europäischen Landwirtschaft angesehen. Probleme treten besonders in Fruchtfolgen mit viel Getreide, wenigen Tiefwurzlern und wenigen oder nur einjährigen Futterleguminosen auf. Auch schlechte Pflanzenbestände, Bodenverdichtungen, vergrabene rottende organische Substanz, und reduzierte Bodenbearbeitung fördern die Ackerkratzdistel.

Auch im ökologischen Acker- und Gemüsebau stellt die Acker-Kratzdistel ein ernstes Problem dar. Sie kann sämtliche Kulturpflanzen unterdrücken.

Merkmale der Ackerkratzdistel

Die verzweigten Stängel sind aufrecht, fast kahl und kantig gefurcht. Acker-Kratzdisteln erreichen eine Höhe von bis zu 150 Zentimeter. Die lanzettlichen Blätter sind einfach bis fiederspaltig, wellig-kraus und sitzend. Zu den typischen Merkmalen zählen die stacheligen Blattränder. Die Blüten sind zweihäusig. Die zahlreichen rötlich-lila farbenen Einzelblüten befinden sich in kugeligen, kleinen Körbchen. Diese sind überwiegend zu mehreren in einem lockeren, traubigen Blütenstand angeordnet.

Die Keimpflanzen haben große, elliptische, fleischige, ganzrandige sehr kurz gestielte Keimblätter. Sie liegen auf dem Boden auf. Keimlinge sind empfindlich gegen Beschattung, Austrocknung, Luftarmut im Boden, Pilzbefall, Verschüttung oder Entwurzelung. Erste Laubblätter (Primärblätter) sind verkehrt-eiförmig.

Standort: Acker-Kratzdisteln sind stickstoffliebend und bevorzugen tiefgründige Lehmböden.

Vermehrung und Verbreitung als Wurzelunkraut und Samenunkraut

Diese mehrjährigen, zweikeimblättrigen Pflanzen besitzen eine 2 - 5 m tiefe Pfahlwurzel und bis zu 5 m lange Wurzelausläufer. Sie vermehren sich durch flugfähige Samen, vor allem aber vegetativ über die Wurzelausläufer. Dazu bildet sie zahlreiche, waagerecht wachsende, weit verzweigte Wurzelausläufer, die sich bei Verletzungen verzweigen und wiederum neue grüne Triebe bilden.

Disteln blühen erst im zweiten Standjahr, im dritten Jahr nach Erstbesiedelung einer Fläche haben sie sich durch Wurzelaustriebe so stark vermehrt dass im Sommer typische blühende Distelnester mit großer Samenproduktion entstehen.

Die meisten Samen fallen im nahen Umkreis zu Boden, wenige könne aber mehrere 100 Meter weit fliegen. Samen werden von Brachflächen oder mit Mist, Stroh und Kompost verschleppt, Wurzelstücke mit Bodenbearbeitungsgeräten und Traktorreifen.

Die Keimzeit der Samen liegt meistens im Frühjahr, seltener im Herbst. Sie keimen aus 0,5 bis 2 Zentimeter Bodentiefe und benötigen eine gute Wasserversorgung wie sie schwere Böden und verdichtete Feldbereiche bieten. Sie haben im Boden eine Lebensdauer von etwa 20 Jahren.

Spezifische Regulierungsstrategien

Vorbeugung

Fruchtfolge:

  • Getreideanteil auf maximal 50% beschränken
  • 20-30% wüchsige 2-bis 3jährige Luzerne-Gras- oder Klee-Luzerne-Gras-Bestände nutzen. Luzerne kann die Acker-Kratzdistel durch die mehrmaligen Schnitte, den schnellwüchsigen Bestand und den hohen Wasser- und Nährstoffverbrauch im gesamten Wurzelraum einschränken.
  • Hackfrüchte integrieren oder Getreide hacken: der Einsatz der Hackgeräte im Frühjahr schwächt die Disteln und bekämpft Distelsämlinge.
  • Sommerfrüchte integrieren um Disteln durch Bodenbearbeitung im Frühjahr zu stören
  • Tiefwurzler integrieren (z.B. Ölrettich, Sonnenblume, Luzerne)
  • Winterzwischenfrüchte anbauen: sie verhindern die Nährstoffverlagerung in tiefere Bodenschichten, von denen besonders die bereits etablierten und tief wurzelnden Disteln profitieren. Die Nährstoffe aus der Mineralisierung der Zwischenfrüchte im Oberboden stehen dagegen besonders den jungen undflacher wurzelnden Kulturpflanzen zur Verfügung.

Bodenbearbeitung:

  • Bodenverdichtungen vermeiden, bestehende Verdichtungen beheben
  • Keine rotierenden Bodenbearbeitungsgeräte verwenden.
  • Gründliche Stoppelbearbeitung vor dem Pfügen

Brachflächen:

  • Randstreifen und Brachflächen regelmäßig auf Distelbefall und andere Problemunkräuter kontrollieren, ggf. Bekämpfungsmaßnahmen ergreifen oder Brachflächen wieder in die Fruchtfolge integrieren.

Bekämpfung

Junge Pflanzen und ältere Distelnester müssen direkt bekämpft werden, und im Nachgang durch eine gründliche Bodenbearbeitung und Ansaat einer konkurrenzstarken Kultur unterdrückt werden. Distelpflanzen sind in den ersten Wochen nach der Keimung und dann jeweils im Frühjahr am empfindlichsten, da nach dem Blattaustrieb die Nährstoffreserven aus den Wurzeln erschöpft sind! Andererseits kann wiederholte Störung im Sommer den AUfbau von Nährstoffreserven in den Wurzeln hemmen.

Leichter Distelbefall:

  • Pflügen, Hacken, Häufeln im Frühjahr (Hackfrüchte, Sommerungen, Hack-Getreide) - Konkurrenzstarke Folgekultur anbauen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen

Wenn Distelnester auftreten:

  • Versamung verhindern durch Entfernen der Blütenköpfe vor dem Samenflug, Ausreißen oder Abschneiden der ganzen Pflanze. Neue Triebe möglichst früh nochmals entfernen sobald sich die Blattrosette öffnet.
  • Bei begrenzten Distelnestern stechen und ziehen der Disteln bei einer Triebhöhe von 5 bis 10 Zentimeter, von Hand (besonders effektiv) oder mit dem Ampfer-WUZI ausfräsen (ca. halbe Arbeitszeit und ähnlich effektiv wie Handarbeit).
  • Gründliche Stoppelbearbeitung durchführen und konkurrenzstarke Folgekultur anbauen.

Bei großflächigem Distelbefall:

  • Johannibrache: Früh räumende Kultur anbauen. Von Juni bis August bei Trockenheit mehrfach den Boden bearbeiten (Grubber mit überlappenden Gänsefußscharen) mit zunehmender Tiefe, um die Pflanzen auszuhungern. Danach konkurrenzstarke Kultur ansähen. Noch besser: Nach Stoppelbearbeitung überwinternde Zwischenfrucht anbauen und Distel durch Pflugfurche vor Ansaat einer Sommerung erneut stören.
  • Drahtseilmethode: Acker aufhäufeln, Hügelgerät an Stelle des Pfluges einsetzen. Zur Bestellung werden die Hügel bzw. Dämme je nach Kultur mehr oder weniger heruntergeschleppt und z. B. mit Getreide besät oder mit Feldgemüse bepflanzt. Während nun die Saat aufgeht, die Wurzeln der Kulturpflanzen aber noch kurz sind, werden die bestellten Dämme mit einem am Hügelgerät quer gespannten Drahtseil an der Grenze zwischen Ober- und Unterboden unterschnitten und so die Disteltriebe abgeschnitten. Das Unterschneiden mit dem Drahtseil kann sowohl im Herbst als auch im Frühjahr erfolgen.

Für Betriebe mit Futterbau:  

  • 2-3 jähriges Kleegras oder Luzernegras anbauen, mindestens 3 mal im Jahr schneiden, bevor Disteln aus dem Bestand ragen oder blühen.

Konkurrenzstarke Folgekulturen:

  • Ackergras, üppig wachsende Gründüngungsmischung mit Tiefwurzlern, oder wüchsige, konkurrenzstarke Kultur (z.B. langstrohiges Getreide, Raps, Kartoffeln). Schnelle Begrünung sicherstellen, z.B. durch ausreichende Düngung.

Aus der Forschung - für die Praxis

Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) werden zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt.

Strategien zur Regulierung von Wurzelunkräutern (2003)

Umfragen und Versuche im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) zeigen, mit welchen Maßnahmen der Distelbesatz wirksam reguliert werden kann. Der Bericht beschreibt unter Anderem Auswirkungen unterschiedlicher Intensitäten der Stoppelbearbeitung, der Häufigkeit wendender Grundbodenbearbeitung sowie von  Fruchtfolgemaßnahmen auf den Distelbesatz.

Strategien zur Regulierung von Wurzelunkräutern


Linktipp

Ackerkratzdistel im Biobetrieb dauerhaft regulieren. Merkblatt mit detaillierten Angaben zu Bekämpfungsmethoden, geeigneten konkurrenzstarken Kulturen und Zwischenfruchtgemengen.

Letzte Aktualisierung 25.04.2018

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