Schaderreger: speziell Dickmaulrüssler (Otiorhynchus) und Trauermücken (Sciaridae), des weiteren Luzernerüssler, Blattrandkäfer, Kirschfruchtfliege, Kohlfliegen, Gespinstblattwespen
Die biologische Regulierung des Gefurchten Dickmaulrüsslers mit insektenparasitischen Nematoden hat sich als umweltfreundliche und dabei hochwirksame Methode bewährt. Nematoden der Gattung Heterorhabditis sind hier besonders gut geeignet.
Regulierungsversuche unter praxisüblichen Bedingungen zeigten sowohl im Freiland als auch unter Glas sehr gute Ergebnisse (Wirkungsgrade zwischen 80 und 100 Prozent). Erfasst werden die Larven und Puppen der Dickmaulrüssler, die Käfer selbst bleiben unbehelligt. Zur Regulierung von Trauermückenlarven eignet sich Steinernema feltiae.
Im Boden suchen die nur 0,1 bis 0,8 mm langen Nematodenlarven aktiv die Larven und Puppen der Schädlinge auf und dringen durch Körperöffnungen oder dünne Partien der Haut in ihre Wirte ein. Im Inneren der Larven geben sie ein für die jeweilige Nematodenart spezifisches Bakterium in das Insektenblut ab, welches sich stark vermehrt und in wenigen Tagen den Tod des Schädlings herbeiführt. Infizierte Dickmaulrüsslerlarven und -puppen verfärben sich dabei rötlich bzw. bräunlich, Trauermückenlarven milchig weiß bis cremiggelb.
Die Nematoden selbst ernähren sich nun von ihren symbiontischen Bakterien, vermehren sich, wandern schließlich aus dem toten Schädling aus und können nach kurzer Zeit weitere Insektenlarven infizieren. Dadurch wird die Entwicklung neuer Schädlinge auf natürliche Weise unterbunden.
Voraussetzungen für die biologische Regulierung der Dickmaulrüssler sind eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit und eine von der Art abhängige minimale Bodentemperatur:
Im Gewächshaus ist unter Umständen eine ganzjährige Anwendung möglich. Bei tieferen Temperaturen tritt keine sofortige Abtötung der Schädlinge ein, da sich die symbiontischen Bakterien langsamer vermehren, der Wirkungsgrad lässt nach. Die Nematoden sind jedoch auch bei 6 Grad noch bewegungsaktiv und fallen erst ab 4 Grad in eine Kältestarre. Der günstigste Regulierungszeitraum liegt zwischen April und Anfang Juni, da dann sowohl Altlarven, Puppen und schlüpfende Eilarven erreicht werden.
Die Nematoden sollten möglichst sofort nach Erhalt ausgebracht werden, sie sind nur für wenige Tage bei 5 Grad lagerbar und zudem lichtempfindlich (UV-instabil) und empfindlich gegenüber Verunreinigungen. Sie sollten daher bei bedecktem Wetter und mit gesäuberten geräten ausgebracht werden.
Für eine effektive Regulierung benötigt man mindestens 5.000 Nematoden pro Liter Topfinhalt (fünf bis zehn Nematoden pro Kubikzentimeter Substrat), bei einer flächigen Ausbringung 500.000 Nematoden pro Quadratmeter.
Stellen Sie zunächst ein Nematoden-Konzentrat her. Dazu entleeren Sie die Nematoden in einen Behälter mit fünf bis zwanzig Litern Wasser. Rühren Sie dieses Konzentrat um. Nach ca. 60 Minuten haben die Nematoden das 'Trägermaterial' verlassen und sich auf dem Boden abgesetzt. Schwamm bzw. Flocken werden - eventuell mit einem Sieb - aus dem Wasser genommen und unter geringem Druck ausgepresst.
Nun gießt man das Konzentrat in ein größeres Gefäß bzw. verteilt es gleichmäßig auf die Anzahl der auszubringenden Gieß- bzw. Spritzgefäße verdünnt mit soviel Wasser, wie zum gründlichen Benetzen der Ausbringungsfläche nötig ist. Der Behälter sollte während der Ausbringung möglichst oft geschüttelt werden, um die Nematoden in Schwebe zu halten.
Damit eventuell an den Blättern oder anderen Pflanzenteilen anhaftende Nematoden auch in den Boden gelangen, sollten die Pflanzen nach der 'Behandlung' gründlich mit Wasser besprengt bzw. abgespült werden. Die Erde sollte für mehrere Wochen nach der Nematodenausbringung feucht gehalten werden; ein Austrocknen ist unbedingt zu verhindern.
Die Anwendung der insektenparasitischen Nematoden Steinernema gegen Trauermücken unter Glas ist grundsätzlich während des ganzen Jahres möglich, vorausgesetzt, die Boden- bzw. Erdtemperatur beträgt mindestens 10 Grad. Ferner sollte der Boden gleichmäßig durchfeuchtet sein.
Bewährt hat sich eine vorbeugende Anwendung der Steinernema Nematoden spätestens ein bis zwei Tage nach der Aussaat, dem Pikieren oder Stecken. Die Nematoden sind dann für einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen im Boden vorhanden und schützen während dieser Zeit zuverlässig vor Trauermückenbefall. Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung ist eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit für vier bis sechs Wochen nach der Anwendung.
Ausbringungsmethode und Wirkungsweise entsprechen denen von Nematoden der Gattung Heterorhabditis, die sowohl im Freiland als auch im Gewächshaus und anderen geschlossenen Räumlichkeiten gegen Dickmaulrüssler eingesetzt werden können.
Im Erwerbsgartenbau unter Glas hat sich die Ausbringung der Steinernema-Nematoden im Gieß- wie auch im Spritzverfahren bewährt. Die Ausbringung ist relativ einfach, allerdings kann keine Kreiselpumpe, wohl aber eine Membran- oder Kolbenpumpe verwendet werden (Drallkörper und Feinsieb entfernen!). Der Pumpendruck sollte nicht zu hoch sein, die Düsenöffnung größer als 0,8 mm. Während der Anwendung sollte das Rührwerk ständig laufen, oder der Gärtner sollte die Suspension öfter umrühren, da die Nematoden zu Boden sinken.
Letzte Aktualisierung 07.01.2019