Pfirsichwickler

Pfirsichtriebwickler

auch: Pfirsichwickler, Pfirsichtriebbohrer, Cydia molesta (Busck), synonym Grapholita molesta, Lapeyresia molesta, Familie: Wickler

Schadbildbeschreibung

Die gräulich-dunklen Falter erreichen eine Flügelspannweite von 10 bis 16 Millimetern. Die Flügel tragen hellere Wellen und weiße Sprenkel und haben einen gefransten Rand. An Blattunterseiten und auf Früchten finden sich ab April etwa 0,7 Millimeter große, gelblich-weiße Eier. Die Larve ist 10 bis 14 Millimeter groß, zunächst weiß, später rötlich mit brauner Kopfkapsel.

Die erste Generation bohrt sich im Frühjahr in die Spitzen der Neutriebe. Die Einbohrung ist max. sechs Zentimeter tief. Befallene Triebe welken und sterben ab, zum Ausgleich bildet der Baum teilweise mehrere Neutriebe.

Die darauf folgenden Generationen schädigen im Sommer die Früchte. Es treten äußerliche Fraßspuren auf oder Einbohrlöcher mit Kotkrümeln sind an Kelch, Stiel oder zwischen einander berührenden Früchten zu sehen. Bei Steinobst tritt Gummifluss aus den Einbohrungen aus. Die Larve beschränkt ihre Fraßtätigkeit auf das Fruchtfleisch und dringt nur selten bis ins Kernhaus vor.

Ähnliche Schädlinge

Das Schadbild des Pfirsichwicklers ähnelt dem der Pfirsichmotte (Anarsia lineatella).

Der Falter und die Raupe des Pfirsichwicklers ähneln stark denen des Pflaumenwicklers, der ebenfalls an Pflaume, Zwetschge, Pfirsich und Aprikose auftritt. Er befällt nur Früchte, keine Triebe und seine Raupe ist von stärkerer Rotfärbung.

An Äpfeln ist die Larve schwer von einer Apfelwicklerlarve zu unterscheiden, die zudem selten auch an Steinobstarten auftritt. Auch sie befällt nur Früchte und bohrt sich nicht in Triebe ein und frisst neben dem Fruchtfleisch das Kerngehäuse aus. Die Larve ist etwas größer und weist braune Warzen an den Haarbasen auf.

Schadwirkung

Der Pfirsichtriebwickler tritt besonders schädlich an Pfirsich und Aprikose auf, befällt aber auch verschiedene Arten von Kern- und Steinobst. Die Weibchen der späteren Generationen wandern von den bevorzugt befallenen und früher reifenden Steinobstarten in Apfelanlagen ein, daher sind Apfelanlagen in der Nähe von Steinobstplantagen und Kleingärten für einen Spätbefall mit Pfirsichtriebwicklern gefährdet.

Biologie in Kürze

Der Pfirsichwickler ist aus Asien eingewandert und ist in Europa weit verbreitet. Er entwickelt in Deutschland je nach Standort und Witterung zwei bis vier Generationen. Die Larve spinnt sich in einem Kokon in den Rindenritzen oder gelagertem Holz ein. Im April treten die ersten Falter auf. Sie werden erst bei Temperaturen ab 16 Grad aktiv. Bis zu 200 Eier werden einzeln auf die Blattunterseite nahe der Triebspitze oder auch auf  Früchten abgelegt. Von der Eiablage bis zum Schlupf dauert es unter optimalen Bedingungen (Temperatur über 20 Grad) drei bis fünf Tage, bei Temperaturen unter 20 Grad zehn Tage. Die Larven verpuppen sich an Früchten und Triebspitzen. Die Entwicklung von der Larve zum Falter dauert 17 bis 30 Tage und hängt stark von dem Wirt und der Temperatur ab. Der Falterflug kann bis Ende September andauern. Die letzte Generation des Jahres verpuppt sich in Rindenritzen oder Bodenspalten und überwintert als Larve.

Regulierungsstrategien

Befallsüberwachung

Der Befall lässt sich durch den Einsatz von Pheromonfallen überwachen, die Pfirsich- und Pflaumenwickler gleichermaßen anlocken. Die nur die Männchen anziehenden Fallen haben aber Grenzen: Die flugaktiveren Weibchen sind vornehmlich für die Verbreitung des Schädlings und beginnenden Befall verantwortlich und wandern zum Beispiel aus Steinobst in Apfelanlagen ein, diese werden durch die Fallen jedoch nicht erfasst. Darum werden Fraßlockstoffe erforscht, um zukünftig auch Weibchen besser überwachen zu können.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Raupen aber auch Falter sind eine begehrte Nahrung für Vögel. Alle Maßnahmen, die den Vogelbesatz in der Anlage erhöhen (Nistkästen, Sträucher, Tränkestellen), tragen zu einer Regulierung des Schädlings bei.
  • Frühe Sorten wählen. Späte Sorten werden wegen der Vermehrung der Falter im Sommer stärker befallen.
  • Befallene Pflanzenteile regelmäßig ausschneiden und vernichten.
  • Pfirsich- und Nektarinenbäume in der Nähe einer Obstanlage sollten verstärkt kontrolliert und gegebenenfalls ausgeschnitten oder behandelt werden.
  • Aus südlicheren Regionen importierte Holzkisten können Pfirsichwickler beherbergen. Solche Befallsquellen müssen regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls beseitigt werden.
  • Der Einsatz der Verwirrungstechnik mit weiblichen Sexualduftstoffen kann eine erhebliche Reduzierung des Schädlings bewirken. Zur Verwirrung des Pfirsichwicklers werden Pheromone eingesetzt, die auch den Pflaumenwickler anziehen und so gegen beide Schädlinge wirken. Die Methode hilft bei niedrigem Befall (zum Beispiel bei Vorjahresbefall unter zwei Prozent), bei hohem Befall ist zusätzlich der Einsatz eines Pflanzenschutzmittels erforderlich.

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Ist in vergangenen Anbaujahren ein Befall an Pfirsichwickler an mehr als zwei Prozent der Früchte aufgetreten, müssen Pflanzenschutzbehandlungen unter Berücksichtigung des Falterflugs und der visuellen Kontrollen erwogen werden.

Die Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln müssen zum Eischlupf durchgeführt werden, also fünf bis zehn Tage nach dem durch Pheromonfallen festgestellten Falterflug. Da sich die Generationen überschneiden, muss je nach Witterungssituation über einen Großteil der Vegetationszeit ein Spritzbelag gehalten werden.

  • In Deutschland sind Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Bacillus thuringiensis gegen frei fressende Schmetterlingsraupen in Kern-, Stein- und Beerenobst zugelassen.
  • Im Apfelanbau können zudem Pflanzenschutzmittel auf Basis von Azadirachtin (Niem) angewendet werden, diese zeigten gegen Apfelwickler gute, aber noch nicht hinreichend durch Versuche abgesicherte Wirkungsgrade.
  • Zudem können im Apfelanbau die Grundstoffe Fruktose oder Saccharose als Blattspritzung im Frühjahr gegen Fruchtbohrer angewendet werden.

Letzte Aktualisierung 25.09.2018

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