Vermarktung

Vermarktung von ökologischen Arznei- und Gewürzpflanzen

Der Markt für ökologische Arznei- und Gewürzpflanzen hat sich in den letzten Jahren sehr professionalisiert. Die Tendenz geht hin zu großflächigem Anbau. Viele Betriebe haben eine hohe Mechanisierungsstufe erreicht. Die Produktpalette ist genauso umfangreich wie im konventionellen Bereich.

Der Gewürzmarkt ist leicht im Aufwind, seit die EU-Öko-Verordnung die Verwendung von ökologischen Zutaten in Weiterverarbeitungsprodukten wie Brot und Fleischwaren regelt. Ein steigender Absatz ist auch im Frisch- und Topfkräuterbereich und bei Tiefkühlware zu beobachten.

Unter den Tees rangieren die klassischen Monoprodukte wie Pfefferminze, Fenchel oder Kamille zusammen mit phantasievollen Mischungen an vorderster Stelle. Extrem hohe Zuwachsraten erfährt auch der Naturkosmetikbereich. Das Preisniveau passt sich immer stärker dem konventionellen Produkt an.

Für ökologische Arzneipflanzen stagniert die Nachfrage seit längerem. Bis auf spezielle Heilmittelfirmen mit ökologischem Hintergrund, sehen die meisten Pharmahersteller in der ökologischen Produktionsweise keinen Qualitätsvorteil gegenüber der konventionellen. Für die Kundinnen und Kunden sind Naturheilmittel die höchste Stufe natürlicher Medizin und der Gedanke an ökologisch produzierte Heilmittel ist eher zweitrangig.

Kennzeichnend für den Arznei- und Gewürzpflanzenbereich ist eine bunte Vielfalt an Vermarktungswegen. Bei der großflächigen Produktion von Frischkräutern für die Lebensmittelindustrie ist meist ein langjähriger Vertragsanbau üblich. Ansonsten werden jährliche Vertragsabsprachen praktiziert.

Die indirekte Vermarktung an Großabnehmer läuft über ökologische oder konventionelle Handels- oder Verarbeitungsfirmen. Mögliche Abnehmer sind Lebensmittel-, Arzneimittel-, Naturheilmittel- oder Kosmetikhersteller. Für frische Kräuter wird der Gemüsegroßhandel genutzt. Für die Großabnehmer sind besonders große, einheitliche Liefermengen, gleichbleibende Qualitäten und niedrige Preise interessant. Vorteilhaft ist daher der Zusammenschluss zu Erzeugergemeinschaften zur gemeinsamen Vermarktung oder Warenaufbereitung.

Kleinere Betriebe können ihren Absatz besser mit einer guten Direktvermarktungsstrategie sichern. Die Direktvermarktung arbeitet zwar mit kleineren Mengen auf höherem Preisniveau, lebt aber von einem breiten, attraktiven Sortiment. Der hohe Arbeitszeitbedarf für Aufbereitung, Abpacken, Etikettieren und Verkauf muss bei der Direktvermarktung unbedingt berücksichtigt werden. Die hohe Flexibilität in der Direktvermarktung muss nicht nur zu den Arbeitskapazitäten passen, sondern auch der Persönlichkeit der Betriebsleitung entsprechen. Vielversprechend sind regionale Vermarktungskonzepte, die Verbindung  mit Kursen oder Veranstaltungen im Kräuterbereich und der Erlebniseinkauf.

Bei dem Verkauf von Heilmitteln (beispielsweise Teetüten im eigenen Hofladen) mit einer Heilindikation auf dem Etikett wie zum Beispiel "Pfefferminztee bei Magenbeschwerden und Völlegefühl" ist ein Sachkundenachweis für "Freiverkäufliche Arzneimittel" notwendig. Dieser kann bei der Industrie- und Handelskammer absolviert werden.

Vor der Direktvermarktung eigener Kräuter oder Kräuterzubereitungen sollte man sich unbedingt informieren, ob die eingesetzten Kräuterarten in dem Produkt rechtlich als Lebensmittel oder Arzneimittel gelten. Hier hat es in jüngster Vergangenheit wiederholt Probleme mit den Behörden gegeben. Der Verein Ökoplant hat hierzu einen kostenpflichtigen Leitfaden erarbeitet.


Letzte Aktualisierung 29.12.2020

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