Orius spp.

Blumenwanzen (Orius spp.)

Bedeutung

Der Begriff "Raubwanze" ist funktional zu verstehen und enthält Vertreter aus unterschiedlichen Wanzenfamilien (Anthocoridae, Pentatomidae, Nabidae, Reduviidae, Miridae ...), von denen insbesondere Vertreter der Anthocoridae (Gattung Orius und Anthocoris) und Miridae (Gattung Macrolophus) eingesetzt werden, daneben aber auch noch Pentatomidae (Picromerus bidens).

Im Freiland spielen die räuberischen Wanzen insbesondere als Blattlaus- und Spinnmilbenfeinde in gärtnerischen und landwirtschaftlichen Kulturen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dort ist ihr Wirkungsgrad jedoch schwer einzuschätzen, dieser hängt von der Größe und Populationsdichte der Arten ab. Bedeutend ist die Gattung Orius, deren Arten häufig und dabei schon recht früh im Jahr in Obstanlagen auftreten. In Gewächshäusern werden weitere Arten der Gattung Orius insbesondere zur Thrips-Regulierung eingesetzt.

Biologie und Verhalten als Nützling

Blumenwanzen sind als Imagines kaum größer als 5 Millimeter (Orius-Arten etwa 2 bis 3 Millimeter), länglich-oval gebaut und oft unscheinbar braun bis schwarz gefärbt. Der kräftige viergliedrige Rüssel wird in Ruhestellung eingeklappt an der Unterseite des Kopfes getragen. Die erwachsenen Blumenwanzen sind voll flugfähig. Sie überwintern als Adulte in geschützten Schlupfwinkeln (unter Rinde oder Falllaub). Pro Jahr treten ein bis drei Generationen auf.

Die Eier werden ins Blattgewebe (unter die Epidermis von Blattstielen, Blattnerven oder Blattspreiten, teilweise auch in Blütenorgane) versenkt und mit einem Deckelchen versehen, das wie ein Korken in einer Flasche sitzt. Sie sind circa 0,6 Millimeter lang, zunächst milchig gelb, später bräunlich gefärbt und haben eine Entwicklungsdauer von fünf bis acht Tagen. Pro Weibchen werden zwischen 50 und 200 Eier abgelegt.

Die ein bis zwei Millimeter großen Larven haben eine ovale Form und sind hell- bis dunkelbraun, mitunter auch braunrot gefärbt. Sie ernähren sich ähnlich wie die erwachsenen Tiere, sind jedoch noch nicht flugfähig. Ihre Entwicklungsdauer beträgt circa drei Wochen. Sie benötigen für ihre Larvalentwicklung 300 bis 600 Spinnmilben oder 100 bis 200 Blattläuse und können sich, wenn keine Beute vorhanden ist, auch von Pollen ernähren.

Einsatzmöglichkeiten im Freiland und im geschützten Anbau

Schaderreger

Die Art Orius minutus besiedelt eine Vielzahl von Lebensräumen, unter anderem Gärten und Obstanlagen. Die adulten Tiere überwintern geschützt und saugen beispielsweise die Eier der Obstbaumspinnmilbe aus.

Die natürlichen Vorkommen der räuberischen Wanzen können durch geeignete Saumstrukturen gefördert werden. Im Gewächshaus wird vor allem Orius majusculus gegen Thripse ausgebracht. Zum Beutespektrum der Orius-Arten gehören unter anderem folgende Arten:

Anwendungsempfehlung

Die Orius-Wanzen sollten unter Glas so frühzeitig wie möglich eingesetzt werden. Gut bewährt hat sich ihr kombinierter Einsatz mit Amblyseius-Raubmilben. Wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz sind durchschnittliche Temperaturen von 18 Grad und eine Tageslänge von mindestens 14 Stunden.

Die Orius-Wanzen sollten sofort nach Erhalt ausgebracht werden. Lässt sich eine Lagerung nicht vermeiden, kann die Packung für einige Stunden bei acht bis zwölf Grad aufbewahrt werden.

  • Schütteln Sie die Packung mehrmals, um eine gleichmäßige Verteilung der Raubwanzen zu erreichen.
  • Öffnen Sie die Packung erst im Gewächshaus.
  • Verteilen Sie den Inhalt gleichmäßig über den Pflanzenbestand durch Aufstreuen auf die Blätter.
  • Lassen Sie die Packung noch für einige Tage im Gewächshaus liegen, da sich darin noch Nützlinge befinden können.

Die Orius-Wanzen sind sehr lichtscheu und daher nur schwer im Pflanzenbestand wiederzufinden. Nach etwa 10 bis 14 Tagen sollte in den Befallsstellen jedoch eine deutliche Reduzierung der Thripse feststellbar sein.

Zusätzlich zum Einsatz der Nützlinge empfiehlt sich das Aufhängen von Blautafeln (eine Tafel pro fünf Quadratmeter), um den Befallsverlauf zu beobachten. Die erwachsenen Thripse werden von der Farbe angezogen und bleiben auf dem Leim haften. Die Blautafeln tragen somit auch zur Minderung des Befalls bei.


Wo kann ich Nützlinge kaufen?

Das Infoblatt beinhaltet eine Liste der in Deutschland kommerziell erhältlichen Nützlinge mit Anwendungsmöglichkeiten und Bezugsquellen

  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Herausgeber: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
  • Autorin: Dr. Annette Herz, JKI Institut für Biologischen Pflanzenschutz
  • Zum kostenlosen Download (PDF-Dokument)

Letzte Aktualisierung 10.01.2022

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