Das Tierwohl von Rindern, Schweinen und Geflügel ist auch in der ökologischen Nutztierhaltung ein zentrales Thema. Doch wie im konventionellen Bereich orientiert sich die Beurteilung des Wohlergehens der Tiere zurzeit fast ausschließlich an baulich-technischen Vorgaben wie Platzangebot oder Stroheinstreu oder an bestimmten Managementmaßnahmen, die meist direkt am Tier vorgenommen werden (Enthornung, Kupieren von Schwänzen oder Schnäbeln). Verschiedene Studien haben jedoch gezeigt, dass diese indirekten Vorgaben auch im ökologischen Landbau nicht automatisch das Tierwohl verbessern. Der Grund dafür ist der große Einfluss des jeweiligen betrieblichen Managements, das entscheidend zum Tierwohl beiträgt.
Um den Faktor Management bei der Beurteilung des Tierwohls auf einem Betrieb zu berücksichtigen, liegt es nahe, das Wohlergehen der Tiere direkt am Tier zu beurteilen. Dafür benötigt man jedoch belastbare Kriterien beziehungsweise Indikatoren, die eine objektive Aussage über den Gesundheitszustand und das Wohlergehen ermöglichen.
Tierbezogene Indikatoren für jede Tierart
Solche Indikatoren hat ein Expertenteam des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) gemeinsam mit Fachleuten aus Wissenschaft, Beratung, Tierschutz und Praxis erarbeitet und für die Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung definiert. Dazu gehören Zahlen, die den Betrieben bereits vorliegen, wie etwa Milchzellgehalte bei Milchkühen aus den monatlichen Milchkontrolluntersuchen. Hinzu kommen weitere Messgrößen, die am Tier erhoben werden müssen, zum Beispiel der Anteil lahmer oder verschmutzter Kühe. Für jede Tierart wurde ein Set an Indikatoren festgelegt, mit denen in der Praxis häufig auftretende Tierwohlprobleme einfach und zuverlässig gemessen werden können. Mehr in der Broschüre "Übersicht Indikatoren Milchkühe und Legehennen".
Die Indikatoren wurden bewusst so gewählt, dass Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter die benötigten Daten eindeutig und mit vertretbarem Aufwand erheben können. Wie die Daten zu erheben sind, beschreiben drei KTBL-Leitfäden zur konkreten Anwendung tierwohlbezogener Indikatoren in der Praxis. Damit sich der Aufwand für einen Betrieb lohnt, müssen die Daten regelmäßig erhoben und sauber dokumentiert werden. Wie regelmäßig, hängt letztlich vom jeweiligen Indikator ab.
Während zum Beispiel Tierverluste bei Legehennen monatlich dokumentiert werden sollten, genügt es, den Anteil lahmer Mastputen in den letzten vier Lebenswochen zu prüfen. Zudem muss nicht bei jedem Indikator die gesamte Herde geprüft werden. So ist zum Beispiel bei der Kontrolle des Aufstehverhaltens von Kühen eine Stichprobe von zehn Prozent der Herde ausreichend. Für eine möglichst sorgfältige und fachgerechte Erfassung empfehlen die Fachleute des KTBL die Teilnahme an einer Fortbildung.