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Boden gut machen – aber wie?

Im Rahmen der KTBL-Tage 2021 "Boden gut machen – neue Ackerbausysteme" wurde intensiv über neue Ansätze in Produktionssystemen von der Bodenbearbeitung bis hin zur Züchtung oder auch in der technischen Entwicklung diskutiert.

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Zum ersten Mal fanden die KTBL-Tage als reine Online-Veranstaltung statt, die durch eine Posterpräsentation im Videoformat und Meet-the-Speaker Sessions ansprechend und abwechslungsreich ergänzt wurde.

Boden nachhaltig gut machen – Optimierung allein reicht nicht mehr aus

Die Landwirtinnen und Landwirte befinden sich im Kreuzfeuer aus neuen Herausforderungen durch Politik und Gesellschaft und den Extremwetterereignissen, hervorgerufen durch den Klimawandel. Dies führt standardisierte Produktionssysteme im Ackerbau an ihre Grenzen und beschleunigt den Strukturwandel in der Landwirtschaft. Im Rahmen der Tagung wurden folgende Fragen intensiv diskutiert:

Wie sieht ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Ackerbausystem aus? Wie können wir heute schon Ackerbausysteme für neue Anforderungen fit machen und wie können unsere Ackerbausysteme in der Zukunft aussehen?

Die Vorträge befassten sich mit direkten praxisnahen Lösungen im konventionellen und ökologischen Produktionsverfahren bis hin zur Umsetzung von Agroforstsystemen. Dabei stand auch die zentrale Frage, wie eine gerechte Vergütung von durch Landwirte erbrachte Ökosystemleistungen durch die Gesellschaft geschaffen werden kann.

Durch angepasste, teilflächenspezifische Bewirtschaftung und neue Technologien kann die Umwelt geschont und Biodiversität erhalten werden. Den größten Hebel im Werkzeugkasten sind und bleiben jedoch pflanzenbauliche Entscheidungen der Landwirtin und des Landwirts wie eine Diversifizierung der Fruchtfolge und eine angepasste Bodenbewirtschaftung.

Walter Dübner, Unterabteilungsleiter der Abteilung 7 im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, und Professor Dr. Eberhard Hartung, Präsident des KTBL, verwiesen in ihrer Begrüßung auf die Bedeutung der Landwirtschaft in diesem Kontext. Technische, aber auch politische Anpassungen erforderten neues betriebswirtschaftliches Denken für Landwirtschaft und auch für den Forst, so Dübner, und bei allen Maßnahmen solle man die praktischen Landwirtinnen und Landwirte nicht vergessen.

Welche ökologisch, ökonomisch und sozialen Anforderungen an Ackerbausysteme gestellt werden sollte, wurde im Plenum beleuchtet. Durch die globalen Ernährungstrends von Verbraucherinnen und Verbrauchern und die Auswirkungen des Klimawandels sei Europa mit ein Standortvorteil und als Vorreiter im Bereich Technologie gut aufgestellt für die Zukunft. Wie sich neue Ackerbausysteme in Zukunft entwickeln hängt auch von den kulturellen und ethischen Faktoren ab, beispielweise wie offen eine Gesellschaft für Grüne Gentechnik oder alternative Proteinquellen ist, so Professor Dr. Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg. In Deutschland sollen neue Tierwohl- und Umweltstandards umgesetzt werden. Möglichkeiten, wie sich dies in Zukunft mit einem neuen Gesellschaftsvertrag auch ökonomisch realisieren lässt, verdeutlichte Professor Dr. Ludwig Theuvsen am Beispiel "Niedersächsischer Weg".

Wie heute schon Boden gut gemacht werden kann zeigte Professor Dr. Carola Pekrun von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Nachhaltige bodenschonende Anbauverfahren mit einer nahezu ganzjährigen Bedeckung des Bodens können helfen, Ackerbausysteme klimaresilienter zu machen. Sie bieten jedoch nicht für jede ackerbauliche Herausforderung eine Lösung. Um diese erbrachten Umweltleistungen, die nicht mit Ertragssteigerungen verbunden sind, umsetzen zu können, wird ein monetäre Unterstützung benötigt, so Professor Pekrun.

Eine weitere Möglichkeit landwirtschaftliche Produktionssysteme klimaresilienter zu gestalten und dabei gleichzeitig die Artenvielfalt zu erhöhen, zeigte Dr. Christian Böhm von der Technischen Universität Cottbus-Senftenberg am Beispiel von Agroforstsystemen auf. Besonders in großstrukturierten Regionen können Baumreihen im Feld Wind- und Wassererosion vermindern und ein vorteilhaftes Mikroklima für Pflanzenbestände schaffen. Die Technik zur Umsetzung solcher Systeme ist in der Praxis vorhanden, jetzt müssten nur noch die politischen Weichen gestellt werden.

Die Ressource Boden zu erhalten und zu schützen hat auch in der Zukunft eine zentrale Bedeutung. Um nachhaltig produzieren zu können werden neben Innovationen im Pflanzenbau auch neue ökonomische Berechnungsmodelle benötigt, bei denen die wahren Kosten in nicht andere Wirtschaftsbereiche ausgelagert, sondern direkt am landwirtschaftlichen Produkt definiert werden. Nachhaltigkeit sollte zu einem Geschäftsmodell werden. Dies biete die Möglichkeit, umweltschonende Ackerbausysteme auch ökonomisch besser zu positionieren, so Volkert Engelsman, Gründer von Eosta BV, und Alexander Müller, ehemaliger Staatsekretär und Gründer des Think Tank für Nachhaltigkeit (TMG). Die aktuelle Agrarpolitik der EU mit einer stärkeren Kopplung von Agrarsubventionen an Umweltleistungen sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Der Tagungsband kann auf der Homepage des KTBL unter www.ktbl.de im Bereich "Themen A-Z – KTBL-Tage" kostenfrei heruntergeladen werden. Die verfügbaren mitgefilmten Vorträge und Posterbeiträge finden Sie im KTBL YouTube-Kanal.

Quelle: Pressemitteilung KTBL

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