Möhrenfliege

Möhrenfliege

auch Karottenfliege, Psila rosae (F.), synonym Chamaepsila rosae, Familie Nacktfliegen

Schadbildbeschreibung

Die Möhrenfliege ist eine bis zu fünf Millimeter lange, unbehaarte Fliege, die etwa im Mai und wieder ab Juli kurzzeitig in den Beständen auftritt. Der gelbe Kopf und der schwarze Körper glänzen. Die weniger als einen Millimeter langen, oval gerippten Eier finden sich in kleinen Gruppen im Boden nahe der Wurzel.

Die Larve ist eine bis zu acht Millimeter lange Made ohne Kopf oder Beine. Am Kopfende ist ein dunkler Saugstachel zu erkennen. Die Larven befinden sich zunächst an den Feinwurzeln, später dringen sie in Fraßgängen in den Möhrenkörper vor, wo sie auch die gelbbraunen, tönnchenförmigen Puppen bilden. Es werden in erster Linie die Feldränder befallen. In gelagerten Gemüsen fressen die Maden weiter.

Erste Befallsanzeichen an roten Möhren sind, etwa zwei Wochen nach dem Fliegenflug, rostbraune Fraßstellen der Junglarven an den Feinwurzeln. Befallene Keimlinge sterben ab. Vorwiegend im unteren Teil des Rübenkörpers befinden sich flache, meist offene, rostbraune Fraßgänge, die gelegentlich auch etwas tiefer gehen können. Die rostrote Färbung entsteht durch den Kot der Maden und prägt den Begriff der „Eisenmadigkeit“. Blätter verfärben sich rötlich, vergilben und welken bei starkem Befall.

Frühe Symptome an Sellerie sind geringes Wachstum, grau-braun verfärbte junge Knollen, und rostbraune Fraßstellen an Wurzeln. Die Blattstiele sind im unteren Bereich häufig violett verfärbt. Hat die Larve die Knolle erreicht, ist sie außen aufgeraut und im inneren Bereich violett verfärbt mit rostbraunen Fraßgängen.

Schadwirkung

Die Möhrenfliege ist der wichtigste Schädling im Möhrenanbau und an Sellerie, befällt aber auch andere Doldenblütler wie die Petersilie, Fenchel, Dill und Wildarten. Der Befall im Jugendstadium kann zum Absterben der Möhren führen. Bei spätem Befall kommt es zu Qualitätsminderungen. In die Fraßgänge können Fäulniserreger eindringen.

Biologie und zeitliches Auftreten

Erste Tiere treten etwa ab Anfang Mai auf. Die Fliegen schlüpfen aus den Puppen, die bis etwa 30 cm Bodentiefe überwintern. Eine Überwinterung im Larvenstadium ist ebenfalls möglich. Die Tiere der überwinterten Larven erscheinen im Frühling eher als die aus den überwinternden Puppen. Der Flug erfolgt bei milden Frühjahrstemperaturen von 12 bis 15 Grad innerhalb weniger Tage, hauptsächlich am späten Nachmittag. Die Tiere suchen bevorzugt windgeschützte, leicht schattige Lagen auf, wo die Paarung vollzogen wird. Anschließend fliegen sie von höherer Vegetation wie Hecken und Böschungen aus zur Eiablage in die Möhren-, Sellerie- oder andere Doldenblütlerbestände. Dort legen sie ihre Eier in Bodenritzen dicht an die Pflanzen.

Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven und kriechen bis zu 60 Zentimeter bis zur Spitze der Möhrenwurzel vor. Nachdem zunächst nur die feinen Seitenwurzeln befressen werden, kommt es später zu Fraßgängen in den Möhrenkörper.

Nach etwa vier bis sieben Wochen verpuppen sich die Larven. Die Puppe entwickelt sich nur bei höherer Luftfeuchtigkeit weiter, und legt bei Trockenheit und hohen Temperaturen zum Schutz vor Austrocknung eine Ruhepause ein. Eine zweite Generation schlüpft etwa ab Juli über einen längeren Zeittraum. Daher ist der Schutz der Kulturen vor dieser besonders schwierig und sie ruft den größeren Schaden hervor. In warmen Jahren und in Gebieten mit Weinbauklima tritt regelmäßig eine dritte Generation ab September auf, deren Zuflug sich mit der zweiten Generation überschneiden kann.

Lauf- und Kurzflügelkäfer sowie Gallmücken und Zehrwespen treten als Räuber von Eiern und Larven und als Parasiten der Puppen auf.

Regulierungsstrategien: überwachen und vorbeugen

Da sich die Möhrenfliege nicht direkt bekämpfen lässt, ist eine Vorbeugung durch räumliche Abstände zwischen Schlägen, zeitliches Ausweichen vom Hauptflugzeitraum und Netzabdeckung innerhalb der Flugphase entscheidend. Dazu ist eine Kontrolle des Anfluges und Flugverlaufes wichtig.

  • Flugüberwachung durch gelbe Leimtafeln

  • Für Berater stellt die ZEPP das Modell PSIROS (basierend auf dem Simulationsmodell SWAT) zur Verfügung, um die Populationsentwicklung vorhersagen zu können.

Vorbeugende Maßnahmen

  • mindestens einjährige Anbaupausen von Doldenblütlern, auch auf den Nachbarflächen und Ackerrandstreifen, einhalten

  • Frühe oder späte Sätze anbauen um der Hauptflugphase aus dem Wege zu gehen

  • Gefährdete Sätze im Abstand von 300 bis 1000 Metern zu Vorjahresschlägen von Doldenblütlern anbauen

  • Abdeckung mit Kulturschutznetzen ab Flugbeginn: Maschenweite 1,5 mm, Netze am Rand gut im Boden verankern. Da von Eiablage bis zum Eindringen der Maden in den Rübenkörper etwa vier Wochen vergehen, dürfen die Netze erst vier Wochen vor der Ernte abgenommen werden.

  • Trockene Kulturführung hemmt die Entwicklung.

  • Während des Hauptfluges nicht wässern oder hacken, oder aber die Eiablage durch häufiges Hacken stören

  • Möglichst große, windoffene Schläge wählen

  • Widerstandsfähige Sorten wählen; Hinweise auf geeignete Sorten gibt ein Artikel im Hortipendium

  • Befallene Möhren vollständig Abernten und entfernen und nicht einlagern

Direkte Maßnahmen

Eine direkte Bekämpfung ist im ökologischen Landbau derzeit nicht möglich.

Letzte Aktualisierung 09.12.2019

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