Anbaugrundsätze und Mischungsbeispiele

Anbaugrundsätze und Mischungsbeispiele für Zwischenfrüchte

Eine Landwirtschaft, die wie der Öko-Landbau auf leichtlösliche Mineraldünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet, ist auf die Leistungen aus dem Zwischenfruchtanbau für Boden und Folgekulturen angewiesen und profitiert von einer gelungenen Zwischenfrucht. Vor allem viehlose Bio-Betriebe, die keine Wirtschaftsdünger einsetzen können, profitieren von der verbesserten Nährstoffversorgung. Deswegen ist dem Zwischenfruchtanbau in der Fruchtfolgeplanung entsprechend Platz einzuräumen.

Leistungen des Zwischenfruchtbaus

Die Leistungen des Zwischenfruchtanbaus für den Öko-Landbau sind vielfältig:

  • Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit: Förderung von Bodenstruktur, Bodengare und Bodenleben sowie Schutz vor Erosion,
  • Verbesserung der Nährstoffversorgung: Stickstofffixierung beziehungsweise auch Stickstoffkonservierung, Aufschluss von Grundnährstoffen,
  • Unkrautunterdrückung und gegebenenfalls auch Reduzierung des Krankheits- und Schädlingsdrucks, Reduzierung von Nematoden und Pilzbefall durch Biofumigation, das heißt bestimmte Pflanzen werden als Zwischenfrucht angebaut und untergearbeitet, da sie Stoffe enthalten, die Krankheitserreger reduzieren.

Für mehr Leben im Boden

Durch den Anbau einer Zwischenfrucht kommt Leben in den Boden. Über die Pflanzen wird (Sonnen-)Energie gespeichert und den Mikroorganismen in Form von leicht umsetzbarer organischer Substanz als Nahrungsgrundlage zur Verfügung gestellt. Wurzelausscheidungen regen zusätzlich die mikrobiellen Umsetzungsprozesse an. Durch das Bodenleben werden direkt und indirekt alle Wachstumsbedingungen sowie der Zustand der Bodengare verbessert.

Für eine bessere Bodenstruktur

Über den Zwischenfruchtbau kann ganz gezielt auch die Bodenstruktur verbessert werden. Durch die nach der Ernte in der Regel vorliegenden niedrigen Feuchtegehalte liegen ideale Bedingungen vor, eventuell vorhandene Bodenverdichtungen zu lockern. Diese Lockerung macht aber nur dann Sinn, wenn sie anschließend über eine möglichst intensive Durchwurzelung stabilisiert werden kann – Lebendverbauung als besondere Leistung der Zwischenfrucht.

Für eine optimale Nährstoffversorgung

Stickstoff ist der ertragsbegrenzende Faktor im Öko-Landbau. Die gesamte Bewirtschaftung muss deshalb darauf ausgerichtet werden, den Stickstoffhaushalt möglichst zu optimieren. Der Zwischenfruchtanbau kann zur Stickstoffversorgung einen entscheidenden Beitrag leisten – vor allem, wenn dieser stark auf Leguminosen aufbaut. Nur über Leguminosen lässt sich ein Netto-Stickstoff-Gewinn erzielen. Daher sollten sie bei Zwischenfruchtmischungen entsprechend berücksichtigt werden.

Die Zwischenfrucht wird von einer Kultur mit Nährstoffansprüchen zu einem Stickstofflieferanten, was für das Gesamtsystem von Bedeutung ist. Dies gilt für viehlose Betriebe in besonderem Maße. Die andere Seite eines optimalen Stickstoffhaushaltes besteht in der Speicherung des bereits vorhandenen Stickstoffs. Hier sind insbesondere Kreuzblütler und Gräser interessant, um Verlagerungs- oder gar Auswaschungsrisiken zu minimieren.

Für weniger Unkraut

Zwischenfrüchte können einen entscheidenden Beitrag zur Unkrautregulierung leisten. Wissenschaftliche Versuche haben gezeigt, wie effektiv eine massive Lichtkonkurrenz die Einlagerung von Reservestoffen verhindern und dadurch die Distel schwächen kann. Die Pflanzenkonkurrenz (Lichtentzug!) kann wirksamer sein als eine Bodenbearbeitung und sollte deshalb vorgezogen werden. Aber auch anderen Problemunkräutern, wie etwa dem Ampfer, kann mit Zwischenfrüchten (zum Beispiel Landsberger Gemenge) und der damit verbundenen zusätzlichen Bodenbearbeitung in einer für den Ampfer kritischen Phase entgegengewirkt werden.

So gelingt es: Grundsätze des Zwischenfruchtanbaus

Aus den vielen entscheidenden Vorteilen, die ein gelungener Zwischenfruchtanbau erbringen kann, folgen klare Forderungen:

  • Aussaat erfolgt sofort nach dem Mährdrusch! Das Ziel ist eine optimale Nutzung der Vegetationszeit, der verfügbaren Bodenfeuchte und die Unterdrückung von Ausfallgetreide.
  • Aussaat erfolgt entweder perfekt oder gar nicht! Da die Wirkung um so wertvoller ist, je besser der Bestand sich entwickelt, darf es nicht dem Zufall überlassen bleiben, ob dies gelingt. Auch die höheren Saatgutkosten sprechen eindeutig für die aufwändigere Bestellvariante. Eine hauptfruchtgemäße Bestellung ist also ein Muss, um das Wachstum und letztendlich den wirtschaftlichen Erfolg abzusichern. Ein ordentliches Saatbett mit exakter Saatgutablage sowie Walzen ist insbesondere für Feinsämereien von Bedeutung.
  • Nicht am Saatgut sparen! Im Öko-Landbau werden aufgrund des Verzichts auf Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel Kosten gespart. Beim Saatgut für Zwischenfrüchte, Untersaaten oder Futterbau- beziehungsweise Stilllegungsbestände zu sparen, wäre hingegen kontraproduktiv. Mit diesen Ansaaten ist eine der wenigen Gelegenheiten gegeben, dem System wieder etwas zurückzugeben (Energie in Form von umsetzbarer organischer Masse, Leben durch Förderung der Mikroorganismen sowie Stickstoff und Humus). Etwas höhere Ansaatkosten sind bedingt durch die Komponenten selbst (zum Beispiel Wicken) aber auch durch die meist etwas höheren Saatstärken (die aber für die Unkrautunterdrückung sehr wichtig sind).
  • Mischungen sind besser als Einzelkomponenten! Gemenge erschließen den Boden mit ihren unterschiedlichen Wurzeln besser. Sie sollten sich nach Möglichkeit aus Flach-, Mittel- und Tiefwurzlern zusammensetzen. Dadurch haben Mischungen den Vorteil, verschiedene Bodenzonen zu erschließen, sich gegenseitig in ihrer Wirkung zu ergänzen (Stickstoffsammlung und -konservierung) und auch mehr Vielfalt in Boden und Fruchtfolge zu bringen. Die Auswahl kann aus folgenden Arten bestehen: Leguminosen, Kreuzblütler, Buchweizen Öllein, Phacelia, Sonnenblumen und Gräser.
  • Umbruch so spät wie möglich! Ein später Umbruch der Fläche gewährleistet ein langes Wachstum und minimiert vor allem eine Stickstoffverlagerung infolge von Mineralisation.

Leguminosen sind nicht selbstverträglich

Es ist besonders zu beachten, dass Leguminosen nicht selbstverträglich sind. Ein Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt. In jedem Fall sollten Arten, die als Hauptfrucht angebaut werden, in Zwischenfruchtmischungen gemieden werden. Auch ein Wechsel der verschiedenen Arten oder Mischungen daraus kann helfen, das Risiko zu mindern.

Beispiele für Sommerzwischenfrüchte

Neben den Standorteigenschaften ist die zur Verfügung stehende Rest-Vegetationszeit ein entscheidendes Kriterium für die Auswahl der Ansaatmischung. Je mehr Zeit zur Verfügung steht, desto mehr Möglichkeiten bieten sich. Je länger die Zwischenfrucht wächst, desto mehr Vorteile bringt sie. Somit ist nach der Ernte Schlagkraft und Organisationsgeschick gefordert. Auch angesichts der höheren Saatgutkosten sollte kein Tag unnötig verstreichen.

Aussaat nach früh räumenden Vorfrüchten (zum Beispiel Wintergerste, Raps) bis circa Ende Juli:

Alexandrinerklee-Weidelgrasgemenge mit Sommerwicken zur Futternutzung, nach Anwelken auch zur Silagegewinnung geeignet:

  • circa 13 Kilogramm mehrschnittiger Alexandrinerklee
  • circa 12 Kilogramm Einjähriges Weidelgras
  • circa 20 Kilogramm Sommerwicke

Aussaaten bis circa Anfang/Mitte August:

Gräserfreie Zwischenfruchtmischung, gut geeignet vor Kartoffeln, aber nicht einzusetzen in Fruchtfolgen mit Erbsenanbau:

  • 120 Kilogramm Blaue Lupine (bitterstoffhaltig)
  • 10 Kilogramm Rot- oder Inkarnatklee

Erbsen-Wicken-Gemenge als Gründüngung mit bester Durchwurzelung, hoher Stickstoffsammelleistung und sehr guter Unkrautunterdrückung. Grünfuttererbsen sind den Körnererbsen wegen ihrer besseren Wüchsigkeit vorzuziehen.

  • circa 90 bis 110 Kilogramm Grünfuttererbsen
  • circa 30 bis 40 Kilogramm Sommerwicken – eventuell teilweise durch Ackerbohnen ersetzt, wenn nicht als Hauptfrucht in der Fruchtfolge
  • mit circa 60 bis 80 Kilogramm Hafer ergänzt

Sommerwicken können als Reinsaat (circa 130 Kilogramm) oder im Gemenge mit Ölrettich und/oder Senf gesät werden. Sie zeichnen sich durch eine hohe Wurzelleistung und Stickstofffixierung aus und sind somit eine sehr gute Gründüngung, allerdings als Reinsaat nicht billig.

  • circa 60 Kilogramm Sommerwicken
  • circa 5 bis 10 Kilogramm Ölrettich

Perserklee (circa 20 Kilogramm) und/ oder Alexandrinerklee (einschnittig, circa 35 Kilogramm) als Reinsaat oder Mischung, zum Beispiel

  • circa 15 Kilogramm Perserklee
  • circa 10 Kilogramm Welsches Weidelgras
  • circa 5 Kilogramm Phacelia

Späte Aussaaten bis circa Ende August

Beispiel einer Zwischenfruchtmischung für späte Aussaaten. Der Wert der Gründüngung ist in erster Linie von der zur Verfügung stehenden Zeit und der Witterung abhängig:

  • circa 8 bis 10 Kilogramm Grünfuttererbsen
  • circa 8 bis 10 Kilogramm Sommerwicken
  • circa 2 Kilogramm  Ölrettich
  • circa 3 bis 5 Kilogramm  Senf
  • circa 2 Kilogramm Phacelia

oder

  • circa 8 bis 10 Kilogramm Grünfuttererbsen
  • circa 8 bis 10 Kilogramm  Sommerwicken
  • circa 3 bis 5 Kilogramm  Senf
  • circa 2 Kilogramm  Phacelia
  • circa 5 Kilogramm  Sonnenblumen
  • circa 5 Kilogramm  Buchweizen

Beispiele für Winterzwischenfrüchte (Aussaaten bis spätestens Ende September):

Landsberger Gemenge ist eine sehr wertvolle, bewährte Winterzwischenfrucht mit überragender Wurzelleistung und Stickstofffixierung. Nutzbar zur Grünfütterung, meist aber zur Silagenutzung oder Gründüngung. Nach der Nutzung Anfang Mai ist eine zusätzliche Bodenbearbeitung zur Unkrautregulierung und/ oder Strukturverbesserung möglich:

  • circa 18 bis 20 Kilogramm Inkarnatklee
  • circa 18 bis 20 Kilogramm  Welsches Weidelgras
  • circa 20 (bis 30) Kilogramm Winterwicken

Wickroggen ist in der Wirkung ähnlich dem Landsberger Gemenge:

  • circa 10 bis 15 Kilogramm  Winterwicken
  • circa 120 bis 130 Kilogramm  Grünroggen

Über die genannten Beispiele hinaus gibt es eine Vielzahl individueller, auf die Bedingungen des Standorts ausgerichteter Möglichkeiten, die vielfältigen Leistungen des Zwischenfruchtanbaus in die Fruchtfolge zu integrieren.


Aus der Forschung

Steigerung der Ertragsleistung durch optimierten Zwischenfruchtanbau


Letzte Aktualisierung 29.06.2021

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