Ökologischer Hanfanbau

Anbausteckbrief: Ökologischer Hanfanbau

Hanf ist bisher eine Nischenkultur in der Landwirtschaft. Die Nachfrage nach Hanfprodukten wächst jedoch stetig an. Insbesondere im Öko-Sektor findet die vielseitige Nutzpflanze immer mehr Zuspruch. So wundert es nicht, dass heute die Hälfte des in Deutschland angebauten Hanfs auf ökologischen Feldern wächst. Wegen seiner besonderen pflanzenbaulichen Eigenschaften bietet er viele Vorteile für den ökologischen Anbau.

Über Jahrhunderte war Hanf in Deutschland eine bedeutende Kulturpflanze. Wegen der berauschenden Wirkung seiner Blüten ist der Anbau von Cannabis sativa, so der botanische Name, in Deutschland zwischen 1982 und 1996 jedoch verboten worden. Seit 1996 darf Nutzhanf wieder angebaut werden, allerdings unter strengen Auflagen und nur dann, wenn der Gehalt an THC – das ist der in den Blüten enthaltende psychoaktive Wirkstoff – unter 0,2 Prozent liegt. Ab Anfang 2024 soll auch der private Eigenanbau von THC-haltigem Hanf in geringen Mengen erlaubt sein. Darauf hatte sich das Bundeskabinett im August 2023 verständigt.

Auch wenn der Hanfanbau seit seiner "Wiedergeburt" kontinuierlich zugenommen hat, ist Hanf in Deutschland noch eine Nischenkultur. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2021 hierzulande rund 4.600 Hektar Nutzhanf angebaut. 2.500 Hektar davon in ökologischem Anbau. Das heißt, 56 Prozent der Hanffelder in Deutschland werden ökologisch bewirtschaftet. Das ist viel, verglichen zu anderen Kulturen. Bei Weizen beispielsweise liegt der Öko-Anteil gerade mal bei knapp drei Prozent.

Die ideale Öko-Kultur

Dass so viel Hanf ökologisch erzeugt wird, hat verschiedene Gründe: Zum einen sind hochwertige und gleichfalls hochpreisige Hanfprodukte bei Bio-Konsumentinnen und -Konsumenten besser absetzbar. Zum anderen ist Hanf als landwirtschaftliche Kultur sehr gut für den Öko-Anbau geeignet. Denn Hanf ist weitestgehend anspruchslos, robust und unterdrückt Unkraut hervorragend. Krankheiten und Schädlinge sind nur äußerst selten ein Problem. Aufgrund seiner tiefreichenden Pfahlwurzel hat Hanf einen hohen Vorfruchtwert und holt Wasser auch aus tiefen Bodenschichten. Außerdem kann die Pflanze fast komplett verwertet werden: Aus den Hanfsamen wird hochwertiges Speiseöl gepresst, die Fasern eignen sich ideal für die Herstellung von Seilen, Papier, Verbundwerkstoffen, Dämmstoffen oder Textilien. Und auch die Schäben – das sind die holzigen Teile des Hanfs – lassen sich sinnvoll verwerten – zum Beispiel als Tiereinstreu oder Bestandteil von Bau- und Dämmstoffen.



Hanf ist also die ideale Kultur für den Öko-Landbau. Wer in den Anbau von Nutzhanf einsteigen will, sollte sich vorher jedoch über die Absatzmöglichkeiten kundig machen. Entsprechend kann entschieden werden, wo der Schwerpunkt liegen soll: beim Öl- oder Faserhanf. Der Absatz der Hanfsamen zur Gewinnung von ökologischem Hanföl ist in der Regel kein Problem. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl regionaler kleiner Ölmühlen, und die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Hanfsamen ist groß. Wegen der hohen Transportkosten ist die Fasergewinnung in der Regel nur dann lohnenswert, wenn es Verarbeiterinnen und Verarbeiter in der näheren Umgebung gibt.

Rechtliches zum Hanfanbau

Zum Anbau zugelassen sind in Deutschland nur Hanfsorten, deren THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. THC steht für Tetrahydrocannabinol. Das ist der psychoaktive Wirkstoff im Hanf, der für die berauschende Wirkung verantwortlich ist. Die zugelassenen Nutzhanfsorten sind also nicht für die Herstellung von Marihuana oder Haschisch geeignet.

In Deutschland ist gesetzlich klar geregelt, wer Hanf anbauen darf und wer nicht. So ist der Anbau von Nutzhanf derzeit nur Unternehmen der Landwirtschaft erlaubt, die nach dem Gesetz über die Alterssicherung der Landwirte (ALG) Landwirtinnen oder Landwirte sind. Alle anderen Betriebsformen der Agrarwirtschaft, wie zum Beispiel Gärtnereien oder Weinbaubetriebe, dürfen Hanf nicht anbauen.

Neues Cannabisgesetz

Nach dem neuen Cannabisgesetz soll in einem ersten Schritt (Säule 1) ab Anfang 2024 erwachsenen Privatpersonen der Anbau von maximal drei weiblichen Cannabispflanzen (auch THC-haltig) zum Eigenkonsum erlaubt werden. Außerdem wird der gemeinschaftliche, nicht-gewerbliche Eigenanbau von Cannabis in speziellen Anbauvereinigungen erlaubt. 

Zu einem späteren Zeitpunkt ist dann in einem zweiten Schritt (Säule 2) geplant, regionale Modellversuche zu starten, in denen auch die gewinnorientierte Erzeugung und der Verkauf von Cannabis durch lizenzierte und staatlich kontrollierte Unternehmen ermöglicht werden soll.

Mehr Informationen dazu unter: 

Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz (Entwurf), Bundesministerium für Gesundheit

Der Nutzhanfanbau wird durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) kontrolliert. Jeder Landwirtschaftsbetrieb, der Nutzhanf anbaut, und sei es nur als Zwischenfrucht, muss dies anmelden und umfassend dokumentieren. Dazu müssen in einem Formular der BLE Angaben zur Größe der Anbaufläche, der Lage und der verwendeten Sorte gemacht werden. Zusätzlich muss der BLE rechtzeitig der Beginn der Blüte gemeldet werden. Im Anschluss daran kommt es durch die BLE zu einer Probenahme auf dem Feld, um den THC-Gehalt der Pflanzen zu bestimmen. Mit der Ernte des Nutzhanfs darf erst begonnen werden, wenn die Anbauerin oder der Anbauer eine entsprechende Freigabe von der BLE erhalten hat.

Detaillierte Informationen darüber, was Landwirtschaftsbetriebe beim Anbau von Nutzhanf zu beachten haben, finden Sie auf der folgenden Internetseite der BLE (dort finden sich auch sämtliche Formulare zum Download): Anbau von Nutzhanf

Standort

Hanf stellt grundsätzlich keine besonderen Ansprüche an die Bodenqualität und gedeiht fast überall. Zufriedenstellende Erträge bringt er jedoch nur auf tiefgründigen, humosen, kalkhaltigen und nährstoffreichen Böden mit geregelter Wasserversorgung. Der pH-Wert sollte neutral bis leicht basisch sein. Staunässe und verdichtete Böden mag er gar nicht. Auch sehr leichte Sandböden und schwere Tonböden sind eher ungeeignet. Die Pflanze wächst gut unter hiesigen Temperaturbedingungen und übersteht auch leichte Fröste.

Fruchtfolge

An die Vorfrucht stellt Hanf keine großen Ansprüche. Aufgrund des relativ hohen Nährstoffbedarfs bietet sich Hanf nach Leguminosen oder Kleegras an. Hanf gilt als gute Vorfrucht, denn er unterdrückt Unkraut sehr gut, lockert den Boden durch sein tiefreichendes, weitverzweigtes Wurzelsystem und ist selbstverträglich.

Sorten

Es dürfen nur Hanfsorten angebaut werden, die einen THC-Gehalt von weniger als 0,2 Prozent haben. Über die BLE kann ein Sortenkatalog bezogen werden, in dem alle in der EU zum Anbau zugelassenen Sorten zu finden sind – das sind derzeit über 90 Sorten. Der Katalog wird jährlich bis spätestens zum 15. März aktualisiert. Spezielles Öko-Saatgut gibt es nicht. Das heißt Öko-Landwirtinnen und -Landwirte müssen auf konventionelle Sorten zurückgreifen und dies ausführlich für die Betriebskontrolle dokumentieren.

Für den landwirtschaftlichen Anbau zugelassen ist nur zertifiziertes Saatgut. Zum Nachweis über die Verwendung eines solchen Saatguts müssen sämtliche Saatgut-Etiketten (Zertifikate) gesammelt und den zuständigen Landesbehörden bei Inanspruchnahme der Basisprämie vorgelegt werden. Der Nachbau ist verboten.

Detaillierte Informationen darüber, was Landwirtschaftsbetriebe bei der Sortenwahl und beim Anbau von Nutzhanf zu beachten haben, finden Sie auf der folgenden Internetseite der BLE:

Anbau von Nutzhanf

Anlage 4 Sortenliste (PDF, 113 KB, Nicht barrierefrei) , BLE

Die Wahl der Sorte hängt davon ab, wie der Hanf primär genutzt wird: Zur Faser- oder zur Samengewinnung. Davon und vom Standort hängt auch der Aussaatzeitpunkt und die Saatstärke ab.

Saat

Je nach Region und Verwertungsform (Samen oder Faser) variieren die Aussaatzeiten und -mengen. Das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) empfiehlt für Faserhanf eine Saat zwischen Mitte März und Mitte April. Samenhanf sollte zwischen Ende April und Ende Mai gesät werden, wenn die Bodentemperaturen über acht Grad Celsius liegen. Gesät wird mit einer üblichen Drillmaschine. Die Saattiefe sollte bei schweren Böden drei bis vier Zentimeter betragen, bei leichten Böden etwa sechs Zentimeter.

Zur Fasergewinnung braucht es ein rasches Längenwachstum ohne Verzweigung. Faserhanf wird daher in Reihenabständen von 10 bis 20 Zentimeter und mit einer Saatmenge von rund 90 Kilogramm pro Hektar gesät. Wird Hanf primär für die Samengewinnung angebaut, sollte weniger dicht gesät werden, damit die Pflanzen breiter werden, reich blühen und viele Samen bilden: Hier bieten sich Reihenabstände zwischen 10 und 50 Zentimetern und eine Saatmenge von 30 bis 40 Kilogramm pro Hektar an.

Unkrautregulierung

Hanf keimt schnell und beschattet den Boden frühzeitig. Insbesondere bei Faserhanf, der sehr dicht gesät wird, ist eine Unkrautregulierung nicht nötig. Bei Hanf, der primär zur Samengewinnung angebaut wird, sind die Reihenabstände größer und die Saatdichte geringer: Hier kann eine mechanische Unkrautbekämpfung notwendig werden. Unkrautprobleme können auch bei schlechtem Auflaufen beziehungsweise bei langsamer Jugendentwicklung des Hanfs auftreten.

Düngung

Hanf, der primär zur Samengewinnung angebaut wird, benötigt laut dem FiBL mit 60 Kilogramm pro Hektar weniger Stickstoff als reiner Faserhanf (100 Kilogramm pro Hektar). Aufgrund seines tiefen Wurzelwerks, das bis in drei Meter Tiefe reicht, nimmt Hanf Nährstoffe auch aus tieferliegenden Schichten auf. Organische Düngung mit Gülle und Mist wird gut angenommen. Die langsame Freisetzung des Stickstoffs passt dabei gut zum zeitlichen Nährstoffbedarf der Pflanze. Gedüngt wird zur Zwischenfrucht oder zur Aussaat.

Krankheiten und Schädlinge

Tierische Schädlinge und Pilzerkrankungen spielen so gut wie keine Rolle im Hanfanbau.

Ernte

Zur Gewinnung von Hanföl werden ab September die Samen – auch Nüsse genannt – geerntet und gepresst. Geerntet werden die Samen mit einem modifizierten Mähdrescher, welcher nur die obersten Teile der Pflanze erntet. Der Drusch ist anspruchsvoll, weil sich die Hanffasern nicht selten um drehende Teile wickeln und dadurch die Maschine verstopfen können. Nach Angaben des FiBL können unter Schweizer Bedingungen 600 bis 800 Kilogramm Samen je Hektar geerntet werden, mit einem Ölgehalt zwischen 22 und 28 Prozent. Andere Quellen berichten von Samenerträgen von bis zu 1.400 Kilogramm auf sehr guten Standorten. Der größte Teil der Hanfsamen geht in die Erzeugung von Speiseöl. Hanf ist aber heute in immer mehr Lebensmitteln zu finden und auch im Kosmetikbereich wird das Öl aus den Hanfsamen verwertet.

Nach dem Drusch der Samen können auch noch die Stängel der Hanfpflanzen als Faserrohstoff geerntet werden. Weil die Pflanzen für die Ölgewinnung allerdings erst später geerntet werden, ist die Qualität geringer als bei Hanf, der als reiner Faserhanf angebaut wird.

Faserhanf wird bereits ab Anfang August geerntet, wenn die Pflanzen blühen. Die Ernte erfolgt mit Spezialmaschinen. Dabei werden die Pflanzen bodennah gemäht und auf dem Feld zur sogenannten Röste zwei bis drei Wochen liegen gelassen und regelmäßig gewendet. Während dieser Röstphase wird das Pektin, das die Faser zusammenhält, mikrobiell abgebaut. Wenn sich die Faser von den verholzten Teilen – den Schäben – gelöst hat, kann das Erntegut, nachdem es gegebenenfalls noch gekürzt wurde, in Ballen gepresst und abgefahren werden.


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Letzte Aktualisierung 07.12.2023

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