Nematoden (Heterorhabditis spp., Steinernema spp.)

Nematoden (Heterorhabditis spp., Steinernema spp.)

Bedeutung

Im Freiland werden Nematoden der Art Heterorhabditis spp. zur biologischen Regulierung des Gefurchten Dickmaulrüsslers (Otiorhynchus sulcatus) ausgebracht, wobei sich diese Methode als umweltfreundlich und hochwirksam erwiesen hat.

Zur Regulierung von Trauermückenlarven eignet sich Steinernema feltiae.

Biologie und Verhalten als Nützling

Im Boden suchen die nur 0,1 bis 0,8 Millimeter langen Nematodenlarven aktiv die Larven und Puppen der Schädlinge auf und dringen durch Körperöffnungen oder dünne Partien der Haut in ihre Wirte ein. Im Inneren der Larven geben sie ein für die jeweilige Nematodenart spezifisches Bakterium in das Insektenblut ab, welches sich stark vermehrt und in wenigen Tagen den Tod des Schädlings herbeiführt. Infizierte Dickmaulrüsslerlarven und -puppen verfärben sich dabei rötlich beziehungsweise bräunlich, Trauermückenlarven milchig weiß bis cremiggelb.

Die Nematoden selbst ernähren sich nun von ihren symbiontischen Bakterien, vermehren sich, wandern schließlich aus dem toten Schädling aus und können nach kurzer Zeit weitere Insektenlarven infizieren. Dadurch wird die Entwicklung neuer Schädlinge auf natürliche Weise unterbunden.

Einsatzmöglichkeiten im Freiland und im geschützten Anbau

Schaderreger

Bei folgenden Arten ist der Einsatz von Nematoden (Steinernema spp.) möglich, bisher existieren aber keine oder nur wenige Praxisbeispiele:

Anwendungsempfehlung

Die Nematoden sollten möglichst sofort nach Erhalt ausgebracht werden, sie sind nur für wenige Tage bei fünf Grad lagerbar und zudem lichtempfindlich (UV-instabil) und empfindlich gegenüber Verunreinigungen. Sie sollten daher bei bedecktem Wetter und mit gesäuberten Geräten ausgebracht werden. Für eine effektive Regulierung benötigt man mindestens 5.000 Nematoden pro Liter Topfinhalt (fünf bis zehn Nematoden pro Kubikzentimeter Substrat), bei einer flächigen Ausbringung 500.000 Nematoden pro Quadratmeter.

Stellen Sie zunächst ein Nematoden-Konzentrat her. Dazu entleeren Sie die Nematoden in einen Behälter mit fünf bis zwanzig Litern Wasser. Rühren Sie dieses Konzentrat um. Nach etwa 60 Minuten haben die Nematoden das "Trägermaterial" verlassen und sich auf dem Boden abgesetzt. Schwamm bzw. Flocken werden – eventuell mit einem Sieb – aus dem Wasser genommen und unter geringem Druck ausgepresst. Nun gießt man das Konzentrat in ein größeres Gefäß bzw. verteilt es gleichmäßig auf die Anzahl der auszubringenden Gieß- bzw. Spritzgefäße verdünnt mit so viel Wasser, wie zum gründlichen Benetzen der Ausbringungsfläche nötig ist. Der Behälter sollte während der Ausbringung möglichst oft geschüttelt werden, um die Nematoden in Schwebe zu halten.

Im Gewächshaus ist unter Umständen eine ganzjährige Anwendung möglich. Bei tieferen Temperaturen tritt keine sofortige Abtötung der Schädlinge ein, da sich die symbiontischen Bakterien langsamer vermehren, der Wirkungsgrad lässt nach. Die Nematoden sind jedoch auch bei sechs Grad noch bewegungsaktiv und fallen erst ab vier Grad in eine Kältestarre. Der günstigste Regulierungszeitraum liegt zwischen April und Anfang Juni, da dann sowohl Altlarven, Puppen und schlüpfende Larven erreicht werden.

Anwendung gegen Dickmaulrüssler:

Regulierungsversuche unter praxisüblichen Bedingungen zeigten sowohl im Freiland als auch unter Glas sehr gute Ergebnisse (Wirkungsgrade zwischen 80 und 100 Prozent), wobei die Larven und Puppen der Dickmaulrüssler erfasst wurden, die Käfer nicht. Voraussetzungen für die biologische Regulierung der Dickmaulrüssler sind eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit und eine von der Art abhängige minimale Bodentemperatur:

  • Heterorhabditis: mindestens 10 Grad
  • Steinernema: mindestens 12 Grad
  • Anwendungen im Freiland von März bis Mitte Oktober
  • Steinernema kraussei: mindestens 5 Grad
  • Die Anwendung im Freiland kann somit noch spät im Oktober, bzw. schon früh im März/April erfolgen.

Wo kann ich Nützlinge kaufen?

Das Infoblatt beinhaltet eine Liste der in Deutschland kommerziell erhältlichen Nützlinge mit Anwendungsmöglichkeiten und Bezugsquellen

  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Herausgeber: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
  • Autorin: Dr. Annette Herz, JKI Institut für Biologischen Pflanzenschutz
  • Zum kostenlosen Download (PDF-Dokument)

Letzte Aktualisierung 29.12.2021

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