Ein wesentlicher Ansatzpunkt im Management ist die Anpassung der Fütterung an das gewählte Weidesystem und das Leistungspotential der Herde. Vollweidesysteme lassen sich insbesondere bei niedrigem bis mittlerem Leistungsniveau sehr gut etablieren. Denn durch intensive Weidesysteme wie Kurzrasen- oder Portionsweide können Milchkühe mit ausreichenden Mengen an energie- und eiweißreichem Grundfutter versorgt werden.
Wird im Stall zugefüttert, sollte die ergänzende Ration optimal auf den Pflanzenbestand und seine Inhaltsstoffe abgestimmt werden. So sind zum Beispiel leistungsstarke Herden bei häufigem Weidegang auf eine zusätzliche Energiezufuhr angewiesen, um die Stoffwechselgesundheit und Körperkondition der Tiere zu erhalten. Mit einer gezielten Ergänzung energiereicher Futtermittel kann zudem eine bessere Ausnutzung des Proteins im Weidegras erreicht werden. Hohe Harnstoffgehalte (mehr als 300 Milligramm pro Liter) bei gleichzeitig geringen Eiweißgehalten der Milch (weniger als 3,8 Prozent) zeigen an, dass ein Überschuss an Futterprotein bei gleichzeitigem Energiemangel vorliegt, sodass die Pansenmikroben das vorhandene Rohprotein nicht vollständig nutzen können.
Ein überhöhter FEQ (Fett Eiweiß Quotient) (≥ 1,5), insbesondere in der Frühlaktation, ist ein Zeichen für Energiemangel und den Abbau von Körperreserven. Grund dafür können überständige Weiden sein oder längere Trockenperioden, in denen zu wenig junges, energiereiches Gras nachwächst. Die daraus resultierende geringere Energieaufnahme auf der Weide sollte ebenfalls durch das Zufüttern energiereicher Rationen ausgeglichen werden.
Mehr Struktur füttern bei jungem Gras
Bei einem großen Angebot an jungem Gras nehmen die Kühe beim Weiden dagegen viel Energie und Eiweiß auf, aber wenig pansenwirksame Rohfaser. Deshalb sollte die ergänzende Ration zusätzliche Strukturkomponenten bieten wie zum Beispiel Stroh. Auch erhöhte Harnstoffgehalte von über 300 Milligramm pro Liter Milch können auf eine übermäßige Versorgung mit Rohprotein hindeuten und sollten über eine möglichst proteinarme Ration berücksichtigt werden.
Die Anpassung der Rationen bei Weidehaltung wird auch dadurch anspruchsvoll, dass sich Energie-, Protein- und Rohfasergehalte der Weide im Saisonverlauf vom Frühjahr bis zum Herbst stetig verändern. Außerdem gibt es zwischen den einzelnen Weideflächen oft große Unterschiede bei der Futterqualität, die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter berücksichtigen müssen.
Wasserversorgung wird oft unterschätzt
Ein häufig unterschätzter Punkt beim Weidemanagement ist eine ausreichende Versorgung der Herde mit Wasser, die ebenfalls elementar für das Tierwohl ist. Denn laktierende Kühe trinken an heißen Sommertagen bis zu 150 Liter Wasser und mehr. Am höchsten ist der Bedarf nach dem Melken und Fressen. Die Kühe sollten möglichst ungehindert und stressfrei Wasser aufnehmen können. Dafür rechnet man eine Tränke für 20 bis 25 Kühe.
Da die Tiere ungern längere Wege zum Trinken auf sich nehmen, sollte auf der Weide im Umkreis von 100 bis 150 Metern immer eine Tränke erreichbar sein. Je nach Geländeausprägung und Weideform ist deshalb eine stationäre Tränke für zwei bis vier Hektar optimal. Zudem müssen alle Tränken oder angebotenen Wasserfässer regelmäßig kontrolliert werden, an heißen Sommertagen mindestens ein Mal täglich.
Klauengerechte Treibwege
Um die Vorteile des Weidegangs für die Klauengesundheit zu nutzen, sollten auch die Triebwege vom Stall zur Weide optimal gestaltet sein. Das gilt vor allem bei größeren Distanzen zu den Weiden. Besonders günstig sind befestigte, steinfreie Wege mit stabilem Untergrund. Bei kurzen Wegen sind betonierte Flächen ideal. Auf unbefestigten Wegen kann man das Entstehen von morastigen, verschlammten Stellen mit Holzhackschnitzeln vorbeugen.