Getreidemotte (Sitotroga cerealella)

Getreidemotte

Sitotroga cerealella (O.), Familie: Palpenmotten

Beschreibung der Lebensmittelmotten

Der Falter der Getreidemotte erreicht eine Körperlänge von 5 bis 8 Millimeter und ist damit kleiner als die anderen Mottenarten. Die Flügel sind langgestreckt und zugespitzt mit langen Fransen am hinteren Rand, die ihnen eine seidenartige Erscheinung verleihen. Die Flügelspannweite beträgt etwa 12 bis 16 Millimeter. Die Vorderflügel sind gelbbraun mit einzelnen dunklen Punkten. Bei abgeflogenen Faltern erscheinen die nunmehr unbeschuppten Flügel silbrig bis elfenbeinfarben. Die Falter sind an der Unterseite braun gefärbt und haben die für die Familie typischen langen Palpen. Dabei handelt es sich um die vom Kopf nach vorn gerichteten, fühlerartigen Taster.

Die Eier der Getreidemotte sind rötlich weiß, oval und etwa 0,5 Millimeter groß und werden von außen an das Korn geklebt. Die Larven wie auch die weißlich gelben bis rotbraunen Puppen entwickeln sich meist unbemerkt innerhalb der Körner.  Die Larven, die circa 6 Millimeter lang werden, haben eine weiße bis rötlichgelbe Farbe und einen gelben Kopf. Frühe Stadien verfügen über Beine die im Laufe ihrer Entwicklung verkümmern. 

Ähnliche Schädlinge

Die Reismotte ist ähnlich gefärbt und befranst wie eine abgeflogene Getreidemotte, aber deutlich größer, zudem befällt sie keine ganzen Getreidekörner.

Schadbild und Schadwirkung an Getreide und anderen Vorräten

Die Getreidemotte befällt alle Getreidearten, sowie Buchweizen, Hirse, Kakaobohnen, Grassamen und ähnliches. Im Gegensatz zu anderen Mottenarten produzieren die Larven der Getreidemotte keine oder nur sehr wenige Gespinste. Befallene Getreidekörner weisen zunächst keine von außen sichtbaren Anzeichen auf. Erst vor der Verpuppung frisst die Larve einen Ausgang frei, den sie meist wieder mit einem Gespinst verschließt. Dabei können zwei Körner zusammen versponnen werden. Nach dem Schlupf ausgewachsener Falter von Mai bis Juni sind Austrittslöcher sichtbar und die Falter sitzen häufig an den Wänden der Lager. Das befallene Getreide nimmt zudem einen unangenehmen Geruch an und erhitzt sich.

Durch Fraßschäden kann es bei starkem Befall der Getreidemotte zu Masseverlusten von bis zu 50 Prozent des Getreides kommen. Daneben wird das Getreide durch Kot und Gespinste der Larven verunreinigt, allerdings weniger stark als bei anderen Mottenarten, und ist nicht mehr zur Weiterverarbeitung geeignet. Die entstehende Wärme, Feuchtigkeit und Fraßmehle begünstigen Besiedlung durch Schimmelpilze oder Milben.

Biologie und Lebensraum

Im Laufe ihres Lebens legen die Weibchen der Getreidemotte in der Regel etwa 200 Eier einzeln oder in kleinen Gelegen auf die Oberfläche von Getreidekörnern deren Kornwassergehalt über 9 Prozent liegt. Die Larven bohren sich sofort nach dem Schlupf in die Getreidekörner ein, wobei außer beim Mais immer nur eine Larve pro Korn zu finden ist. Die Larve frisst das Korn komplett aus, und frisst vor der Verpuppung eine Art "Fenster" oder ein Austrittsloch frei, aus dem der adulte Falter schlüpft. Die Entwicklungsdauer von durchschnittlich 39 bis 40 Tagen ist stark von den Umweltbedingungen abhängig. Die Falter leben nach dem Schlupf noch etwa zwei Wochen und fressen in dieser Zeit nicht mehr.

Die Getreidemotte entwickelt sich bei Temperaturen zwischen 10 Grad Celsius und 35 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchte von 25 Prozent bis 80 Prozent, wobei auch die Kornfeuchte des befallenen Substrats über 9 Prozent liegen muss. Minustemperaturen überlebt sie nicht. Diese Mottenart stammt ursprünglich aus subtropischen Regionen und kann in Deutschland nur innerhalb von beheizten Gebäuden überleben.

Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen

Befallsüberwachung

Der Befall kann durch speziell für diese Mottenart angebotene Pheromonfallen überwacht werden, welche männliche Falter mit Sexuallockstoffen anlocken. Da sie zur Familie der Palpenmotten gehören, werden sie allerdings nicht in den üblicherweise für Lebensmittelmotten angebotenen Pheromonfallen erfasst, da diese für die Familie der Zünsler (zum Beispiel Mehl- und Speichermotte, Dörrobstmotte) ausgelegt sind.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Gründliche Reinigung der Läger vor Neueinlagerung
  • Absenken der Lagertemperatur auf unter 10 Grad Celsius
  • Trocknung der Getreidevorräte auf unter 9 Prozent Kornwassergehalt

Biologische Maßnahmen: Nützlinge

Direkte, biotechnische Bekämpfungsmaßnahme

  • Durch großräumige Ausbringung von Pheromonen mit Aerosolverteilern in Verarbeitungsanlagen kann die Paarung gestört werden. Pheromonprodukte sind derzeit nur als Biozide für die Verarbeitung und Lagerung verarbeiteter Produkte zugelassen, nicht aber als Pflanzenschutzmittel für die landwirtschaftliche Lagerung. Die Wirkung stellt sich erst nach längerer Zeit und unter idealen Anwendungbedingungen ein und wird widersprüchlich beurteilt.

Direkte Bekämpfung durch physikalische und chemische Maßnahmen

  • Kältebehandlung
  • Hitzebehandlung
  • Begasung mit Kohlenstoffdioxid oder Stickstoff, wobei eine hohe Einwirkzeit erforderlich ist, da die Larven in den Körnern vor dem Gas geschützt sind
  • Kohlenstoffdioxid unter Hochdruck

Bitte informieren Sie sich unbedingt über die aktuelle Zulassungssituation und Anwendungsbestimmungen, z. B. für Pflanzenschutzmittel unter www.pflanzenschutz-information.de (für pflanzliche Vorräte) oder für Biozidprodukte unter www.baua.de (für verarbeitete Produkte).

Letzte Aktualisierung 20.09.2016

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