Hühner sind sozial lebende Tiere. Bankivahühner und auch verwilderte Haushühner leben in freier Wildbahn während der Brutsaison in kleinen Gruppen (vier bis sechs Hennen und ein Hahn), ansonsten in gemischtgeschlechtlichen Gesellschaften (bis 50 Tiere). Sie fressen, ruhen etc. möglichst gleichzeitig. Das Zentrum ihres Territoriums ist der Schlafbaum, um den herum sich mehrere Sicherheitszonen mit jeweils unterschiedlichen Zufluchtorten (je näher beim Schlafbaum, desto sicherer fühlen sich die Tiere) befinden.
Zu den freundlichen Verhaltensweisen gehören das soziale Picken am Schnabel bzw. Gefieder (kein Federpicken!) der Artgenossen. Drohen und Kämpfen zählen zu den aggressiven Verhaltensweisen.
Hühner haben ein sehr differenziertes Ausdrucksvermögen. Die Kommunikation erfolgt durch Körperhaltung, Stellung des Gefieders (beispielsweise Aufplusterung) und verschiedenste Lautäußerungen. Es gibt über 30 verschiedene Laute. Das Lautrepertoire ist den Hühnern angeboren. Hühner können sich auch unabhängig von ihrer Rassenzugehörigkeit verständigen.
Das Krähen etwa dient der Revierkundgebung, der Verteidigung und als Imponier- und Drohgehabe. Hähne beginnen etwa im Alter von 75 Tagen zu krähen. Das Krähen dient weiterhin dem Zusammenhalt der Gruppe.
Voraussetzung für die Ausbildung einer Rangordnung ist das individuelle Erkennen der Tiere untereinander. Die Tiere erkennen sich u.a. anhand der Form des Kammes und der Größe des Kopfes. Die Rangordnung dient der Vermeidung von wiederholten Rangkämpfen und vermindert so die Häufigkeit der Auseinandersetzungen. Sie regelt einen möglichst konfliktfreien (energiesparenden) Zugang zu Nahrung, Wasser, Sexualpartner etc.
Schon in den ersten Lebenswochen finden Auseinandersetzungen zwischen den Küken statt. Hennen und Hähne haben eine separate Rangordnung. Hähne sind meist dominant, Jungtiere meist subdominant. In kleinen Gruppen verläuft die Rangordnung meist linear (d.h. Tier A ist ranghöher als Tier B, Tier B ist ranghöher als Tier C und folglich ist Tier A ranghöher als Tier C). Weiteren Einfluss auf den Rang haben der Gesundheitsstatus, Hormonspiegel, die Spornlänge und Kamm-/ Kehllappen (je größer bzw. farbintensiver desto ranghöher).
Der Hahn erfüllt innerhalb der Sozialstruktur einer Hühnerherde wichtige Funktionen. Er bringt zum Beispiel legegestimmte Hennen zu möglichen Nestplätzen und sorgt dafür, dass abends alle Hennen in den Stall kommen bzw. auf dem Schlafbaum aufbaumen und warnt vor Flugfeinden. Deswegen wirkt sich ein Hahn (pro etwa 30 bis 40 Hennen) auch positiv auf das Verhalten der Herde im Freiland aus.
Eine Furcht- und Fluchtreaktion entsteht, wenn etwas Ungewohntes in die vertraute Umwelt eindringt. Natürliche Feinde ausgewachsener Hühner sind Hunde, Katzen, Marder und Füchse, Greifvögel (insbesondere Milan und Habicht).
Hühner werden auch tagsüber von ihren Feinden geschlagen. Besonders heftig reagieren Hühner bei dunklen Erscheinungen über ihnen, das heißt bei großen Vögeln. Fluchtort ist die gewohnte Umgebung (Stall), Deckung, Gebüsch, Vordach etc. Sicher fühlen sich Hühner bei störungsfreier Umgebung (abwechslungsreich gegliedert mit Deckungsmöglichkeiten wie etwa niederes Buschwerk).
Stalleinrichtungen in Bezug auf das Sozialverhalten sind eng mit den anderen Funktionsbereichen wie Ruhen, Fortbewegung und Nahrungsaufnahme verknüpft. Eine klar strukturierte Umwelt, die ungestörtes Ruhen, Fressen und Fortbewegung gewährleistet, wirkt sich sehr positiv auf das Sozialverhalten der Tiere aus (zum Beispiel Ruhezonen ohne Fress- oder Tränkeeinrichtungen). So gehen rangniedere Tiere tagsüber auf höher gelegene Sitzstangen oder Ebenen, um Aggressionen aus dem Weg zu gehen. Erkrankte oder verletzte Tiere sind ebenfalls weniger wehrhaft gegenüber den Artgenossen und sondern sich daher ab. Damit sie sich ungestört erholen können, sollten Krankenabteile im Stall eingerichet sein.
Letzte Aktualisierung 25.06.2018